Landratsamt Forchheim über ZDF-Studie: "Haben beim ÖPNV bereits nachgebessert"

15.1.2020, 18:05 Uhr
Landratsamt Forchheim über ZDF-Studie:

© Foto: Stefan Hippel

Wo lebt es sich für die Generation 65+ und Familien in Deutschland am besten? Das herauszufinden war das Ziel der großen ZDF-Deutschlandstudie 2019. 

In zwei Teilstudien – einmal zu Senioren, einmal zu Familien – werteten sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos Zahlen von 401 Städten und Landkreisen aus. Das ZDF produzierte dazu zwei Filme, die am 3. und 10. Dezember vergangenen Jahres im Fernsehen ausgestrahlt wurden.

In der Seniorenstudie schnitt der Landkreis Forchheim wie berichtet in zwei Teilbereichen besonders schlecht ab: Bei Gesundheit und Pflege (Rang 285 von 401) und bei Sicherheit und Infrastruktur (Rang 386 von 401) – darunter fiel auch der schlechteste Wert: Rang 401 beim Thema öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). Mit im Schnitt rund einem Kilometer Fußweg bis zur nächsten Bushaltestelle bildet der Kreis Forchheim bundesweit das Schlusslicht.

"Dieser Wert kann gar nicht stimmen. Wir haben in den letzten Jahren deutlich nachgebessert", sagt nun Klaus Hummel, Fachbereichsleiter ÖPNV am Landratsamt. Ausgewertet wurde laut Studie die "Luftliniendistanz zur nächsten Haltestelle des ÖPNV mit mindestens zehn Abfahrten am Tag".

"Tatsächlich ärgerlich"

"Die Zahl muss veraltet sein. Wir haben so viel in den ÖPNV investiert, neue Linienführungen und Haltestellen eingeführt – und inzwischen sozusagen in fast jedem Hasenstall eine Haltestelle", so Hummel. Der ÖPNV müsse zwar weiterhin optimiert werden. "Doch gerade weil wir so viel in dem Bereich machen, schmerzt es, wenn eine Studie uns dann mit alten Zahlen den letzten Platz attestiert."

"Dieser Fall ist tatsächlich ein bisschen ärgerlich", sagt Oliver Ehrentraut, Chef-Volkswirt von Prognos und Leiter der Studie. Um die 401 Städte und Landkreise in der Studie vergleichen zu können, mussten Zahlensätze gefunden werden, die für alle gleichzeitig erhoben wurden. Zum Thema ÖPNV hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung die Daten an die Wissenschaftler übermittelt – mit dem Datenstand von 2015, wobei der Erhebungsstichtag bereits im September 2012 lag.

Knackpunkt an der Sache: Der Datenschluss für die ZDF-Studie lag im April 2019, die Produktion der Filme fand im Anschluss statt. Da die Zahlen nur alle vier Jahre erhoben werden, mussten die Wissenschaftler deshalb auf diesen veralteten Datensatz zurückgreifen.

Verbesserungen noch nicht erfasst

"Deshalb muss man sagen, dass Verbesserungen der letzten Jahre sich in der Auswertung leider statistisch noch nicht äußern", sagt der Leiter der Studie. Das Ranking würde heute anders ausfallen – je nachdem wie viele Verbesserungen in anderen Landkreisen umgesetzt wurden. "Es verändert sich natürlich nicht in allen Kreisen so viel", so Ehrentraut.

Auch würde es der Situation nicht gerecht, wenn man nur auf die Platzierung blicke. Die Studie sage aus, wo für die jeweiligen Regionen Handlungsbedarf bestehe. "Für den Landkreis Forchheim müsste man sagen, das ist wohl beim ÖPNV bereits erkannt und viel getan worden – nur in den Daten zeigt es sich erst nach und nach", erläutert Ehrentraut.

Zuletzt hat der Landkreis 3,3 Millionen Euro in den ÖPNV investiert – "deutlich mehr als andere Kreise", betont Klaus Hummel. Seit 2006 nehme der Kreis ständige Angebotsverbesserungen vor.

Zuerst hat der Landkreis den 30-Minuten-Takt im Stadtgebiet Forchheim eingeführt, dann den Stundentakt auf allen Buslinien in den Ortsteilen der Fränkischen Schweiz durchgesetzt sowie Halb- und Viertelstundentakt teils bis Mitternacht in den dichter besiedelten Gegenden im Westen und Süden des Landkreises. Es wurden und werden weiterhin Freizeitlinien und Rufbus-Fahrten an Wochenenden eingeführt sowie 2017 die durchgängige ÖPNV-Busbedienung bis 21 Uhr, im Stadtgebiet bis 21.30 Uhr.

Barrierefreier Ausbau geht weiter

Im Jahr 2016 hat der Kreistag den barrierefreien Ausbau aller Bushaltestellen im Landkreis bis 2019 beschlossen, der noch nicht abgeschlossen ist und inzwischen bis 2020 verlängert wurde. Seit Anfang Dezember ist auch WLAN in den Bussen verfügbar, die ständig im laufenden Betrieb unterwegs sind, das entspricht der Hälfte aller Busse.

Heuer sind zudem mehrere Projekte zum barrierefreien Ausbau angedacht, beispielsweise der Ausbau der Busbahnhöfe in Neunkirchen und Gräfenberg sowie einzelner Haltestellen, unter anderem in Heroldsbach und Dormitz.

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