Musik, Vorträge, Preisverleihungen: Ausschuss legt Nutzungskonzept für Forchheimer Rathaus fest

21.4.2021, 06:00 Uhr
Musik, Vorträge, Preisverleihungen: Ausschuss legt Nutzungskonzept für Forchheimer Rathaus fest

© Foto: Eduard Weigert

Dafür sorgten Architekt Stephan Fabi und vor allem der neue Kulturamtsleiter Lorenz Deutsch, der sein Amt Anfang des Jahres angetreten hat – und sich mit den Stärken und Schwächen der einzelnen Räume auseinander gesetzt hat.

Fangen wir ganz unten an: im Biererlebniskeller, dessen Name schon erklärt, was hier passiert: Im durch indirekte Beleuchtung in Szene gesetzten Gewölbekeller wird den Besuchern anhand einer Schauanlage alles Wichtige rund um die Bierbrautradition der Stadt erklärt. Das Problem: Bauphysikalisch sei die Nutzung nur für 30 Personen und 30 Minuten am Stück möglich, erklärte Architekt Fabi. Die entsprechenden Veranstaltungen soll Nico Cieslar von der Touristinfo ausarbeiten.

Die Tücke an den eine Etage höher liegenden Rathaushallen ist die Akustik. Es hallt in den Hallen. Laute Musik ist durch den Rückhall nicht möglich. Außerdem lassen sich die vielen Fenster nicht verdunkeln. Das Grabungsfenster sowie die geplante Nutzung als Raum für Ausstellungen sorgen für weitere Einschränkungen. "Vor diesem Hintergrund werden die Hallen eher für gesellschaftliche Anlässe genutzt", erklärte Lorenz Deutsch. Die Verleihung des Kulturpreises zum Beispiel, für Podiumsdiskussionen oder Pressekonferenzen.

Angesichts dessen stellte Deutsch die für den Raum bereits geplanten Stuhlreihen kurzerhand um. Auch die Bühne, die bislang bei Bedarf über den Glasflächen des Grabungsfensters aufgebaut werden sollte, verschob er. "Es wäre schade, wenn bei Veranstaltungen mit vielen Leuten das archäologische Erbe nicht sichtbar wäre", lautete seine Begründung. Somit wird der Raum nicht in Längsausrichtung, sondern quer bespielt. Ein Teil der 140 Stühle würden dadurch links und rechts neben der Bühne stehen. Nichts für einen Zauberer, der sich nicht in die Karten blicken lassen will, aber genau richtig für gesellschaftliche Anlässe.

Über das Trauzimmer im ersten Stock – dessen Nutzung sich von selbst erklärt – geht es weiter in den Rathaussaal. Im Gegensatz zu den Hallen gebe es hier eine "herausragende Akustik" – der Raum ist also genau der richtige Ort für Musikveranstaltungen, Vorträge und Kleinkunst. Die Zahl der Nebenräume begrenze jedoch die Zahl der Künstler auf der Bühne auf vier bis sechs. "Natürlich können lokale Gruppen, Chöre und Orchester auch in größerer Zahl auftreten", erläuterte Deutsch. Ein großes Orchester auf Tournee finde hier jedoch nicht die richtige Spielstätte. Bei hochkarätigen Künstlern würde es sich also eher im Bereich Kammermusik abspielen.

Besonderheit: Deutsch dreht den Raum. Blickten die Zuschauer früher von Nord nach Süd, so kehrt sich das in Zukunft um. Vorteil an dieser Variante: Die Künstler kämen vom kleinen Rathaussaal auf die Bühne und müssten nicht durch die Stuhlreihen laufen. Außerdem könnte ein Vorhangsystem zumindest die drei Mal sechs Meter große Bühne verdunkeln. Hinter diesem könnte auch der Flügel, der künftig im Rathaussaal stehen soll, verschwinden, wenn er nicht gebraucht werde. Rund 160 Personen hätten bei Veranstaltungen gute Sicht auf die Bühne. Bei Stadtratssitzungen könnten die sonst in Reihe stehenden Stühle in U-Form aufgestellt werden. Maximal fasst der große Saal 300 Personen.

Bleibt der kleine Veranstaltungsraum im Magistratsgebäude. Der einzige, der sich komplett verdunkeln ließe, so Deutsch. 100 Besucher könnten hier Platz finden – zum Beispiel für Vorführungen des Stadtarchivs, für Lesungen oder andere Filmvorträge. Einschränkungen ergeben sich jedoch auch hier durch die historische Bausubstanz, die keine fest installierte Veranstaltungstechnik möglich mache. Deutsch fand das nicht schlimm. "Für technisch anspruchsvolle Veranstaltungen haben wir das Junge Theater."

Grundsätzlich zeigten sich die Ausschussmitglieder mit dem vorgestellten Nutzungskonzept einverstanden. Der Beschluss dafür fiel am Ende einstimmig. Für eine kurze Diskussion sorgten jedoch die "mobilen Beschallungsanlagen", die Deutsch statt fest installierter Lautsprecherboxen plante. Aus seiner Erfahrung in der Leitung des Jungen Theaters wisse er, dass es Künstler gebe, die mit der eingebauten Technik nicht zufrieden seien. Diesem könnte man durch mobile Technik entgegen wirken. Einige Stadträte wünschten sich zumindest jedoch für Ausschuss- und Stadtratssitzungen fest installierte Technik.

Zu viele Kompromisse

FDP-Stadtrat Sebastian Körber zeigte sich trotz Zustimmung zum Konzept nicht als allzu überzeugt vom "Haus der Begegnungen". Hintergrund waren Einwürfe der Architekten, dass die alte Bausubstanz weitere Einschränkungen nötig machen: So dürften sich in Rathaushallen und -saal maximal 300 Personen aufhalten. Entweder aufgeteilt oder gemeinsam in einem Raum. Außerdem sorgen historische Decken und Fachwerkwände für weniger Schallschutz. Somit könnten nicht mehrere Veranstaltungen parallel stattfinden. Zu viele Kompromisse, kritisierte Körber mit Blick auf OB Uwe Kirschstein. Dem sprang seine SPD-Kollegin Lisa Hofmann bei: "Mir gefällt, was ich sehe."

CSU-Rätin Julia Stumpf zeigte Verständnis für Körbers Kritik, mahnte aber zur Zusammenarbeit: "Jetzt sind wir so weit gekommen, wir sollten alle an einem Strang ziehen."

Keine Kommentare