Laschet ist Kanzlerkandidat: Das sagen CSU-Politiker aus Forchheim

20.4.2021, 18:20 Uhr

Josua Flierl war live per Videostream dabei, als Söder seinem Konkurrenten aus Nordrhein-Westfalen endgültig den Vortritt ließ. Ein "sehr ordentlicher und guter Auftritt" sei das gewesen, findet der CSU-Fraktionsvorsitzende im Forchheimer Stadtrat. Besonders gefallen habe ihm, dass Söder gegenüber Laschet seine volle Unterstützung zugesichert habe. Die Union sei schließlich eine "große Familie".

Josua Flierl.

Josua Flierl. © Ralf Rödel, NN

Wen er selbst lieber als Kanzlerkandidaten gesehen hätte, daraus macht Flierl keinen Hehl: "Ich halte Armin Laschet für den schlechteren Kandidaten." Viele Kommunalpolitiker und überhaupt die Parteibasis würden das ähnlich sehen. Leider aber seien sie nicht gehört worden.


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Könnte das Folgen für den bevorstehenden Wahlkampf haben? Flierl will das nicht beurteilen, kann sich aber vorstellen, dass manche Parteimitglieder ihr Engagement reduzieren oder sogar "gegen Null" herunterfahren. Andere hingegen werden Laschet ganz normal unterstützen.

Philipp Ochs.

Philipp Ochs. © privat, NN

Weniger Sorgen um den Wahlkampf macht sich Philipp Ochs, Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU) Forchheim. "Die Junge Union wird für Laschet genauso Wahlkampf machen wie für Söder." Ein "anderes Feeling" sei es aber schon, nicht für einen bayerischen, sondern einen Kanzlerkandidaten aus Nordrhein-Westfalen um Stimmen zu werben.

Auch die JU hatte sich zuletzt hinter Söder gestellt. Über die nun gefallene Entscheidung pro Laschet sagt Ochs diplomatisch: "Das müssen wir akzeptieren."

Rainer Schmeußer.

Rainer Schmeußer. © Brinke

Rainer Schmeußer, CSU-Ortsvorsitzender aus Ebermannstadt, bedauert, dass Söder nicht Kanzlerkandidat geworden ist, "denn er hat ja sehr viel Zuspruch aus dem ganzen Land erhalten". Für Söder hätte gesprochen, dass er ein Macher sei und klare Worte finden würde – und aus Forchheimer Perspektive natürlich, dass er aus der Region stammt.

Michael Hofmann.

Michael Hofmann. © Privat

Ähnlich sieht das Michael Hofmann, der für den Stimmkreis Forchheim im bayerischen Landtag sitzt. Söder sei ein "sehr dynamischer Ministerpräsident", der Dinge anpacken würde, besonders in den Bereichen Digitalisierung, Forschung und Innovation. "Die Herangehensweise gefällt mir bei Markus Söder." Auch verfolge er einen "vernünftigen" Mittelweg, was den Natur- und Umweltschutz angehe. Als Kanzler hätte er laut Hofmann eine "gute Figur" abgegeben und "unser Land auf Vordermann gebracht".


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Laschet habe dafür "eine große europapolitische Erfahrung", die laut Hofmann dringend gebraucht werden. Wofür genau? Der CSU-Landtagsabgeordnete nennt das Stichwort Impfstoff-Beschaffung. Zukünftig müsse die Europäische Union mehr an ihre eigenen Leute denken.

"A weng schade" findet es Hofmann, dass sich die Union in ihrer Entscheidungsfindung auf "alteingesessene Gremien" verlassen habe. Er hätte sich eine stärkere Beteiligung der Kreisvorsitzenden gewünscht. "Das Reinhorchen hätte intensiver stattfinden können." Dass wie bei der CDU allein das Präsidium entscheidet, "hätten wir als CSU nicht gemacht".

Thomas Werner.

Thomas Werner. © Anestis Aslanidis, NN

Thomas Werner, CSU-Ortsvorsitzender aus Forchheim, hält die Entscheidungsfindung der Union dagegen für "wesentlich demokratischer" als bei den Grünen, wo die beiden Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck die Kandidatur unter sich ausgemacht haben.

Auch er hätte sich mehr darüber gefreut, wenn Markus Söder ins Rennen um das Kanzleramt gegangen wäre.

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