"Luft nach oben": Wie nachhaltig ist das Annafest 2019?

5.8.2019, 06:00 Uhr
Der Mensch produziert Müll. Und Tausende Menschen produzieren ihn tonnenweise - auch an elf Tagen Annafest.

© Giulia Iannicelli Der Mensch produziert Müll. Und Tausende Menschen produzieren ihn tonnenweise - auch an elf Tagen Annafest.

„Bei Servietten, Toilettenpapier und allen Papier-Verpackungen verwenden wir nur Produkte, die mit dem FSC-Siegel zertifiziert sind“, sagt Bajric. Das Gütesiegel „Forest Stewardship Council“ bescheinigt, dass Waren aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.

„Uns war es wichtig, dass nicht der Regenwald für unsere Papierwaren abgeholzt wird“, so Bajric. Außerdem achteten sie darauf, Plastik zu vermeiden und Müll zu trennen. „Wir kennen zwar nicht den genauen weiteren Weg in der Entsorgungskette, aber wir trennen den Müll ordnungsgemäß.“ Allerdings gibt es auch eine Sorge. „Es ist schon wichtig, dass bei den Vorgaben an die Wirtschaftlichkeit gedacht wird, denn wir bekommen ständig neue Vorschriften zu Hygiene oder Lebensmittellagerung“, sagt Bajric.

Am Glückshafen gibt es eine große Auswahl an Spielzeug „für Groß und Klein“, sagt Gabi Sreball vom Orga-Team. Spielzeugautos, Kuscheltiere, Denkspiele und vieles mehr – allerdings nicht gerade umweltfreundlich verpackt. „Einiges wird in Pappkartons geliefert, aber doch auch noch sehr vieles in Plastikverpackungen – und das obwohl wir sowieso alles auspacken müssen, wir verkaufen die Sachen ja einzeln“, sagt Sreball. Diese Plastiktüten könnte man ihrer Meinung nach getrost weglassen.

„Ich hoffe, dass man im Jahrmarktbedarf bald davon wegkommt“, sagt sie.
Auf dem Greif-Keller achten die Pächter Susanne Herzing und Philipp Dimter auf Nachhaltigkeit. „Teller und Besteck sind aus Porzellan und Edelstahl, wir wollen so wenig Plastik wie möglich bei uns“, sagt Susanne Herzing. Außerdem werde der Müll ordentlich getrennt. Neuerdings versuchen sie auch, die kleinen Plastik-Senftütchen loszuwerden. „Wir haben Senf-Tuben in die Körbchen auf dem Tisch“, so Herzing.

Die Stadt schreibt als Ausrichter des Fests in der Annafest-Verordnung aus dem Jahr 2004 vor, den Anfall von Abfällen so gering wie möglich zu halten. „Grundsätzlich soll Mehrweggeschirr verwendet werden. Ist dies nicht möglich, soll nur Besteck und Geschirr aus vollständig verrottbaren Materialien verwendet werden“, heißt es darin. Kunststoffbecher sind nicht grundsätzlich verboten. „Werden Getränke, auch Slush Ice, in Kunststoffbechern ausgeschenkt, ist hierfür Pfand zu erheben“, schreibt die Verordnung vor. Zu Detailfragen konnte das Pressebüro der Stadt auf NN-Nachfrage keine Auskunft geben, sondern teilte mit: „Die Stadtverwaltung ist derzeit wegen des Annafestes mit dem Tagesgeschäft mehr als ausgelastet.“

In der Verordnung ist außerdem festgehalten, dass Müll ordnungsgemäß getrennt werden muss. Das gelingt in der Praxis wohl nicht immer: „Die Besucher achten nicht immer darauf, wo sie ihren Müll hineinschmeißen“, sagt Sabrina Wittnebel, Inhaberin des Stands „Süß und pikant“.

Dort befindet sich ein Biomülleimer, in dem nicht nur Biomüll lande. Wittnebel verwendet gepresste Palmblätter als Schalen. Die Löffel sind aus Zuckerrohr, die Gabeln aus Holz gefertigt. „Mir war das von Anfang an wichtig, möglichst umweltfreundlich zu sein“, sagt sie. Bei anderen Budenbesitzern sei das nicht immer der Fall: „Da ist bei der Nachhaltigkeit noch Luft nach oben.“ Seit neun Jahren ist sie mit ihrem Stand auf Volksfesten, seit vier Jahren auf dem Annafest dabei. „Die gepressten Palmblätter nutzen viele meiner Kunden zuhause weiter, zum Beispiel als Plätzchenteller oder Dekoschalen“, erzählt sie. „Die umweltfreundlicheren Materialien kosten zwar mehr, aber das ist es mir wert“, betont sie.

Cappuccino aus der Nudel

Bei der Waffelhex, heuer zum ersten Mal auf dem Annafest, gibt es geeisten Cappuccino aus einem Becher aus Maisstärke. Statt eines Plastikstrohhalms wird das Getränk aus einer ungekochten Makkaroni-Nudel getrunken. Hier gibt es FairTrade-Kaffee, Schalen aus Bambusblättern und auch Bambusbecher. „Die To-Go-Becher für zuhause gehen bisher allerdings nicht so gut“, sagt Inhaberin Ingrid Schwägerl. Ihrer Meinung nach wird noch zu wenig an Nachhaltigkeit gedacht. „Die Alternativen sind schon ein wenig teurer, aber das Thema ist wichtig“, findet sie.

Man müsse sich als Endverbraucher damit beschäftigen und wenigstens die Alternativen mal ausprobieren, finden sie und ihr Mann Jonas Schwägerl. „Wir sind mit einigen ins Gespräch gekommen. Klar, manche verstehen es nicht, aber je länger wir hier sind, desto besser werden wir angenommen“, sagt er.

Im „Mandelbüdchen“ von Natalie Eiserloh gibt es Mandeln in vielen verschiedenen Sorten, entweder in einer Papiertüte oder einem Plastikbecher verpackt. „Die Becher mit Deckel lassen sich zuhause wiederverwenden. Das machen viele meiner Kunden“, betont sie. Vor einigen Jahren hat sie sich von Plastik-Tragetaschen verabschiedet. „Die Papiertragetaschen sind schon deutlich teurer, aber das war mir wichtig. Meine Kunden bekommen sie gratis zum Einkauf dazu“, so Eiserloh.

Viele der Besucher hätten auch Stoffbeutel auf dem Annafest dabei und würden auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit achten. „Es sind oft die kleinen Dinge, aber ich denke, jeder kann etwas tun“, findet sie.

Alle Infos zum Annfest 2019 auf www.annafest-forchheim.de.

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