Nach der Stichwahl in Hallerndorf: War es die Art und Weise?

2.4.2020, 11:00 Uhr
Nach der Stichwahl in Hallerndorf: War es die Art und Weise?

© Julian Hörndlein

„Ich darf da gar nicht drüber nachdenken. Das macht mich traurig“, sagt Torsten Gunselmann. Gerade hat er einige Projekte der vergangenen Jahre aufgezählt, auf die er, als jetzt scheidender Bürgermeister Hallerndorfs, besonders stolz ist. Gunselmann nennt etwa das Nahwärmenetz aus erneuerbaren Energien für Hallerndorf und die drei daran angeschlossenen Neubaugebiete, die unter seiner Ägide entstanden sind. Oder die Dorferneuerung in Pautzfeld, die mit hohen Zuschüssen „durchgezogen“ worden sei.

„Es macht mich echt traurig, dass das nicht anerkannt wurde“, so Gunselmann. Die tiefe Enttäuschung über die Niederlage des CSU-Politikers in der Stichwahl gegen Herausforderer Gerhard Bauer (WG Hallerndorf), sie ist ihm noch deutlich anzuhören. 47,57 Prozent stimmten für ihn, 52,43 Prozent für Bauer.

Die Bürgermeisterschaft (in der 4164-Einwohner-Gemeinde ein Hauptamt) sei für Gunselmann nicht nur „ein Job“ gewesen. „Es war ein Amt, das ich gelebt habe und mit meinem ganzen Engagement begleitet habe.“ Wieso reichte es dann nicht für eine zweite Amtszeit?

Gunselmann überlegt lange. „Wahrscheinlich ist es so, dass Leistungen und Ergebnisse, dass das, was am Ende abgeliefert wurde, nicht allein kriegsentscheidend waren.“ Es würden „weitere Parameter und Faktoren“ dazugehören, „die ich offensichtlich nicht erfüllen konnte“. Er spricht von „Charaktereigenschaften“. Hat Bauer gewonnen, weil er eine kommunikativere Art hat? Gunselmann will nicht mutmaßen. Im Wahlkampf aber sei viel darüber gesprochen worden, dass „den Leuten die Art und Weise des Bürgermeisters nicht passt“, erzählt er.

Jetzt müsse der neue Bürgermeister unter Beweis stellen „wie er das anders oder besser macht“. Bauer sei „letztendlich sicher eine geeignete Person für das Amt“ – und „ein anderer Typ“. Gunselmann: „Er ist nicht der Macher, sonder eher der Smarte, der vielleicht einen anderen Umgang pflegt als ich“. Allerdings betont er: „Allein vom Reden passiert nichts.“

Ein Bürgermeister müsse auch unliebsame Entscheidungen treffen. Man könne „nicht allen alles recht machen“. Straßenausbaubeiträge oder Nacherhebungsbescheide fürs Abwasser nennt er als Beispiele.
„Wenn man reinen Wein einschenkt, tut es manchmal weh“, so Gunselmann. „Für mich war die Gemeinde wie mein eigenes Unternehmen, ich habe immer alle gleich behandelt.“ Womöglich liege darin einer der Gründe für seine Abwahl. „Weil ich dem ein oder anderen nicht den Bonus gegeben habe, den er sich durch mich vielleicht erhofft hat.“

Wie seine (berufliche) Zukunft aussieht? „Ich weiß es nicht“, sagt der studierte Agraringenieur. Einen „Plan B“ habe er nicht. Und „ernüchternd“ beschreibt der 40-Jährige den Gedanken daran, jetzt seinen weiteren Weg neu ordnen zu müssen.

"Es ist turbulent"

Die alte Redewendung von „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“: für das Ergebnis der Hallerndorfer Stichwahl gilt sie. Zumindest teilweise. Gerhard Bauer, bisher Sachgebietsleiter für „Geodatenverwaltung und Sonderprojekte“ im Bauamt der Stadt Forchheim, ist im Nachgang seiner Wahl „zwar immer noch gerührt“ und „positiv überrascht“.

Doch gleichwohl hat der 47-Jährige derzeit alle Hände voll damit zu tun, seine 20 Jahre lange Tätigkeit im Forchheimer Bauamt hinter sich zu lassen, um den neuen Beruf als Bürgermeister antreten zu können. Innerhalb der nächsten vier Wochen muss das Ganze über die Bühne gehen. „Es ist gerade alles etwas turbulent“, sagt er. „Aber so wie ich meinen Arbeitgeber kenne, wird man mir da keine Steine in den Weg legen.“

Dass die Stichwahl „eine enge Geschichte“ werden würde, das sei ihm vorab klar gewesen, durch „Resonanzen“ aus der Hallerndorfer Bevölkerung. Das „eindeutige“ Votum am Sonntagabend aber freue ihn nun ganz besonders. „Und ich bin schon etwas stolz darauf.“
Ob, wie Gunselmann vermutet, am Ende die Art und Weise, also Charakterzüge, den Ausschlag gaben, möchte Bauer nicht kommentieren. „Ich denke einfach, dass meine Person und die Themen, die mir wichtig waren, gut angekommen sind.“ Noch diplomatischer formuliert: „Die Leute haben eine Entscheidung getroffen und jeder wird dafür seine Gründe gehabt haben.“

Bauer hofft, dass die Amtsübergabe mit Gunselmann sowie die Einarbeitungsphase ohne Reibereien klappen. Er ist zuversichtlich, „denn der Wahlkampf lief ja sehr fair und sauber“. Bauer: „Ich reiche Torsten Gunselmann jedenfalls die Hand.“

Danach gelte es, laufende Projekte in Hallerndorf weiterzuführen und abzuschließen: „Beispielsweise der Neubau des Trailsdorfer Kindergartens, die Pautzfelder Dorferneuerung und freilich die Generalsanierung unserer Schule“, so Bauer. „An diesen großen Aufgaben führt kein Weg vorbei, zusammen mit den Gemeinderäten will ich sie anständig zu Ende führen.“

"Wir werden zu kämpfen haben"

Der neue Rathaus-Chef macht sich keine Illusionen darüber, dass sein Amtsantritt leicht werden würde – Stichwort: Coronavirus. „Dass uns die Krise beschäftigen wird, ist klar.“ Er habe „keine Glaskugel“, könne nicht sagen, wann die Ausgangsbeschränkungen mit all ihren Folgen Wirkung zeigten und sich die Situation wieder halbwegs normalisiere. „Ich hoffe bald“, sagt Bauer. „Denn mit den vielfältigen Folgen werden wir lange zu kämpfen haben. Es wird die große Herausforderung sein, anschließend wieder in einen normalen Rhythmus zu kommen.“

Aber: „Ich bin guten Mutes und zuversichtlich, dass wir die Probleme zusammen mit dem Gemeinderat in den Griff bekommen“, meint Hallerndorfs neues Gemeinde-Oberhaupt. Auf seine Art und Weise.

Verwandte Themen


1 Kommentar