Raub statt Ebay-Kauf

Mit Spielgeld abgelenkt und Flucht ergriffen: Prozess zu Raub und Diebstahl im Raum Forchheim

29.7.2021, 17:54 Uhr

Nach dem Prozessauftakt am Dienstag zu Raub und Diebstählen im Raum Bamberg und Forchheim, mussten nun einige der Zeugen zu den Tatvorwürfen aussagen. Über Ebay hatte ein Mann aus Langensendelbach eine hochwertige Grafikkarte angeboten und mit dem Angeklagten Jonas T. (Name geändert) einen Kaufpreis vereinbart. Bei der Übergabe lenkte Jonas T. den Mann mit Spielgeld ab, griff die Grafikkarte und rannte zum Fluchtauto.

„Das passierte in einem Bruchteil von Sekunden. Ich sah nur die Hand auf mich zukommen, bin zurückgewichen und schon war er weg“, berichtete der Zeuge. Bei der Befragung ging es darum, ob tatsächlich Gewalt angewendet wurde oder nicht, denn das würde das Strafmaß für die Angeklagten deutlich erhöhen. Die Geschehnisse wurden von den Kameras am Haus des Zeugen aufgezeichnet, nur der Moment indem der Faustschlag passiert sein soll, wurde nicht erfasst. Die Grafikkarte wurde nach Sicherstellung durch die Polizei an den Zeugen übergeben. „Ich habe keinen materiellen Schaden, da ich sie wieder bekommen habe. Allerdings hat es mein Weltbild erschüttert, dass ich meinem Kind erklären musste, dass wir von zwei ehemaligen Polizisten ausgeraubt wurden“, so der Zeuge.

Diebstähle in Elektrofachmärkten eingeräumt

Im weiteren Verlauf ging es um Diebstähle bei Elektrofachmärkten in Forchheim und Hallstadt. Diese wurden bereits von den beiden Angeklagten eingeräumt. Einmal sollen sie jedoch einen Mitarbeiter, der sich vor das Fluchtauto stellte, in Gefahr gebracht haben. Die Zeugen konnten sich nicht mehr gänzlich an die Geschehnisse erinnern, doch sie empfanden es nicht so, dass die Männer vorhatten, den Mitarbeiter umzufahren, wenn er nicht zur Seite gegangen wäre. Um diese Situation klären zu können ließen sich Vizepräsident Manfred Schmidt und Richterin Harpf mithilfe von Videoaufnahmen genau schildern, was die Zeugen wahrgenommen hatten.

Einige der Elektrogeräte konnte der Fachmarkt wieder verkaufen, als er sie von der Polizei zurückerhalten hatte, weshalb auch ihnen kein materieller Schaden entstand. Auf den Kosten sitzen geblieben ist bislang vor allem ein Mann, dem die beiden ein Auto gestohlen haben, das sie für den Einbruch in den Juwelier Böhnlein benötigten. Hier wird für die nächsten Verhandlungstermine ein Vergleich angestrebt, um den Schaden zu begleichen.

Emotionale Zeugin: Einer Schwangeren mit Ellbogen in den Bauch gestoßen?

Emotional wurde es als eine Zeugin aussagen musste, die ihr Smartphone an Jonas T. verkaufen wollte. Sie berichtete unter Tränen von der Tat und einem Stoß in den Unterleib, den der Angeklagte weiter bestreitet. „Mein Mann ging aus dem Zimmer, um die Rechnung zu holen, da stieß er mir mit dem Ellbogen in den Unterleib und rannte mit dem Handy nach draußen“, berichtet sie von der Tat.

Sie sei damals in der neunten Woche schwanger gewesen und hatte sich große Sorgen um das Kind gemacht. Zum Arzt musste sie jedoch nicht, da es ihr am nächsten Morgen bereits wieder gut ging und auch jetzt ist das noch ungeborene Kind gesund. Jonas T. nahmen die Schilderungen der Frau sichtlich mit. Er entschuldigte sich weinend bei ihr: „Ich wollte ihnen wirklich keine Angst machen und vor allem nicht in Ihrem sicheren Umfeld. Es tut mir wirklich von Herzen leid und ich hätte das niemals tun dürfen.“

Smartphone führte zu Festnahme

Dieses geklaute Smartphone führte letztendlich auch zur Festnahme von Jonas T., wie einer der Kriminalbeamten vor Gericht berichtete. Sie hatten ihn bereits wegen Mailadressen der Ebay-Konten und aufgrund von Funkzellendaten verdächtigt. Als dann das gestohlen gemeldete Smartphone bei Ebay von einem der überwachten Konten zum Verkauf angeboten wurde, mussten sie nur noch zugreifen. In Berlin wurde Jonas T. von Polizeibeamten festgenommen, woraufhin er direkt alle Taten gestand und auch seinen Mittäter Martin K. (Name geändert) der Polizei nannte.

Beide seien sehr geständig gewesen und hatten den Beamten gezeigt, wo das Diebesgut versteckt war. Darauf machten auch nochmal die Verteidiger Christian Barthelmes, Yvonne Kaiser und Thomas Drehsen aufmerksam. Beim nächsten Fortsetzungstermin sollen weitere Zeugen gehört werden, um die Umstände der Taten genau klären zu können.