Land unter im Königsbad: Darum verzögert sich die Sanierung

11.10.2019, 06:00 Uhr
Do legst di nieda! Die Aufschrift auf den Liegestühlen des Königsbades war zwar anders gedacht, aber treffender kann man kaum ausdrücken, wie sich das jahrelange Hickhack um die ständig neuen Schäden an Forchheims Spaßbad hinzieht.

© Königsbad Forchheim Do legst di nieda! Die Aufschrift auf den Liegestühlen des Königsbades war zwar anders gedacht, aber treffender kann man kaum ausdrücken, wie sich das jahrelange Hickhack um die ständig neuen Schäden an Forchheims Spaßbad hinzieht.

Während Sie diese Zeilen lesen, verfällt das Königsbad. Gut, auch Sie und ich verfallen, wie so ziemlich alles, was real existiert. Entgegenwirken kann man immerhin mit Instandhaltung, Reparatur, Sanierung. Das Königsbad hat diese Maßnahmen bitter nötig, seit der Eröffnung 2010 kämpft es gegen seine Mängel an.

Am gravierendsten erwiesen sich Rohrleitungen, die – für ein Schwimmbad eher suboptimal – kein gechlortes Wasser (Chlordioxid) vertragen. Sie schlugen leck, setzen seitdem langsam aber stetig das Bad von innen unter Wasser, Wände, Böden, Decken werden durchfeuchtet.

Unter den Bodenplatten in der Halle sammelt sich Wasser. Um auszuschließen, dass die Feuchtigkeit von außen eindringt, wurde im Außenbereich ebenso gegraben.

Unter den Bodenplatten in der Halle sammelt sich Wasser. Um auszuschließen, dass die Feuchtigkeit von außen eindringt, wurde im Außenbereich ebenso gegraben. © Christian Lenkl

Wer ist schuld und trägt damit die Kosten der Sanierung? Darüber kam es zum Rechtsstreit zwischen Stadt (als Eigentümerin) und Architekten, Baufirmen, Handwerkern (als Erbauer). Diese Verfahren dauern bis heute an – obwohl seit Februar 2019 ein 60-seitiges Gutachten vorliegt, das, so Forchheims Bäderchef Walter Mirschberger, „im Wesentlichen planerische Mängel und Fehler feststellt“.

Derweil ist die Stadt zur Untätigkeit verdammt: Würden die aufwändigen Reparaturen beginnen, obwohl keine Rechtssicherheit besteht, könnten Beweismittel beim Sanierungsbau verloren gehen. Mit der Folge, dass die Stadt im Zweifelsfall ihre Schadensersatz-Ansprüche verlöre. „Ich hätte Ihnen gerne bessere Neuigkeiten verkündet“, meinte Mirschberger bei seinem Zwischenbericht in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses – wo er in schöner Regelmäßigkeit schlechte Nachrichten überbringt. Dabei habe es im Sommer noch ganz gut ausgesehen. „Alle Beweissicherungsverfahren, die wir bisher durchgeführt haben, sind zugunsten der Stadt ausgegangen“, so Mirschberger.

"Durchbruch" von kurzer Dauer

Einen vermeintlichen „Durchbruch“ habe es Anfang Juli gegeben: Wie ihm der auf Baurecht spezialisierte und von der Stadt mit der Causa Königsbad beauftragte Anwalt Klaus Waldmann erzählte, hatten ihn die Anwälte der Architekten, Baufirmen und Versicherungsvertreter wissen lassen: Der Haftpflichtversicherer des Planers könne sich eine Regulierung des Schadens vorstellen. „Das ist ja mal positiv gewesen“, so Mirschberger. Er bat den Rechtsanwalt, gemeinsam mit dem Anwalt der Gegenseite eine „Sanierungsvereinbarung“ auszuarbeiten. Zwei Monate vergingen – von der Planerseite kam keine Rückmeldung.

Schließlich sollte Waldmann eben allein eine Vereinbarung erstellen und sie der Gegenseite zukommen lassen. Diese wäre dann bei einer Sondersitzung des Finanzausschusses am 13. November eingehend besprochen worden. Doch: „Von wegen“, teilte Mirschberger jetzt den erstaunten Räten mit. „Heute um 14.22 Uhr schickt mir Herr Waldmann ein Fax über das Landgericht Bamberg: Der Planer möchte ein Ergänzungsgutachten, in dem sich der Gutachter nochmal intensiv mit allen Mängeln auseinandersetzt.“

Im Gremium: Kopfschütteln und bitteres Lachen. „Jetzt“, so Mischberger, „geht das Ganze weiter mit einer Stellungsnahme unsererseits, dann geht es zu Gericht, weiter zum Gutachter – und wir unterhalten uns wieder im März oder April 2020“. Die Sondersitzung am 13. November findet trotzdem statt: „Begleitend zur Sanierung, denn die wird unausweichlich sein“, betonte Mirschberger, „und sie wird mindestens ein Jahr dauern“.

Wasser unter dem Fußboden

Eine weitere schlechte Nachricht wollte er den Räten auch nicht verheimlichen. Der Fußboden im Bad-Innenbereich wurde nahe der Wand „aufgegraben“, sprich die Bodenfliesen wurden herausgenommen und geprüft. Ergebnis: Auch hier sammelt sich Wasser.

Um auszuschließen, dass die Feuchtigkeit von außen eindringt, wurde im Außenbereich ebenso gegraben. „Unser Fazit: das Wasser kommt von innen, aus dem desolaten Rohrsystem“, erklärte Mirschberger. Was sollten die Räte dazu noch sagen? OB Uwe Kirschstein (SPD) zog seinen Witz zurück, dass es ihm bisweilen vorkomme, „als hätte die Deutsche Bahn das Königsbad gebaut“.

OB-Kandidatin Annette Prechtel (FGL) sprach von einem „neuen erschütternden Kapitel in dieser unendlichen Geschichte“. OB-Kandidat Udo Schönfelder (CSU) machte („trotz der Probleme und der langen Durststrecke, die auf uns zukommt“) darauf aufmerksam, dass „viele andere Kommunen froh wären, wenn sie ein Bad wie unser Königsbad hätten“. Er verwies auch auf den in den Startlöchern stehenden Förderverein für das Bad. Mirschberger und der OB bestätigten das: „Freundeskreis Königsbad“ wird der Verein heißen.

Weil aller Rückschläge zum Trotz „das Gebot der Schadensminimierung gilt“, so CSU-Rat Reinhold Otzelberger, versicherte Mirschberger, dass kleinere Reparaturen (eher kosmetischer Natur) durchaus angegangen werden. Einig waren sich alle darüber, dass man die großen Maßnahmen „sozialverträglich“ gestalten müsse. Sprich: Die Mitarbeiter sollen während der langen Sanierung ihren Job behalten. Laut Mirschberger plane man, dass die Arbeiten während des laufenden Betriebes (in der Halle wie im Freibad) stattfinden können – eventuell sogar mit Überdachung und Beheizung des Außenbeckens.

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