Mit Filz dem Klimawandel auf den Pelz rücken

24.1.2011, 00:59 Uhr
Mit Filz dem Klimawandel auf den Pelz rücken

© Roland Huber

Illustre Runde auf einer großen Kiste Geld: Nackt hocken die weißen Schafe bei der „Klimakonferenz“ zusammen, ihre beigen, braunen und grauen Felle haben sie an eine Mistgabel gehängt. Jakoba Harhammers Beitrag ist der witzigste der 50 Arbeiten umfassenden Schau. „Um beim Thema Klimawandel nicht in den Sümpfen der Resignation zu versinken, habe ich mich für eine dreidimensionale Karikatur entschieden“, erläutert die 1962 geborene Künstlerin aus dem baden-württembergischen Murrhardt auf der kleinen Infotafel, die jedem Exponat beigefügt ist.

Bedrückend wirken dagegen eine große schwarze Blüte aus Plastik, die von grauen Filzflecken durchsetzt ist („Plastic nature“ von Lilian van Rossum), und die Darstellung der von roten Wüsten überzogenen Erde (Wandbehang „Pelle del mondo“ von Cinzia li Volsi). Schaut so die Zukunft aus?, mag sich der bange Betrachter fragen. „Ich bin beeindruckt, wie unterschiedlich man sich zu dem eigentlich sperrigen Thema Klimawandel äußern kann“, resümiert Susanne Fischer, Leiterin des Pfalzmuseums.

Mütze aus Flusen

Während beispielsweise die drei eingangs skizzierten Arbeiten sofort ins Auge sprängen, kämen andere Exponate ganz zurückhaltend daher, etwa Gudrun Knapps kleiner Schaukasten „Waseinmalwar – Winter, oder?“ Aus Flusen des Wäschetrockners hat die Stuttgarterin winzige Handschuhe, Mütze und Schal sowie einen Miniaturbikini geformt. „Untragbar, zeigen die Kleidungsstücke den Widerspruch des veränderten Klimas“, erklärt Knapp ihr Werk. „Was trägt man nun im Winter: Wärmendes wie früher (...) oder Badekleidung?“

Die Schuld, die der Mensch am Klimawandel trägt, thematisiert die Installation der „Letzte Sprung“ („Ultimo salto“) der Italienerin Katia Volpe: An einem Gitter baumeln Dutzende chemisch gebleichter Kröten, die das Aussterben der Amphibien anprangern sollen. In eine ähnliche Richtung zielen die sauberen und beschmutzten Hände („The dirty dozen“) von Landsmännin Eva Basile.

Vielseitiges Material

Filzkünstlerin Barbara Eichhorn aus Heroldsbach freut sich, dass fast ein Drittel der 50 Exponate – die eine internationale Jury aus 180 Einsendungen ausgewählt hat – aus Deutschland stammt. „Wir wollen mit der Ausstellung auch zeigen, wie vielseitig Filz ist und dass man damit thematisch arbeiten kann“, so die Zweite Vorsitzende des Deutschen Filznetzwerks, das mit Partnerorganisationen in Großbritannien und Italien die Schau samt Wettbewerb organisiert hat. Schließlich sei Filz weit mehr als der Stoff für Trachtenhüte, Isolierungen und Billardtischauflagen.

Harmonisch fügen sich in das warme Licht des Kaisersaals die naturweißen, von der Decke hängenden Fahnen der Bochumerin Christina Garski ein. „Ich bin immer wieder begeistert, wie hier der lose, mit Samen gefilzte Stoff mit der Struktur des Gewölbes korrespondiert“, berichtet Eichhorn, die die von der Forchheimer Naturstrom AG gesponserte Ausstellung aufgebaut hat. „Die Räume sind total klasse, Forchheim ist wirklich ein Glücksgriff.“

Auch wenn es manchmal schwerfällt, bei den Exponaten ist das Anfassen verboten. Damit Besuchern das haptische Erlebnis, verschiedene Filztypen zu berühren, nicht gänzlich vorenthalten bleibt, gibt es in der Schau aber einen Ständer mit Probefilzen der Künstler. Interessierte können da unter anderem testen, wie sich ein luftig gearbeiteter im Vergleich zu einem versteiften Filz anfühlt.

Über die Auswirkung des Klimawandels vor der eigenen Haustüre referiert Thomas Banning, Vorsitzender der Naturstrom AG, am 28. Januar um 18 Uhr sowie am 2. Februar um 10 Uhr. Am 29. Januar sind Besucher von 10 bis 15 Uhr eingeladen, mit Künstlerin Barbara Eichhorn einen Wandbehang fürs Pfalzmuseum zu filzen.