Kunstwerke aus Papier: Hartmut Klinge aus Ebermannstadt

2.8.2020, 15:28 Uhr
Kunstwerke aus Papier: Hartmut Klinge aus Ebermannstadt

© FotO: Marquard Och

Ebermannstadt und die Fränkische Schweiz wurden nach dem "Erzieherleben" - er war bs 1997 Kunsterzieher im niedersächsischen Oldenburg - 2005 zur Wahlheimat von Brigitte und Hartmut Klinge. Im Loblied auf Ebs hat er gedichtet: "Ist schön gelegen – zwar nicht groß – sein Image gilt als makellos – Besucher schätzen seinen Reiz – als Zugang zur Fränkischen Schweiz."

Dichten tut der inzwischen 80-Jährige also auch noch – so über "Alter und Humor" – der Kernreim geht da wieder auf das Papierfalten zurück. Die Kunst der Faltung ist nicht die im Gesicht, diese Falten entstehen sowieso. Das führt der Vielseitige in einer Schriftmalerei aus, die ihresgleichen sucht, dabei ist dies nicht weit hergeholt, Gattin Brigitte ist ausgebildete Kalligraphin – auch aus ihrem Schnippelabfall entsteht Neues.

"Ich suche neue Ideen nicht, sie kommen zu mir", schildert der Experte dem Laien die Ausflüsse aus seinen "Hirnereien". Ehefrau Brigitte die den Tatendrang schon mal bremst, sagt dazu: "Schön ist es schon, wenn der Frühstückstisch mit einem Ergebnis der nächtlichen Phantasien des Gatten garniert ist."

Von 1998 bis 2005 hatten die Klinges ihr Leben in ungarische "Vorfahrendörfer" verlegt: Auf große Resonanz traf eine Ausstellung in der Budapester Kempinski-Galerie, der "Pester Lloyd" berichtete über den "enormen Formen- und Kompositionsreichtum" der Klinge-Werkstatt.

2015 holte sich Bürgermeisterin Christiane Meyer als bekennende Anhängerin der Klinge-Künste Bilder und Collagen des experimentierfreudigen Gestalters, der Picasso zum Vorbild hat, ins Rathaus.

Schwer erkrankt

Mythos und Malkunst bringt der vom Kunsterzieher zum "Kunstverzierer" Gewandelte in einem Tryptichon zum Ausdruck – das Studium der Bedeutung der archaischen Zeichen und Symbole war Voraussetzung.

Seit 2018 ist Hartmut Klinge schwer erkrankt – die Chemotherapie macht ihm zu schaffen, die Kraft reicht nicht mehr, um Ausstellungen zu organisieren, wie jene im Forchheimer Heilmann-Haus oder zuletzt die "schräge" Sonderausstellung für "Wortakrobaten" im Ebser Heimatmuseum. "Egal ob es mir beschissen geht, gewerkelt wird jeden Tag", sagt er dennoch.

Dabei entstehen sogenannte PopUps – beim Aufschlagen solcher Klatten kommt der verehrte "Dichterfürst" Goethe zur "Auferstehung". Da passt der von Klinge erfundene Begriff "Klebtomanie" wie die Faust aufs Auge – an die 20 Stunden schnippelt und klebt er an einem solch filigranen Puzzle – an ein entsprechendes Salär mag der Kunstschaffende gar nicht denken. Das gleiche gilt für die Buchobjekte – ausnahmslos Unikate – dieses aus Blech, jenes mit Klang. Auch Tast- und Riechbücher gehören zum Spektrum.

Die Inhalte strotzen von Ironie und hintersinnigem Humor. Beispiele der Verfremdungen: Andy Warhol ist nicht Rosenkavalier sondern "Dosenkavalier". Unter das Foto der Ex-SPD Vorsitzenden Andrea Nahles schreibt Klinge "Fleischiges Lieschen". Aus der Stierkampf-Arena wird ein "Am Vieh Theater". Abgebrannte Streichhölzer symbolisieren den Begriff "Burnout".

Am vergangenen Sonntag feierte Hartmut Klinge mit Freunden seinen 80. Geburtstag – es gratulierte als "größter Fan" Bürgermeisterin Christiane Meyer – wir schließen uns dem an und wünschen: Gesundung.

 

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