Landratsamt will keinen Rodel-Hügel in Kersbach

21.11.2019, 09:53 Uhr
Landratsamt will keinen Rodel-Hügel in Kersbach

© Archivfoto: Ralf Rödel

Die Bewohner des südlichen Stadtteils haben besonders großes Interesse an den Bürgerversammlungen. Deshalb hält Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) dort zweimal eine solche Versammlung ab. Seit dem 24. Oktober, dem ersten Termin, hat sich allerhand Neues ergeben. Damals stand fest, dass die Planungen für ein Regenrückhaltebecken im Rahmen des Hochwasserschutzes stehen und das Wasserwirtschaftsamt zugestimmt hat.

Die Stadtwerke haben inzwischen die Stromleitung, die durchs Areal führte, verlegt. Wohin mit dem Erdreich, um die Wiese tiefer zu legen? Die Stadt will den Geländeteil nehmen, der ursprünglich auch zum Becken gehören sollte. Aus den 45 000 Kubikmetern Erde soll dort ein Hügel aufgeschüttet werden. Zum Rodeln oder als Aussichtspunkt, schlug Kirschstein als Nutzung vor.

Der Boden muss weit weg

Doch das Landratsamt konnte sich damit nicht anfreunden. Es will, dass diese riesige Menge Erde auf eine Deponie gebracht wird. Die nächste geeignete ist 70 Kilometer entfernt. Kirschstein hat ausgerechnet: Das wären 3200 Lkw-Fuhren und über 500 000 Fahrtkilometer. Und das für unbelastetes Material. Deshalb, so Kirschstein, hat er sich mit Umweltminister Thorsten Glauber (FW) in Verbindung gesetzt. Denn objektiv gehe es nur um eine "Verlagerung von wenigen Metern". Es dürfte noch dazu genau die Fläche sein, auf die der Boden geschoben wird und lagert, ehe er weggefahren würde.

Eine Bürgerin vermutete, dass der Wiesenweg beim Kindergarten, der "Schleichpfad zum Bahnhof", wegen der beginnenden Arbeiten für den Hochwasserschutz gesperrt wurde. Das ist nicht der Fall. Wer dort "buddelt", konnte in der Versammlung nicht geklärt werden. Die Bürgerin bat als Ersatz um eine Tempobeschränkung in der Hauptstraße. In den Stoßzeiten sei der Verkehr dort so dicht und so schnell, dass sich Fußgänger zumindest unwohl fühlten.

Mehr Sicherheit könnte nach Meinung eines anderen Kersbachers die Verlegung der Bushaltestelle von der Kirche zum Feuerwehrhaus bringen. Dort könnte auch das Wartehäuschen, das für Fahrgäste Richtung Forchheim auf der falschen Straßenseite steht, auf die richtige Seite verlegt werden.

Radparkplätze entstanden

Kirschstein will das Anliegen zum Nahverkehrskreis des Landkreises bringen. Denn der Landkreis ist für die Streckenführung des ÖPNV zuständig. Der Bürgerwunsch nach einer Postfiliale (Postshop) im entstehenden Nahversorgerzentrum am Bahnhof geht in Erfüllung.

Die Post und die Firma Rewe werden das auf den Weg bringen, teilte der OB mit. Auch an eine verbesserte Beleuchtung des Wegs dorthin ist gedacht worden. Das bestätigte Tiefbauchef Werner Schaup auf die Frage eines Bürgers.

"Atemberaubend, gefühlt jeden Tag eine Etage", so empfindet OB Kirschstein das Emporwachsen des Nahversorgungszentrums. Auch die Stadt tut das Ihre. So sind inzwischen überdachte Radparkplätze entstanden. Offen ist noch der Wunsch nach einem Radweg vom Kersbacher Bahnhof Richtung Staatsstraße 2244, die alte B 4. Hier muss sich laut Kirschstein auch der Landkreis beteiligen. Es fehle auch noch am Grunderwerb.

Viele Ampeln mit unglücklicher Schaltung

Aus dem gleichen Grund stockt der Bau einer Radlerverbindung in Richtung Augraben. Der Tunnel an der Kreuzung bei der Firma Waasner ist fertig, für die Weiterführung müssen noch Flächen gekauft werden.

Derzeit, so wusste ein Nutzer, bildet sich im Tunnel eine "Riesenpfütze", die im Winter zu einer gefährlichen Eisplatte werden könnte. Kirschstein will nachschauen lassen, ob das an falschem Gefälle liegt. Er betonte: "Der Tunnel ist nur der Anfang."

Vielleicht entlastet er nach Fertigstellung auch einen anderen Radfahrer. Er beklagte die vielen Ampeln mit unglücklicher Schaltung, die er benutzen müsse, um von Kersbach nach Forchheim zu gelangen. Für Kirschstein ist das geschilderte Problem genau eines von denen, weshalb er die AG Radverkehr wiederbelebt habe und es im Rathaus eine eigene Radverkehrsbeauftragte gäbe.

"Ins Stocken geraten"

Zur Frage nach einem Baubeginn in den Pointäckern teilte der OB mit, dass die Planungen "etwas ins Stocken geraten" sind, weil es durch einen Todesfall beim Investor zu Umstrukturierungen gekommen sei. Sicher ist er sich dagegen, dass die Nahversorger zuerst mit den Leuten als Kunden rechnen, "die schon da sind". Und dazu zählt er auch Pendler und Baiersdorfer.

Den Wunsch von Fridays for Future, den Klimanotstand auszurufen und einen Klimarat einzurichten, der den Stadtrat diesbezüglich kontrollieren solle, kommentierte ein weiterer Kersbacher. Er möchte nicht, dass man hierzulande von Notstand spreche.

Das treffe höchstens auf Regionen wie Sydney in Australien zu. "Es hilft nicht mehr, wenn es brennt, wenn man sich zuvor dauernd aus dem Fenster lehnte", riet er zu begrifflicher Mäßigung. Vehement wandte er sich gegen einen kontrollierenden Klimarat: "Ich will keine Räterepublik."

Kirschstein versicherte ihm, es sei noch kein Bürgerantrag dieses Inhalts bei der Stadt eingegangen. Wenn ja, müsse der Stadtrat als oberstes Organ der Stadt darüber befinden. Ein Beratungsorgan steht ihm schon zur Seite: der Umweltbeirat. Immer wieder richte der Stadtrat Anfragen an die dort vertretenen beruflichen Experten.

1 Kommentar