Muggendorf: Trautner will Markt Wiesenttal in die Zukunft führen

18.4.2020, 18:00 Uhr
Muggendorf: Trautner will Markt Wiesenttal in die Zukunft führen

© Foto: Ralf Rödel

In Ruhe mit der Familie während der Arbeitswoche frühstücken? Für Marco Trautner war das bisher nicht möglich. Doch alles neu macht das Bürgermeisteramt, das der 37-Jährige in wenigen Wochen gegen seinen Beruf als Polizist eintauscht. In der Erlanger Dienststelle war der Vater zweier Töchter, sieben und zehn Jahre alt, für die Einsatzplanung größerer Events verantwortlich, von der Bergkirchweih bis hin zu Konzerten. Ab Mai ist Trautner für rund 2500 Einwohner in den 21 Gemeindeteilen des Marktes Wiesenttal der Chefentscheider. Sein neues Büro ist gerade mal fünf Gehminuten von seinem Zuhause entfernt, untergebracht in einem denkmalgeschützten Fachwerkbau, das sich vom Kurhaus, über Parkhotel zum heutigen Rathaus entwickelt hat. Der kurze Weg und neue Arbeitszeiten machen den gemeinsamen Start in den Tag in der Familie möglich.

Trautner geht sein neues Amt gestärkt an. 81,5 Prozent der Wähler haben am Wahlsonntag im März dem einzigen Kandidaten und bisherigen Gemeinderat ihre Stimme gegeben. "Mein Engagement ist in der Bevölkerung nicht unerkannt geblieben", sagt Trautner über seinen Wahlerfolg. In den vergangenen sechs Jahren, als er für die Freien Wähler im Gemeinderat saß, "habe ich stets positive Rückmeldungen bekommen". Das Bürgermeisteramt? Schien ihm nicht von Anfang seiner kommunalpolitischen Laufbahn lukrativ. "Der Wunsch ist von der Bevölkerung geweckt worden." Ins Rennen gebracht haben ihn die Freien Wähler, später hat sich auch die CSU für Trautner ausgesprochen. Beide Parteien einstimmig.

Diesen Schwung will der 37-Jährige mit ins Rathaus nehmen, "Muggendorf moderner und für die Zukunft aufgestellt wissen". Das Mitteilungsblatt soll umfassender als bisher über die Gemeinderatssitzungen berichten, auf schnelles Internet (Breitband) soll jeder Haushalt zugreifen. Für die Ortskerne gilt: erhalten, bestenfalls ausbauen und verschönern. "Wir schätzen es, vor Ort einkaufen zu können. Die Kaufkraft muss im Ort belassen werden", sagt Trautner. Die Grundversorgung sei gewährleistet, auch wenn jeder Verlust, wie die jüngst geschlossene Apotheke in Muggendorf, schmerze. Noch ist nicht aller Tage Abend. "Es wird daran gearbeitet, dass die medizinische Versorgung für die Bevölkerung erhalten bleibt", sagt Trautner.

Gemeinsam mit den Bürgern wolle er die Ortschaften verschönern, weswegen er noch keine konkreten Ideen in den Raum werfen möchte. Er will nichts vorgeben. Schöner werden soll in Muggendorf der Marktplatz, die Kirchgasse, der Obere Markt und der Promenadenweg. In Streitberg lassen erste Dorferneuerungsmaßnahmen den Kern neu erstrahlen. Noch steht der Dorfplatz samt steinerner Rinne aus. Folgen sollen auch die Orte Engelhardsberg und Birkenreuth. Es ist ein Weg, die Moderne einziehen zu lassen.

"Klar, das urbane Leben in der Stadt ist für den ein oder anderen ansprechender als das Landleben mit all seinen positiven Facetten", sagt Trautner. Deshalb sei es wichtig, den Markt modern aufzustellen, für potenzielle neue Bürger wie Einheimische. Helfen könne beispielsweise eine App, die zeitnah über wichtiges wie Rohrbrüche informiert. Damit dem Bevölkerungsrückgang etwas entgegengesetzt werden kann, brauche es Bauland. "Die Entscheidung für das Gebiet Wirtsäcker II ist eine richtige gewesen", sagt Trautner. Am westlichen Ortsrand von Niederfellendorf stehen 29 Parzellen bereit. "Mit Maß" will der neue Bürgermeister die Entwicklung vorantreiben. "Wir müssen auch auf unsere Natur achten. Wir wollen nicht jeden Hang oder jeden Flecken Gras mit einem Haus versiegeln."

Mit dem "nicht selbstverständlichen Wir-Gefühl", das es dank vieler Vereine und Ehrenamtlicher in den Orten gebe, will Trautner die vor ihm liegenden Aufgaben angehen. Neben all der Moderne, die er einziehen lassen will, blickt er auch auf die Tradition und Kultur in den Orten. Als Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Muggendorf und Mitglied in diversen Vereinen arbeitet er selbst daran, sie zu erhalten. Was allerdings der Vergangenheit angehört, ist das Tanzen im Trachtenverein. Das hat er bis ins Teenager-Alter getan, jetzt vertreten ihn seine beiden Töchter.

Auf das "Wir-Gefühl" seiner Jugendzeit blickt Trautner heute gerne zurück. Die Freundschaften von vor Jahrzehnten sind bis heute geblieben. Zum Beispiel die zu seinem ebenfalls erstmals ins Amt gewählten Bürgermeisterkollegen Marco Friepes in Weilersbach. "Ein Pfundskerl", sagt Trautner. Ein Jahr hatte Trautner damals in Weilersbach Fußball gespielt. Kennengelernt hatten sich beide Marcos 1998 bei einem Ausflug des Jugendfußballs in Bibione.

"Die große weite Welt hat mir nie gefehlt", sagt Trautner, der in seinem ersten Job als Kachelofenbauer regelmäßig Großstadtluft schnupperte. "Alle paar Wochen bin ich für den Blockunterricht der Berufsschule nach München, bin aber übers Wochenende immer wieder zurück nach Hause gefahren und hatte am Sonntag schon Heimweh bekommen, wenn ich wieder zurück musste."

Ein paar Jahre später ereilte ihn das gleiche Schicksal erneut. Als Trautner in den Polizeidienst wechselte, wohnte er in einer kleinen Wohnung für eineinhalb Jahre in München. "Für mich war klar, dass ich alle Hebel in Bewegung setze, um wieder nach Hause zu kommen."

Zuhause, dass ist am Freitagabend gemeinsam Kochen mit der Familie, am Samstag im Garten und im Wald zu arbeiten, ehe am Nachmittag Freunde zum Grillen vorbeikommen. Sonntag holt er frische Brötchen im Dorfladen, mittags gibt es einen guten Braten, am Nachmittag steht ein Ausflug oder Spaziergang mit dem Familienhund, einem Bearded Collie, an. "Das ist ein richtiger Hütehund", sagt Trautner. Einer, der seine Schäfchen zusammenhalten will.

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