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Kuriose Funde auf der Autobahn um Forchheim: Seltsame Kanister und ein Tresor

12.6.2021, 12:03 Uhr
Kuriose Funde auf der Autobahn um Forchheim: Seltsame Kanister und ein Tresor

Kürzlich postete die Autobahnpolizei Kamen aus dem Ruhrgebiet ein Foto auf Facebook. Zu sehen war eine Unmenge von Warndreiecken, verbunden mit der Botschaft, dass sich im Depot der Polizei inzwischen rund 100 Warndreiecke angesammelt haben. Gefunden auf den Autobahnen 1 und 2. Da stellt sich die Frage: Was landet so alles auf der A 73 bei Forchheim?

Rainer Kraus von der Verkehrspolizei Bamberg, die für die Autobahn bei Forchheim zuständig ist, hat mal in die Einsatzstatistik geschaut. Demnach rückte die Polizei allein in der ersten Jahreshälfte 2021 rund 120 mal aus, weil etwas auf der A 73 lag.

Besen, Kochtöpfe, ein Paar Ski und Wandreiecke als Fundstücke

Das Spektrum der Fundstücke reicht laut Kraus von während der Fahrt abgefallenen Autoteilen über Besen, Kochtöpfe und ein Paar Ski bis hin zu Mörteleimern und Warndreiecken, so wie sie auch in Kamen anfallen. "Die schiere Anzahl dieser Einsätze hat mich selbst überrascht", meint Kraus.

Für das Aufsammeln der größeren Fundstücke ist laut Auskunft der Verkehrspolizei Bamberg die Autobahnmeisterei in Hirschaid zuständig. Sie betreut die A 73 zwischen Möhrendorf und Breitengüßbach-Nord und das Teilstück der A 70 vom Bamberger Kreuz bis Bamberg-Hafen – in Summe rund 120 Kilometer Fahrbahn. Die Autobahnmeisterei wird von Wolfgang Wippenbeck geleitet, der genau weiß, was er und seine Mitarbeiter so alles finden.

Ein kleiner Wandtresor

"Ein nicht so alltägliches Fundstück war zum Beispiel mal ein Tresor", erinnert sich Wippenbeck. Der kleine Wandtresor von der Art, wie sie etwa in Hotelzimmern üblich sind, lag auf der Autobahn bei Forchheim, "hat sich noch öffnen lassen, war aber leer", so Wippenbeck: "Wir sind also nicht reich geworden dadurch." Darüber, wie der kleine Safe auf die Autobahn gekommen ist, lässt sich nur spekulieren. Möglich wäre etwa das Szenario, dass ein Dieb, der den Tresor samt Inhalt geklaut hatte, ihn nach der Entleerung kurzerhand auf der Flucht aus dem Auto geworfen hat.

Kuriose Funde auf der Autobahn um Forchheim: Seltsame Kanister und ein Tresor

© Foto: Bernd Thissen/dpa

Der außergewöhnlichste Fund, an den sich Wippenbeck und sein Team noch gut erinnern können, war der eines Toten, der wochenlang in der Ausfahrt Forchheim-Süd im Gebüsch im Auto gelegen hatte und erst bei Mäharbeiten durch die Autobahnmeisterei entdeckt worden war. Die NN haben im November 2002 über den Fall berichtet. Demnach stammte der zunächst unbekannte Tote aus dem Raum Coburg, wie die Polizei- Ermittlungen ergaben, und hatte auf der Fahrt in Richtung Norden vermutlich einen Herzinfarkt erlitten.

Leiche bei Grünstreifen-Pflegemaßnahmen gefunden

Der Wagen des Mannes, ein blauer Opel Corsa, war auf der Ausfahrtsspur nach Forchheim rechts gegen die Leitplanke geraten, wo sich noch Lackspuren finden ließen. "Dann schlitterte das Auto wohl über die Straße nach links in die Böschung zwischen Autobahn und Abfahrt Forchheim-Süd", heißt es in dem alten Zeitungsbericht: "Dort überschlug sich der Wagen und blieb auf dem Dach zwischen Bäumen und Gestrüpp liegen."

Der Unfall blieb damals über Wochen unbemerkt, obwohl täglich Tausende Autofahrer direkt an der Unglücksstelle vorbei kamen. Die bereits in Verwesung übergegangene Leiche wurde schließlich im November 2002 von den Mitarbeitern der Autobahnmeisterei entdeckt, die mit Pflegemaßnahmen am Grünstreifen beschäftigt und von dem makabren Fund im Gebüsch völlig überrascht waren.

Voll funktionsfähige Pistole entdeckt

Bei Mäharbeiten oder beim Mülleinsammeln im Bankett könne es durchaus vorkommen, dass man eine voll funktionsfähige Pistole findet, so Wippenbeck weiter. Auch Wertsachen sind mitunter dabei: "Geldbeutel haben wir öfters.

Kuriose Funde auf der Autobahn um Forchheim: Seltsame Kanister und ein Tresor

© Foto: imago images/JOKER/Paul Eckenrot

Wenn ein Ausweis drin liegt, können wir meistens auch schnell den Besitzer ausfindig machen. Und wenn wir dann bei denen anrufen, kommt es oft vor, dass die Leute noch gar nicht gemerkt haben, dass ihr Geldbeutel weg ist. Die sagen uns dann, dass das ganz sicher nicht ihrer sein könne, denn der liege bei ihnen im Auto. Und eine Viertelstunde später rufen die Leute dann zurück und sagen, dass es vielleicht doch ihr Geldbeutel sein könnte, den wir da gefunden haben."

Undefinierbare Flüssigkeiten

"Was sehr häufig ist, sind undefinierbare Flüssigkeiten in allen möglichen Formen." Gefüllte Flaschen und Kanister, die ohne Etikett, das Aufschluss über den Inhalt geben könnte, etwa an Rastplätzen, Auf- und Ausfahrten in der Wiese stehen. "Wenn wir nicht wissen, was drin ist, löst das jedes Mal einen riesengroßen Aufwand aus." Denn so lange nicht klar ist, ob es sich um etwas relativ Harmloses wie etwa Urin, Lack oder Motoröl handelt, oder um eine hochgiftige, ätzende, womöglich gar explosive Substanz handelt, müssen Wippenbeck und seine Mitarbeiter vom Schlimmsten ausgehen.

Dementsprechend hoch wird der Aufwand, die aufgefundenen Behälter zu bergen und zu entsorgen – inklusive einer Analyse, um was es sich beim Inhalt genau handelt. Je nach den Umständen der Auffindung muss mitunter der Gefahrgutzug der Feuerwehr anrücken.

Sofern nicht ermittelt werden kann, wer die Hinterlassenschaft auf der Autobahn hinterlassen hat, bleiben die Kosten für solche Einsätze und die fachgerechte Entsorgung der Funde am Steuerzahler hängen, beklagt der Leiter der Autobahnmeisterei.

Massen von Schuhen, verlorene Nummernschilder sowie Matratzen

Was liegt sonst noch auf der Autobahn herum? "Vor allem Massen von Schuhen. Die werden von den Lkw-Fahrern auf ihren Trittbrettern vergessen und fallen dann irgendwann runter." Die eingesammelten Schuhe werden von der Autobahnmeisterei standardmäßig im Restmüll entsorgt: "Die in die Altkleidersammlung zu geben, bringt gar nichts, weil wir die meistens nicht paarweise haben, sondern immer nur Einzelstücke."

Ebenfalls massenhaft tauchen während der Fahrt verlorene Nummernschilder auf. Auch größere Gegenstände liegen immer wieder mal auf der Fahrbahn, "vor allem Matratzen", weiß Wippenbeck. Aber seit die Polizei ein stärkeres Augenmerk auf die Überwachung der Ladungssicherung richtet, "ist das deutlich besser geworden." Das gilt auch für Fahrräder, die unbemerkt von Fahrradträgern am Heck von Autos oder Wohnmobilen auf die Straße fallen.

Die vielen Sachen von der Autobahn einzusammeln, ist für das Team der Autobahnmeisterei nicht ganz ungefährlich. "Der ungünstigste Fall ist ein großer Gegenstand auf der linken Spur", erklärt Wippenbeck: "Wenn Gefahr in Verzug ist, versuchen wir von hinten her den Verkehr mit Blinklicht an unseren Einsatzfahrzeugen herunterzubremsen, so dass wir schnell in die Mitte der Fahrbahn laufen können, um solche Teile wegzuholen."

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