Lindelberghalle: Viele Vereine fürchten um ihre Existenz

11.3.2018, 11:00 Uhr

Bürgermeister Wolfgang Rast berichtet, dass die Halle damals mit nur einer Stimme Mehrheit beschlossen worden war, da die früheren Räte hohe Folgekosten befürchteten. Aktuell sind 3,5 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. 171.000 Euro erhält Igensdorf an Förderung.

„Wir müssen einen Kredit in Höhe von 1,5 Millionen Euro und einer Laufzeit von 20 Jahren aufnehmen. Da wird unser Haushalt jährlich mit 75.000 Euro belastet“, rechnet Rast vor. Wenn die Gemeinde noch die Umsatzsteuer geltend macht, müssen aus dem Haushalt immer noch etwa 500.000 Euro gestemmt werden. Die Gemeinde muss sich mit Architekten und Gutachtern auseinandersetzen, planen lassen und Entscheidungen treffen.

Doch für die Bürger sieht es so aus, als ob nichts vorwärts gehen würde. „Die fragen sich natürlich wo das Geld hinfließt, denn man sieht ja nichts“, sagt Rast.

Im Augenblick ist das Gebäude geschlossen, denn die Küche muss erneuert werden, der Stand der Technik ist veraltet, der Boden in der Gaststube hat sich gesenkt, die Kühltechnik muss ausgetauscht werden. Die Lüftungsanlage soll durch eine Heiz- und Kühldecke ersetzt werden, die Fassade ist beschädigt und auch sonst werden ständig neue Baumängel festgestellt.

In den vergangenen Bürgerversammlungen war die Halle immer wieder Thema. Der Bürgermeister erzählt, dass die meisten Bürger für die Sanierung der Lindelberghalle seien, einige jedoch vorschlugen diese einfach stehen zu lassen oder sie sogar abzureißen. Doch auch die letzten beiden Vorschläge kosten der Gemeinde Geld. „Ein Abbruch kostet Geld und wir würden Vermögen kaputt machen“, meint Rast. Und die Gemeinde müsste dann zumindest ein Bürgerhaus mit einem Veranstaltungsraum bauen. Außerdem würde es eine Gaststätte weniger in Igensdorf geben; aktuell gibt es nur noch drei. Derzeit sind Gewerke in Höhe vom 800.000 Euro ausgeschrieben.

"Tag der Offenbarung"

Die nächste Sitzung des Marktgemeinderates nennt Geschäftsleiter Michael Pfundt „Tag der Offenbarung“, denn da soll entschieden werden, wie es weitergehen soll. „Ich weiß nicht was wir tun, wenn die Angebote zu hoch sein sollten, wo die Schmerzgrenze liegt“, gibt der Bürgermeister zu.

Rast sieht die Lindelberghalle als Alleinstellungsmerkmal für Igensdorf, da sie von den meisten Vereinen für Versammlungen und Veranstaltungen genutzt wird. Und auch der in der Region beliebte Igensdorfer Kultursommer hätte eine Veranstaltungsstätte weniger. „Wir suchen noch nach Einsparungsmöglichkeiten“, berichtet Wolfgang Rast. Alternativ könne man den Bauvorgang in die Länge ziehen und dann weitermachen, wenn Geld da ist. Eigentlich sollte die Halle nach Ende der Ferien im nächsten Jahr fertig sein.

Weiter erzählt der Bürgermeister, dass die Menschen kritisiert hätten, dass der FC Stöckach Geld erhalten habe. „Die wenigsten Leute wissen, dass der Verein uns den Bauplatz zur Verfügung gestellt und ersparte 100.000 Mark gegeben hatte“, klärt Rast auf. Der FC Stöckach ist einer der Vereine, der die Lindelberghalle nutzt. Würde diese nicht saniert, „hätten wir ein gewaltiges Problem“, erzählt der Erste Vorsitzende Uwe Zollikofer. Die Tennisabteilung hat noch einen Raum unter der Bühne und die Kegelabteilung nutzt die Kegelbahnen. „Im Augenblick kegeln wir in Heroldsberg, aber wir haben bemerkt, dass der Weg dorthin die Abteilung zerreißt“, zählt Zollikofer auf. Die Turnabteilung nutzt die Schulturnhalle, aber hier seien nicht genügend Belegungszeiten frei. Auch andere Abteilungen des FC Stöckach seien betroffen.

Karl-Heinz Höhn, früherer Zweiter Vorsitzender des Musik- und Trachtenvereins, sieht es als „existenzbedrohend“ an, sollte die Lindelberghalle nicht saniert werden. „Wir haben damals das Vereinsheim direkt an die Halle angebaut, damit sich die Künstler im Vereinsheim vorbereiten und dann zur Veranstaltung direkt in die Halle rüber können“, meint Höhn. „Dann wäre ja unser Vereinsheim überflüssig geworden und wo sollten wir unsere Konzerte abhalten?“, fragt er.

Die Freiwillige Feuerwehr Stöckach lud bisher zum Bockbierfest in die Lindelberghalle ein. Das ist aktuell nicht möglich. „Für uns würde es das Aus bedeuten, wenn es keine Lindelberghalle gäbe“, sagt Reinhard Zeiß, Erster Vorsitzende vom Männergesangverein „Edelweiß“. Momentan werde im Vereinsheim des Musik- und Trachtenvereins geprobt. „Doch das gesellschaftliche Vereinsleben findet nicht mehr statt“, erzählt Zeiß. Früher seien die meisten Sänger noch zusammengesessen und hatten sich ausgetauscht.

Der Verein hatte die Lindelberghalle für Veranstaltungen genutzt oder befreundete Chöre eingeladen. „Und das Ortsleben geht auch verloren“ meint Zeiß. Und gerade jetzt müssten mehr Gruppensitzungen stattfinden, denn das 95. Jubiläum des Männergesangvereins im nächsten Jahr müsse geplant werden.

 

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