Nach der Wahl drei Abgeordnete in München?

13.10.2018, 18:00 Uhr
Nach der Wahl drei Abgeordnete in München?

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Kennen Sie den Hundeknochen? Nein, es geht nicht um das, was Sie Ihrem Vierbeiner als Belohnung geben. Sondern um den oberfränkischen Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach. Seine geographische Form ähnelt, wenn man es so sehen will, einem Hundeknochen. Wichtiger aber ist: Hier leben etwa 133 000 Wahlberechtigte. Der Stimmkreis Forchheim bringt es dagegen nur auf knapp 90 000 Wahlberechtigte. Übersetzt in die Denke eines Kandidaten heißt das, wie gestern einer gesagt hat: "Um das Gewicht von fünf Prozent Stimmanteil im Hundeknochen zu erreichen brauche ich im Stimmkreis Forchheim schon sieben Prozent."

Keine einfache Sache. Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW) heißen die beiden aktuellen Abgeordneten aus Forchheim. Thorsten Glauber tritt nicht nur als Direktkandidat in Forchheim an, sondern auch als Nummer 1 der oberfränkischen FW-Liste. In Oberfranken gibt es acht Stimmkreise. Die Mandatszahl wird nach Regierungsbezirken verteilt.

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Wie viele Mandate eine Partei in Oberfranken erhält, hängt davon ab, wie ihr Ergebnis im Bezirk ausfällt. Und dann geht es darum, wie viele Stimmen die einzelnen Kandidaten sammeln. Die Direktkandidaten treten in der Regel auch als Listenkandidaten in ganz Oberfranken auf, sie können also Kreuzchen auf zwei Listen sammeln, bei den Erst- und bei den Zweitstimmen. Im "Hundeknochen" hat ein populärer Direktkandidat daher von vornherein ein größeres Potenzial als in Forchheim. Nach Wunsiedel-Kulmbach, Bayreuth, Kronach-Lichtenfels und Coburg folgt der Stimmkreis Forchheim bei der Zahl der Wahlberechtigten erst an fünfter Stelle.

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Intern werden bei den Parteien Berechnungen angestellt nach dem Motto: Wie viele Abgeordnete stellen wir bei welchem Wahlergebnis — und wer käme dann zum Zuge? Um zwei oberfränkische Mandate zu erhalten, so die Faustregel, muss eine Partei auf Bezirksebene mindestens zwölf Prozent erreichen. Das wäre zum Beispiel für die Grünen, die sich im Umfragehoch befinden, sehr ambitioniert. Sie schneiden in aller Regel in Oberfranken schlechter ab als im Bayern-Schnitt und auf Landesebene sind sie noch nie über zehn Prozent gekommen. Kandidaten aller kleineren Parteien inklusive SPD, die im Stimmkreis Forchheim unterhalb von Platz eins auf der Liste stehen, werden es sehr schwer haben, ein Mandat zu erringen. Theoretische Chancen hätte nur, wer über den eigenen Stimmkreis hinaus sehr bekannt ist.

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Sebastian Körber (FDP) und Thorsten Glauber (FW) führen ihre oberfränkischen Listen an. Sollten sie nicht über die Erststimme direkt gewählt werden, sind sie dennoch über die Liste sicher im Landtag. Vorausgesetzt, ihre Parteien überspringen die Fünf-Prozent-Hürde. Bei dem 2013 direkt gewählten Michael Hofmann kommt es ganz auf die Erststimme an. Da die CSU ihre Mandate vermutlich ausschließlich über direkt gewählte Abgeordnete füllen wird, hätte Hofmann, unterläge er Thorsten Glauber, mit Listenplatz 11 keine Chance.

Und jetzt noch ein kleines Aber: Sollte die CSU über die Erststimmen mehr Mandate erhalten als ihr aufgrund des Zweitstimmenanteils zustehen, wird es "Ausgleichsmandate" geben — zusätzliche Sitze, die proportional auf die anderen Parteien verteilt werden. So erging es zum Beispiel bei der letzten Bundestagswahl Lisa Badum (Grüne). Sie schaffte den Sprung nach Berlin deswegen, weil sehr viele Ausgleichsmandate nötig waren, um den Wählerwillen proportional zum Wahlergebnis abzubilden.

Die nächsten Vertreter des Landkreises Forchheim in München heißen also ziemlich sicher Sebastian Körber und Thorsten Glauber. Michael Hofmann muss das Direktmandat verteidigen, um in München bleiben zu können. Für alle anderen wird es noch schwerer.

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