Kommunalwahl: Das sind die Online-Strategien der Kandidaten in Forchheim

12.2.2020, 06:06 Uhr
Kommunalwahl: Das sind die Online-Strategien der Kandidaten in Forchheim

© Montage: NN

Anno 2013 entdeckte Angela Merkel „Neuland“. Sie nannte es: das Internet. Für ihre Aussage wurde die Bundeskanzlerin damals belächelt. Doch tatsächlich vollzog sich Anfang des vergangenen Jahrzehnts im „world wide web“ ebenso wie in der realen Welt ein digitaler Wandel: Das Smartphone war dabei, zum absoluten Alltags-Endgerät zu werden, Facebook entwickelte sich von einem sehr großen zum allergrößten sozialen Netzwerk, WhatsApp begann die SMS abzulösen und plötzlich fingen alle an zu „twittern“. Der verstärkte Wahlkampf im Internet ist seither nicht mehr aus der „großen“ Politik wegzudenken, im Guten wie im Schlechten.

Wie aber nutzen Parteien und Politiker das Netz auf der hierzulande unmittelbarsten Ebene demokratischer Mitbestimmung, den Kommunalwahlen? Welche Online-Strategien nutzen die Kandidaten im Landkreis Forchheim?

Ohne Netz geht‘s nicht

„Ein Wahlkampf ohne Internet ist wohl in einer Stadt der Größe Forchheims kaum noch möglich. Deswegen haben wir natürlich eine Online-Strategie“, sagt OB-Kandidatin Annette Prechtel (FGL). Gleichwohl betont sie, dass sie „das direkte persönliche Gespräch“ mit den Menschen für „viel, viel wichtiger“ erachte.

Die Basis ihres digitalen Wahlkampfes ist Prechtels Internetseite www.annetteprechtel.de. „Dort sind die wichtigsten Inhalte meiner Kandidatur, Persönliches, aber auch Aktuelles und Termine relativ ausführlich zu lesen“, erklärt sie. Die Seite soll „ein authentisches Bild von mir als Kandidatin liefern. Das ist meines Erachtens gut gelungen, weil wir sie von Profis haben erstellen lassen“. Zudem gibt es die Webseite der gesamten Forchheimer Grünen Liste www.fgl-forchheim.de.

In Sachen Social Media konzentriert sich Prechtel auf Facebook. Dort gebe es „für reale Inhalte und Ereignisse noch einmal zusätzliche Resonanz“, mitunter seien „gute Anregungen“ oder „bedenkenswerte Kritik“ dabei. Bezahlte digitale Wahlwerbung hingegen lässt sie bleiben, sagt Prechtel. „Das ist uns schlicht zu teuer und zu wenig wirksam.“

"Das ist der Udo"

Eine augenscheinlich sehr aktive Rolle – neben der inzwischen für fast jeden ambitionierten Politiker obligatorischen Facebook-Seite – spielt das Internet bei Udo Schönfelder, dem OB-Kandidaten der Forchheimer Christsozialen: Auf YouTube hat Schönfelder unlängst ein professionelles, im Stile eines Kindertrickfilms produziertes Video mit dem Titel „Das ist der Udo“ hochgeladen. Darin werden in knapp vier Minuten auf humorvoll-selbstironische Weise seine programmatischen Ziele erklärt.

Sein Instagram–Auftritt (@udofueruns) zählt 279 Abonnenten, er postet regelmäßig Bilder von öffentlichen Terminen oder Schnappschüsse aus der Stadt. Schönfelder kann auf eine eigene Info-Internetseite (www.udo-fuer-uns.info) setzen, alle Stadtrats-Kandidaten der CSU präsentieren sich auf einer Sonder-Webseite zur Wahl (www.forchheim-kann-mehr.de).
Welche Wählergruppen der OB-Kandidat im Netz erreichen will? „Ungeachtet des Alters oder anderen Kriterien: Eben diejenigen, die klassische Medien kaum oder gar nicht nutzen.“

Geht es um überregionale Beiträge ist es Schönfelder wichtig, im Internet „umfassend“ zu informieren: Ungut wäre es, meint er, wenn sich Menschen hier „nur in ihrer Blase bewegen, subjektive Eindrücke auf sich einrieseln lassen und wichtige Entwicklungen nicht mehr objektiv wahrgenommen werden“. Dabei sieht er vor allem die Gefahr, „dass man sich irgendwann im wahrsten Sinn des Wortes im Netz verfängt und Hetzern und Populisten auf den Leim geht“.

Sehr viel „nostalgischer“ als Schönfelders Online-Auftritt gestaltet sich der seines Parteikollegens, Landrat Hermann Ulm (www.hermann-ulm.de). Hier handelt es sich um eine etwas antiquiert anmutende Seite ohne „responsive design“, das heißt: Es gibt keine handyfreundliche Darstellung der Inhalte. Die Seite verwendete Ulm auch schon 2014 und ihm, sagt er, sei es „wichtiger, dass da aktuelle Termine, Ziele, Inhalte und mein Lebenslauf drinstehen als eine neue Hochglanz-Homepage zu präsentieren“, so der CSU-Politiker. Regelmäßige Bild-Beiträge zu öffentlichen Anlässen, Feiern oder Jubiläen im Landkreis sind gleichwohl auf Ulms Facebook-Seite zu finden.

Das gilt auch für seinen sozialdemokratischen Herausforderer Reiner Büttner: Der nutzt Facebook aktiv, um seine Vorstellungen einer gelungenen Kreispolitik unter die Leute zu bringen. Wer aber nach „Reiner Büttner SPD“ googelt, findet zwar etliche Presse-Berichte über seine Nominierung zum Landratskandidaten und ein Video des Landtagskandidaten Reiner Büttner aus dem Jahr 2013 – aber keine eigene, aktuelle Landratswahl-Seite des Politikers. Lediglich über die Homepage des SPD-Kreisverbandes (www.spdforchheim.de) wird man nach etwas Wisch- beziehungsweise Kurbel-Arbeit fündig.

Professioneller gestaltet sich der Internet-Auftritt der Forchheimer FDP (www.fdp-forchheim.de), der schon seit Jahren auch für Smartphone-Nutzer ausgelegt ist. Die Facebook-Seite der hiesigen Freien Demokraten wird ebenfalls – mit teils mehreren Posts am Tag – auf Stand gehalten. In seiner Funktion als Stadt- und Kreisrat sowie vor allem als Forchheimer Landtagsabgeordneter ist FDP-Politker Sebastian Körber auf allen populären Kanälen sozialer Netzwerke umtriebig, von Facebook bis Instagram (@sebastiankoerber_mdl).

Ein ebenfalls sehr aktiver Nutzer der sozialen Medien ist FW-Politiker Manfred Hümmer. Auf Portalen wie Facebook scheut der Stadt- und Kreisrat auch kontroverse Diskussionen nicht. Ihre Facebook-Seite bestücken die Freien Wähler Forchheims mit regelmäßigen aktuellen Beiträgen und Videos, gleiches gilt für ihre Homepage (www.fw-forchheim.de) und die Webseite des FW-Kreisverbandes (www.fw-kreis-forchheim.de). Auch die Foto-Plattform Instagram wird von den FW genutzt (@fwforchheim).

Die Jungen Bürger (JB) Forchheims weisen in einer aktuellen Mitteilung ausdrücklich auf ihre Präsenz in den sozialen Medien hin: „In regelmäßigen Abständen gibt es neue Videos und Fotobeiträge“, so die JB. Das gilt für ihre reguläre Homepage (www.junge-buerger.de/forchheim) wie ihre unter dem Kürzel „jb.forchheim“ zu findenden Profile auf Facebook und Instagram.

Auffällig ist, dass Twitter von fast keinem der Politiker aus dem Landkreis für politische Zwecke (oder überhaupt) genutzt wird. Ausnahmen sind Sebastian Körber, die Forchheimer Freien Wähler – und Forchheims OB Uwe Kirschstein (SPD). Letzterer „zwitschert“ zumindest ab und an ganz gerne etwas über den Kurznachrichtendienst. „Für meine Online-Kanäle insgesamt habe ich eine verbindende Strategie, die mich als Person, als Oberbürgermeister, aber auch als Mensch zeigen“, sagt Kirschstein mit Blick auf die OB-Wahl. Dafür ist er auf Facebook, Instagram (@ukirschstein)und YouTube ebenso vertreten wie auf Business-Plattformen wie Xing oder Linkedin. Und natürlich hat er eine eigene Webseite (www.uwekirschstein.de).

"Dauerhafte Ansprechbarkeit"

„Politisch nutze ich Facebook sehr rege“, erklärt Kirschstein – weil er die Interaktion und den Austausch mit anderen Nutzern schätze. Als Juror der ersten beiden „Forchheim-Shots“-Ausstellungen hat er Instagram für sich entdeckt. „Hier kann ich meine Foto-Leidenschaft, die einst noch in analoger Zeit begann, ein wenig ausleben“, so Kirschstein. „Hier möchte ich vor allem zeigen, wie schön meine Lieblingsstadt Forchheim ist.“

Für den OB ist klar, dass sich der im Internet geführte Wahlkampf verändert hat: Vor dem Siegeszug der sozialen Netzwerke sei es Politikern und Parteien im Netz eher um das Präsentieren der Positionen und Ziele mit Webseiten gegangen. Heute dienten die großen Plattformen vor allem dem Austausch mit den Nutzern und der „kontinuierlichen und dauerhaften Ansprechbarkeit“ von Amtsträgern. Das sei, so Kirschstein, „eine wichtige Möglichkeit, um mit den Menschen in Verbindung zu bleiben“.

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