Nach 80 Jahren: Darum schließt Blumen Betz in Forchheim

5.8.2020, 13:22 Uhr
Nach fast 80 Jahren ist Schluss: Blumen Betz in der Hauptstraße macht dicht.

© Udo Güldner Nach fast 80 Jahren ist Schluss: Blumen Betz in der Hauptstraße macht dicht.

„Die Corona-Pandemie hat unsere Entscheidung beschleunigt. Das Ende hatte sich aber bereits angedeutet.“ Konrad Hofstätter wirkt keineswegs resigniert. Eher erleichtert, dass der seit einem Jahrzehnt vorbereitete Plan nun endlich umgesetzt ist. Im neuen „Blumenhaus“ in Sichtweite der 3500 Quadratmeter großen Gewächshäuser hat er all das, was er im historischen Stadtkern nicht hat.

Genügend Parkplätze vor der Tür und Raum für ein erweitertes Sortiment, außerdem Übersichtlichkeit und den Spielraum für ein Hygienekonzept, das andernorts nie realisierbar gewesen wäre. „Hier draußen sind es knapp 240 Quadratmeter und noch einmal 1000 Quadratmeter Außenfläche.“

Die Leute wollten herumschlendern, sich inspirieren lassen, etwas erleben. Damit nähert er sich zaghaft den Konkurrenten noch weiter draußen, die dem Bereich rund ums Bächla das Wasser abgraben. „Vielleicht war es ein Fehler, auf der grünen Wiese alles zuzulassen. Das habe auch seine inzwischen 81-jährige Mutter Inge gemerkt, die bis zuletzt im Laden gestanden und sich über die treuen Stammkunden gefreut habe.

„Die Frequenz in der Innenstadt hat deutlich abgenommen“. Er könne das gar nicht verstehen. Immerhin sei es doch eine tolle Stadt. An den Gewerbemieten liege es jedenfalls nicht. Er habe selbst einige Meter weiter ein Gebäude. „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich dorthin umziehen können.“ Denn das Objekt steht trotz intensiver Suche schon eineinhalb Jahre leer. „Ich will aber nicht noch einen Optiker, Friseur oder Handyladen hineinlassen.“

Dabei geht die Geschichte des Familienunternehmens sogar bis 1911 zurück. Der Großvater Konrad Betz hatte da am südlichen Stadtrand mit Kräutern, Gemüsepflanzen und Frühbeeten den Grundstein gelegt. „Nach uns kam gar nichts mehr. Nur Prärie. Bis Hausen“. 1917 stieg die Familie Betz dann voll auch in den Blumenverkauf ein. Nach und nach wuchs das Angebot. Es kamen Schnittblumen, Stauden und Topfpflanzen hinzu.

Konrad Hofstätter.

Konrad Hofstätter. © Udo Güldner

Irgendwann während des Zweiten Weltkrieges kam das Ladengeschäft in der Innenstadt hinzu. Das genaue Jahr kann bei „Blumen Betz“ keiner sagen. Auch nicht der Vater Karl (89), der vor 23 Jahren an Konrad Hofstätter übergeben hat. Es gab Zeiten, noch vor zehn Jahren, da gingen 70 bis 80 Prozent der Ware in der Fußgängerzone über den Ladentisch. Derzeit kümmern sich zehn Mitarbeiter, darunter zwei Auszubildende, um alles, was grüne Blätter hat. „Die Kunden wollen alles auf einmal haben und nicht zwischen den Standorten hin und her fahren“.

Seine Kollegen in und um Forchheim macht Konrad Hofstätter für die Veränderungen nicht verantwortlich. Die hätten auch mit den Baumärkten zu kämpfen, die keineswegs das günstigste Angebot hätten.
Zuletzt sei es immer schwerer gefallen, geeignetes Personal zu finden. „Ich kann niemand Ungelernten hinter die Theke stellen“. Dafür seien die Anforderungen einfach zu hoch. Zugleich würden Floristinnen, wenn man es mit der Industrie vergleiche, auch nicht besonders gut bezahlt.

Gertrud Dittrich.

Gertrud Dittrich. © Udo Güldner

Ausschlaggebend aber ist für den Inhaber des mittelständischen Unternehmens: „Wenn Hochsaison ist, etwa vor Weihnachten, dann kommen die Floristinnen als letzte aus dem Haus.“ Auf jeden Fall habe er zuwenige Mitarbeiter, um an zwei Standorten ein attraktives Angebot aufrecht erhalten zu können. Zumal das Geschäft mit Events, Hochzeiten und Beerdigungen nach den Corona-Einschränkungen wieder anzieht. Gerade dafür hat man ein nagelneues Kühlhaus, um die Schnittblumen frisch zu halten.

Sorgen macht sich Konrad Hofstätter nur um die Sichtbarkeit seines Betriebes. Schließlich war der Laden auch ein Hingucker, etwas für die Laufkundschaft. Dafür investiert man in eine neue Homepage und Social Media. „Das macht eine unserer Floristinnen.“

Die Zukunft scheint indes gesichert. Der Sohn Tobias lernt das Gärtnerhandwerk, die Tochter Julia ist Floristin, und Tochter Jana lernt als Einzelhandels-Kauffrau das Innenleben eines Gartencenters kennen.

Was in das Fachwerkhaus einziehen wird, das einer Erbengemeinschaft aus Traunstein gehört, das weiß derzeit niemand. Der Nachmieter dürfte sich darüber freuen, dass Konrad Hofstätter im Januar 2019 noch einmal alles auf den neuesten Stand gebracht hat. „Wir haben die Elektrik saniert, kontaktloses Zahlen ermöglicht und ein ausgefeiltes Farbkonzept umgesetzt.“ Das hat einige tausend Euro verschlungen. Man habe eben alles versucht.

Udo Güldner

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