Musikverein Buckenhofen begeistert in Bamberg

24.4.2019, 08:00 Uhr
In der Bamberger Regnitz-Sinfonie spielten Bläserphilharmonie und Jugendblasorchester aus Forchheim-Buckenhofen auf.

© Udo Güldner In der Bamberger Regnitz-Sinfonie spielten Bläserphilharmonie und Jugendblasorchester aus Forchheim-Buckenhofen auf.

Daran hat auch die Musical Company Nürnberg ihren Anteil, die einen Vorgeschmack auf die „Magic Musical Moments“ am 2. November 2019 in der Heinrich-Lades-Halle Erlangen gibt.

Die Musiker des Jugendblasorchesters befinden sich im Höhenflug. Auf ihrer Reise ins Blaue hat der Japaner Naoya Wada das Steuer fest in der Hand. Mit ihm erkundet der Nachwuchs unendliche harmonische Weiten.

Nach dem Bilderbuchstart, der der enormen Präzision der Posaunen und Trompeten zu verdanken ist, verklingen die rhythmischen Klangkaskaden und die gefühligen Einsätze der Klarinettistinnen und Oboisten lassen einen Musik-Flieger sanft dahin schweben. Über sich haben Akteure und Publikum nur noch einen wolkenlosen Blick auf einen utopischen Sternenhimmel, der ganz offensichtlich auch Moderator Rainer Streng ins Meditieren bringt. Es soll im Lauf eines eindrücklichen Abends nicht der einzige Moment bleiben, in dem ein Melodienreigen wie auf dem Atem des Orchesters fort getragen wird.

Und dann kommt es zum Szenenwechsel und durch sämtliche Instrumente der Bläserphilharmonie Forchheim surrt es wie von Insekten begleitet. Es kriecht durch die Tenorhörner, rutscht über die Saxophone und saugt sich an den Klarinetten fest. Dabei geht es weit weniger tänzerisch zu als in Josef Strauss’ Polka, die um eine Libelle kreist.

Spannung wie bei Hitchcock

Eher scheint Bernard Herrmann mal wieder für Hitchcock tätig geworden zu sein. Denn Oscar Navarros „Fliege“ schwirrt um ihr Leben. Besonders die Holzbläser haben es auf das geflügelte Wesen abgesehen. Doch erst als die Schlagwerker zur Tat schreiten und einen Treffer landen, der das Insekt auch hörbar zum Torkeln bringt, ist deren Schicksal besiegelt. Am Ende der wilden Notenjagd hat die Fliege weitaus weniger Glück als ihre etwas dickere russische Verwandte.

Rimski-Korsakows Hummel kam nach ihrem Irrflug durch die Weltgeschichte mit einem blauen Auge davon. In „La Mosca“ hat Mathias Wehr, wiewohl mit Fliege am Hals, am Pult bereits die Klatsche zur Hand. Nachdem er mit Humor zielsicher den Schlussakkord gesetzt hat, klatschen die Zuhörer animiert und begeistert. Dann stehen beide Orchester gemeinsam auf der Bühne. Auch wenn man davon anfangs wenig zu sehen bekommt. Denn Andreas Bauer und seine Schützlinge sind in Dunkel gehüllt.

Den Stecker gezogen hat der US-Amerikaner Daniel Bukvich mit seiner Komposition „Electricity“. So kraftvoll spielen die Blech- und Holzbläser den ersten voodootönenden Satz, dass bald alle Sicherungen herausfliegen. Nur kleine Lämpchen, die an Glühwürmchen erinnern, huschen durch das Dunkel. Doch im Klang selbst knistert es.

Erst als weitere Musiker elektronengleich durch den Konzertsaal strömen, vorbei am beeindruckten Publikum, ist die kritische Masse erreicht, und das Licht geht wieder an. Überhaupt nehmen die Showelemente jenseits der grandiosen Musik immer mehr Raum ein. Für traditionelle Blasmusik-Puristen ist das sicherlich gewöhnungsbedürftig. Für alle anderen ist es beste Unterhaltung.

Feuer der Bläser

Ein ähnlicher Kampf zwischen Gut und Böse, Tag und Nacht, Hell und Dunkel erklingt im „Land von Zarathustra“. Wobei da nicht Richard Strauss den altorientalischen Priester und Propheten zu Wort kommen lässt. Vielmehr hat der persische Komponist Amir Molookpour das Zusammentreffen des guten Schöpfergottes Ahura Mazda mit dem bösen Dämon Ahriman in düstere, kontrastreiche Töne gefasst. Die Bläserphilharmonie Forchheim fühlt sich in der Monumentalität, die an alte Hollywood-Spektakel wie die Bibel-Verfilmung „Die Zehn Gebote“ erinnert, sichtlich wohl. Auch als sie sich in das Innere eines Tempels begibt, in dem ein flackerndes Feuer brennt, angefacht von allerlei Holzbläsern.

Wie die zarten Flammen züngeln, wie der Lichtschein an den Wänden sich spiegelt, wie der heilige Rauch hinaufsteigt, das hat so gar nichts von Wagners flirrendem Feuerzauber aus der Walküre. Und doch fasziniert, ja hypnotisiert das Spiel des Orchesters.

Das Finale gehört „Les Miserables“. 15 Stimmen der Musical Company Nürnberg haben den Bühnenrand besetzt und erinnern in ihrer Verteilung an den Aufstand. Die vokale Rädelsführerin ist Claudia Dörr, die Victor Hugos revolutionären Roman in der weich gesungenen Fassung Claude-Michel Schönbergs einstudiert hat. Nach diesem umjubelten Auftritt muss dem Musikverein Forchheim-Buckenhofen um die Zukunft nicht bange sein. Die Mitglieder des Jugendblasorchesters werden eines Tages die Plätze ihrer älteren Kollegen in der Bläserphilharmonie Forchheim einnehmen.

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