Landwirte warten auf Saisonarbeiter

20.3.2020, 09:00 Uhr
Landwirte warten auf Saisonarbeiter

© Archivfoto: Petra Malbrich

Das bedeutet: "Alle, die zwei Hände haben und einsatzfähig sind, müssen auf den Feldern mithelfen", so schildert Kathrin Güthlein vom Spargelhof Kupfer in Hausen die aktuelle Lage. Junior-Chef Michael Kupfer und Senior Elmar Kupfer sind mit weiteren Helfern von früh bis abends draußen unterwegs, um die anfallende Arbeit irgendwie hinzukriegen.

Normalerweise helfen hier acht Männer aus Polen, die schon seit rund zehn Jahren nach Hausen kommen, um auf den Spargelfeldern zu arbeiten. Doch bisher durften sie nicht nach Deutschland einreisen. "Wir hoffen, dass es für das Problem so bald wie möglich eine Lösung gibt", sagt Kathrin Güthlein.

 

Lösung in Sicht

 

Die Lösung scheint seit Mittwochnachmittag in Sicht zu sein. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) ließ wissen, dass Erntehelfer trotz der aktuellen Einreisebeschränkungen weiter problemlos nach Deutschland kommen dürfen. "Es gibt spezielle Formulare, die die Betriebe den Helfern aushändigen können, damit diese problemlos einreisen können", so Kanniber.

Werner Nützel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Forchheim, bestätigt diese positive Nachricht. "Das nötige Antragsformular kann jetzt auf unserer Internetseite unter www.bayerischerbauernverband.de heruntergeladen werden." (Stand Donnerstag, 15 Uhr).

Allerdings gebe es derzeit noch Probleme, weil die Einreise bisher nur für Saisonkräfte aus direkten Nachbarländern wie Polen und Tschechien gelte, so Nützel. Wer auf Arbeiter aus Rumänien wartet, der müsse sich noch gedulden. Denn aktuell erlaube Ungarn deren Durchreise nicht. Daher bleibe zurzeit für die Erntehelfer nur die Einreise nach Deutschland per Flugzeug.

"Doch diese Alternative funktioniert nicht", wie Monika Friedrich, die bei Igensdorf Hopfen anbaut, wenig später telefonisch mitteilt. "Ich würde unsere zehn Leute aus Rumänien sofort holen, aber ich kriege gar keine Flüge", erzählt sie frustriert. "Wir sind in großer Sorge", sagt sie. Die Helfer müssten jetzt dringend auf den Hopfenfeldern die Drähte aufhängen und in der Erde befestigen. Aber die Saisonarbeiter sitzen in ihrer Heimat fest und warten auf die Ausreise.

 

Mit Ungarn verhandeln

 

Auch ihr Sohn Matthias Friedrich, der im Nürnberger Land Hopfen anbaut, sei auf Saisonarbeiter angewiesen. Er braucht ebenfalls zehn Helfer. Der Bauernverband und die Bundesregierung würden gerade mit Ungarn verhandeln, dass die Saisonarbeiter doch durchreisen dürfen, erläutert Friedrich die aktuelle Lage. Und wenn das nicht klappt? "Dann brauchen wir dringend hilfsbereite Menschen aus Deutschland."

Auch die Beerenbauern aus Ebermannstadt/Niedermirsberg, die für den Biomarkt Marmeladen und Fruchtaufstriche produzieren, brauchen bald Hilfskräfte aus Rumänien, berichtet Birgit Bertelshofer. "Den Beerenanbau haben wir zurückgefahren und das, was wir noch haben, machen wir selbst", erzählt sie. "Aber spätestens im Mai, wenn Rhabarber angeliefert wird, brauchen wir fünf bis sechs Saisonarbeiter, die den Rhabarber putzen." Ihre Hilfskräfte kämen ebenfalls aus Rumänien.

Doch aktuell sei überhaupt nicht klar, ob ihr Kollege den Rhabarber überhaupt liefern kann, denn auch der sei auf Saisonarbeiter angewiesen. "Zurzeit ist alles in der Schwebe", macht sie die schwierige Situation deutlich. Zurzeit hätten sie aber ein ganz anderes Problem "Es wird so viel Marmelade und Fruchtaufstrich bestellt, dass wir gar nicht mehr wissen, wo wir das herkriegen sollen", sagt Birgit Bertelshofer.

BBV-Geschäftsführer Werner Nützel hofft natürlich mit den Spargelbauern, Hopfenanbauern und Beerenbauern im ganzen Landkreis, dass für alle aktuellen Probleme schnell Lösungen gefunden werden. Denn eines ist klar: "Ohne Saisonarbeiter aus dem Ausland könnten die Betriebe nicht ernten. Da würden sie schnell vor dem Ruin stehen."