Kreis Forchheim: Handwerk kämpft mit Nachwuchssorgen

20.1.2020, 06:00 Uhr
Der Betriebseigentümer Friedrich Maderer von Holzbau Friedrich in seinem Büro mit einem der Wandteile, die er für seine Holzhäuser verbaut.

© Karoline Rübsam Der Betriebseigentümer Friedrich Maderer von Holzbau Friedrich in seinem Büro mit einem der Wandteile, die er für seine Holzhäuser verbaut.

Einer der wenigen Kleinbetriebs-Inhaber ist Friedrich Maderer, der 2018 mit seinem Holzbaubetrieb die Existenzgründung gewagt hat. Zunächst alleine, sind sie heute zu dritt an den Standorten Egloffstein und Hiltpoltstein. Maderer plant und baut ökologische Massivholzhäuser. Der Zimmerermeister und staatlich anerkannte Energieberater legt dabei Wert auf Ganzheitlichkeit: „Wir machen alles, von der Planung und den Entwürfen, dem Holzbau mit Verwendung von ökologischem Holz aus der Fränkischen Schweiz, dem Bayerischen Wald und dem Schwarzwald bis hin zum Innenausbau und liefern ein Energiekonzept dazu.“

Eigentlich wollte der 29-Jährige Architektur studieren – „aber ich bin Praktiker und möchte nicht nur entwerfen, sondern selbst konstruieren und Räume und Häuser erschaffen“. Nach der Meisterschule plante der dreifache Familienvater zunächst die Betriebsübernahme einer Zimmerei. „Der Firmeninhaber wollte aber dann eine schnelle Lösung und hat sein Unternehmen an eine große Baufirma verkauft.“

Erstes Gebot: Motivation

Für eine eigene Firma ist es nötig, immer motiviert zu bleiben und auch Durststrecken in Kauf zu nehmen. Das Marketing sei wichtig und man sollte ein gutes Netzwerk haben: „Hier in der Fränkischen Schweiz kennen sich die Handwerker untereinander, man spielt sich die Aufträge auch mal zu“, sagt Maderer.

Viele Anbieter von Massivholzhäusern mit einem ganzheitlichen Ansatz gebe es nicht im Fränkischen: „Es spricht sich schnell herum, dass es das bei uns gibt und alles aus einer Hand kommt“. Außerdem wichtig: „Man muss immer up to date bleiben und sich fortbilden, gerade im IT-Bereich, denn schließlich verbringe ich 50 Prozent meiner Arbeitszeit am Computer.“

Momentan sind Maderer und seine beiden Mitarbeiter, ein Holzbautechniker und ein Schreiner, auf der Suche nach einer großen Gewerbefläche. In den Büros in Hiltpoltstein und Egloffstein wird an den PCs und Schreibtischen entworfen und gerechnet. Das Baumaterial wird dann direkt zur jeweiligen Baustelle gebracht.

„Selbst hier auf dem Land sind die Grundstückspreise für Gewerbeflächen wie in den Städten überirdisch, das macht es Firmengründern nicht gerade leicht“, klagt Maderer.

Nebenerwerb überwiegt

Nach Aussagen von Gründungsberater Reinhard Wirth von der Handwerkskammer Oberfranken gab es in den Jahren 2019 und 2018 zwar zahlreiche Existenzgründungsberatungen, überwiegend aber als „nebenerwerbsmäßige Selbstständigmachungen“ oder Kleinstgründungen als Ein-Mann- beziehungsweise Frau-Betrieb. Die Gründungen von klassischen Vollerwerbsbetrieben in einem traditionellen Handwerk wie etwa Schreiner oder Schlosser tendieren dagegen stark rückläufig. Wirth berät seit über 30 Jahren Handwerksbetriebe und begleitet Firmengründer in diesem Bereich. „Vollerwerbsmäßige Betriebsgründungen sind bei uns in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Es gibt eher Gründungen im Nebenerwerb, also Handwerker, die hauptberuflich bei einer größeren Firma angestellt sind und sich nebenbei am Wochenende als Selbstständige etwas dazu verdienen möchten“, erklärt Wirth.

Der Berater der Handwerkskammer kennt auch Gründe für diese Entwicklung: Dem Handwerk gehe es gut, die Auftragsbücher seien gefüllt. „Wenn es in einer Branche gut läuft, dann nehmen die vollerwerbsmäßigen Gründungen ab“, so Wirths Fazit aus langjähriger Erfahrung.

Auch bei Betriebsübernahmen oder -nachfolgen haben sich Veränderungen ergeben: „Der Schwerpunkt bei den Betriebsübernahmen liegt nach wie vor in der Nachfolge durch Tochter oder Sohn und Familienangehörige.“ Aber auch hier gebe es eine klar rückläufige Tendenz.

Es mangelt an "Nachfahren"

War es früher beinahe selbstverständlich, dass die Kinder den gleichen Beruf erlernten und später den Betrieb übernahmen, so orientieren sich auch die Nachfahren alteingesessener Handwerker heute oft ganz anders.

Daher hören sich Betriebseigentümer, die einen Nachfolger suchen, im Bekanntenkreis oder bei Kollegen nach Interessenten für ihre Firma um, lassen sich von den Wirtschaftskammern beraten oder wenden sich an die Vermittlungsbörse „nexxtChange“.

„Wenn im Raum Forchheim gegründet wird, sind es meistens Gründerinnen und Gründer aus Kosmetik, Nagelstudio oder Baugewerbe“, weiß Anastasia Bulglov von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Forchheim.

Die Wirtschaftsförderung am Forchheimer Landratsamt führt gemeinsam mit der IHK Oberfranken sowie den Aktivsenioren regelmäßig Beratungstage für Existenzgründung und -sicherung sowie Unternehmensnachfolge durch. Auch hier zeigt sich für Bulglov ein klarer Trend: „Wenn, dann haben wir bei den Beratungen tatsächlich öfters Handwerksbetriebe, die eher übernommen oder abgegeben werden sollen, als dass wirklich neu gegründet wird.“

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