Lebensgefährlich: Unbekannte sägen an Jägersitzen in der Fränkischen Schweiz

17.6.2020, 17:00 Uhr
Lebensgefährlich: Unbekannte sägen an Jägersitzen in der Fränkischen Schweiz

© privat

Ein wenig vorgewarnt waren die Jäger schon durch die Vorfälle in Kunreuth und Mittelehrenbach. Nun fand Gerhard Kaul auch seinen Jagdstand mutwillig zerstört vor. Die Kanzel wurde einfach umgesägt und lag in der Wiese, als der Weingartser Revierleiter am Montag zum Jägerstand auf der Wiese zwischen Kunreuth und Weigarts ging. "Die Kanzel ist im Gras gelegen. Man sieht, dass die Sprossen und die Haltesäulen durchgeschnitten wurden, auch das Dach wurde beschädigt", erklärt Kaul, der den Vorfall mit den anderen Revierleitern bei der Forchheimer Polizei angezeigt hat. Nun ermittelt die Kripo in Bamberg.

"Es ist schon gefährlich, wenn der Jäger unbedarft hochgeht und fällt. Er kann dabei schwer verletzt werden", erklärt Alexander Czech von der Pressestelle der Polizei Oberfranken. Der Sachschaden belaufe sich im kleinen Bereich bis zu mehreren hundert Euro, wenn der ganze Hochsitz beschädigt ist. Passiert ist der neueste Kanzelfrevel wohl in der Zeit zwischen Fronleichnam und dem darauffolgenden Montag. "An Fronleichnam stand sie noch", weiß Kaul.

Schwere Verletzungen drohen

Bereits eine Woche zuvor waren Hochstände der Jäger mutwillig zerstört worden. In Mittelehrenbach wurden von zwei Kanzeln die Dächer entfernt und bei einer Kanzel in Kunreuth die Sprossen eingeschnitten. "Das ist eine ganz miese Sache, denn wenn wir früh rausgehen, sieht man nichts", erklärt Kaul. Was passieren könnte, wenn der Jäger auf diese sabotierten Sprossen steigt, kann sich jeder vorstellen. Wer der oder die Täter sind, können die Jagdrevierleiter nur vermuten.

"Es war auf jeden Fall kein Lausbubenstreich. Es wurde vorsätzlich vorgegangen", erklärt Kaul. "Es muss mit einer Handsäge gearbeitet worden sein, da es ganz feine Späne sind", sagt der Schreinermeister. Vor allem muss derjenige die Gewohnheiten der Jäger ein wenig kennen. 

"Es wurde wohl das schlechte Wetter ausgenutzt", erklärt Kaul, weshalb die Sabotage vermutlich in der Dämmerung der Regentage passiert war, als sich der Täter in Sicherheit fühlte. "Das ist nicht in einer halben Minute umgesägt", sagt Kaul. Normalerweise ist in der Dämmerung die Gefahr, einen Jäger anzutreffen, eher groß. Für die Jäger liegt die Vermutung auf der Hand, dass es sich um Menschen handelt, die nicht damit einverstanden sind, dass Jäger die Tiere schießen. "Es gibt immer welche, die uns nicht gut gesinnt sind. Doch es ist das erste Mal in dieser Größenordnung", betont Kaul.

Ihm und seinen Jagdkollegen wäre es lieber, wenn Jagdgegner das offene Gespräch suchen. Die Jäger jedenfalls versuchen mit anderen Naturnutzern zusammenzuarbeiten. Auch mit den vielen Reitern, die unterwegs sind, könne man sich einigen. Doch das ausschließlich negative Bild des Mannes, der unbedingt schießen möchte, gefällt den Jägern nicht.

Zum Schuss verpflichtet

"Wir sind verpflichtet, dem Abschuss nachzukommen", erklärt Kaul. Gerade was die Wildschweine betrifft. Und zu 90 Prozent war diese Kanzel in Kauls Revier in Bachnähe für die Jagd auf die Wildschweine aufgestellt. Wasser und Mais in der Nähe, da fühlen sich die Sauen wohl. Gerade ihnen sei man Tag und Nacht hinterher. Trotzdem kann man den Beruf des Jägers nicht nur mit dem Abschuss und Treibjagden verbinden. "Im Moment ist mehr Wildpflege angesagt. Wir sind nicht zum Schießen unterwegs, sondern sind derzeit damit beschäftigt, mit der Drohne Kitze zu retten", schildert Kaul. Erst kürzlich konnten die Jäger wieder drei Kitze vor dem Mähtod bewahren.

Was das Schießen betrifft, gebe es mit den Abschusszahlen staatliche Vorgaben, die der Jäger leisten muss. "Wir schießen nicht mehr als der Staat vorgibt", beteuert Kaul. Was würde passieren, wenn die Jäger dem nicht nachkommen? "Dann kommt ein Berufsjäger und schießt. Das geschossene Wild müssen sie melden und wir, die Jagdpächter, müssen ihn bezahlen", erklärt Kaul. 

Auch die Jäger sind derzeit sensibilisiert und beobachten ihre Reviere aufmerksam. Dankbar um Hinweise ist die Polizei. Wenn etwas merkwürdig vorkomme, es keine Spaziergänger sind, sondern sich jemand gezielt oder auffällig an den Jägerständen zu schaffen mache, solle die Polizeiinspektion in Forchheim unter der Telefonnummer (0 91 91) 70 90-0 oder im akuten Fall auch die 110 gewählt werden, informiert Polizist Alexander Czech. 

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