Abgedreht

Kuriose Filmarbeiten im Baumarkt

25.6.2021, 12:00 Uhr
Eine wilde Truppe in schrägen Kostümen.

© Foto: Udo Güldner Eine wilde Truppe in schrägen Kostümen.

Acht Stunden dauern die Dreharbeiten schon. René Kraus alias "DerEnte" greift ständig zum Handtuch. Dabei können Erpel eigentlich gar nicht schwitzen. An diesem Sonntag aber ist alles anders. Im Sonderpreis-Baumarkt tummeln sich keine Kunden, vielmehr dreht die Crew aus Forchheim hier in Baiersdorf gerade ein Musikvideo. "Da wo die Schraube wohnt."

Irgendwie passt es ganz gut, dass da einige, die im künstlerischen Sinn des Wortes eine Schraube locker haben, ausgerechnet hier vor der Kamera stehen. Hinter sich regalmeterweise Kisten mit Schrauben aller Art, die man kiloweise kaufen kann. Ein grobes Gerüst haben sich Hauptdarsteller Kraus und sein Kameramann Michael Adler zuvor schon überlegt. Vieles aber entsteht spontan.

Im Höhenflug

Etwa wenn Verkäufer Ingo Fiedler, der sich selbst spielt, den Weg zu den PVC-Rohren erklärt. Da darf er dann genau das sagen, was er sonst auch immer sagt. Obwohl sich Kraus ein Gespräch ausgedacht hat. Oder wenn Waldemar Holz, sonst Fachmann zwischen den Regalen, mit der elektrischen Ameise einen Aus-Flug für DerEnte ermöglicht. Ist der Erpel, der mit seiner Ukulele hoch hinaus will, doch im Grunde flugunfähig. Damit die wenigen Sekunden auf die Speicherkarte kommen, braucht es mehrere Durchläufe. Alle streben nach Perfektion. Das erfordert bis zur letzten Sekunde volle Konzentration und vor allem viel Geduld.

Denn nicht jeder hat ständig etwas zu tun. Mitunter gibt es auch Leerlauf, den man nutzen kann, um sich in Sachen Winkelschlüssel, Brandmelder oder Holzspalter weiterzubilden. Im Laufe des Tages wird jeder Fleck der 800 Quadratmeter Verkaufsfläche genutzt. Für kleine, reichlich absurde Dialoge, kurze aber überdrehte Slapstick-Einlagen und wilde Verfolgungsjagden im Einkaufswagen.

Später sollen die Bewegungen mit PacMan-Geräuschen unterlegt werden. Aus dem Materiallager strahlen derweil Jonas Hacks Audience-Blinder um die Wette. Sie tauchen den Musiker und Comedian Axel "Atze" Bauer in geradezu himmlisches Licht, blenden aber, das verrät ihr Name, den Betrachter.

Hoch hinauf geht es für René Kraus alias „DerEnte“ mit der elektrischen Ameise.

Hoch hinauf geht es für René Kraus alias „DerEnte“ mit der elektrischen Ameise. © Foto: Udo Güldner

In den Pausen kann man sich mit Marktleiterin Doris Schindhelm unterhalten, die nebenbei etwas Ware einräumt. Schließlich wird am Montag wieder geöffnet. Ihre drei Hunde passen derweil auf, dass sich nicht doch noch ein Kunde verläuft und die Dreharbeiten stört. Drinnen sind alle getestet, dürfen deshalb ohne Maske drehen. Auch Krausens Ehefrau Melanie ist am Set, schwingt in der Kassen-Szene ein Beil. Sogar ihr zwei Monate junger Sohn Leo darf als Statist im Kinderwagen mitspielen. Das Baby hält sich ans Drehbuch und schläft. Es lässt sich auch von Marcel Meißner nicht wecken, der das "Tubulum" schon einmal warm spielt. Dafür senken andere gerade ihre Körpertemperatur mit Bier.

Kuriose Kostüme

Comedian Axel „Atze“ Bauer wird in geradezu himmlisches Licht getaucht.

Comedian Axel „Atze“ Bauer wird in geradezu himmlisches Licht getaucht. © Foto: Udo Güldner

Noch einmal geben der Musiker aus Forchheim und seine Freunde in einem Harlem Shake alles. Todesmutig haben sie sich bei gefühlt 40 Grad in kuriose Kostüme gezwängt. Einer als Hase, der andere mit Pferdekopf, der dritte als JBO-Affe. Im künstlichen Nebel tanzen sie dann im Hintergrund. Wie sich das für echte Pogo-Punks gehört, springen sie auf und ab und lassen die langen Haare wild kreisen. Nur das Anrempeln und Schubsen lassen sie bleiben. Dafür darf André Merx mit einem Spaten als Luftgitarren-Ersatz einen berühmten AC/DC-Move machen. Die jungen Musiker kennen sich alle aus der Partyrock-Band "Six Finger Jack".

Weil jetzt alle im Scheinwerferlicht stehen und keiner mehr übrig ist, um sich um die Beleuchtung zu kümmern, muss der NN-Berichterstatter ans Mischpult. Als Regisseur Adler technische Probleme hat, improvisieren Kraus und seine "East Side Boyz" mal eben einen Rap.

Ganz am Ende darf "Atze" Bauer sogar zuschlagen. Mit einem Flip-Flop verpasst der Special Guest aus Höchstadt seinem Kollegen Kraus eine Klatsche. Die wird in Zeitlupe aufgenommen, um später als visueller Gag in den Musikclip eingebaut zu werden. Das Video zum "Handmade-Techno" soll dann im August das Licht der Welt erblicken. Welche Geschichte es genau erzählt, das soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Am Abend sind alle Szenen im Kasten. Für Kraus wird es Zeit, seine Mitstreiter zu loben, die das hier als Freundschaftsdienst ohne jedes Honorar tun. "Ihr seid klasse." Mal sehen, wie der Musik-Clip wird.

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