Verpflichtender Hundeführerschein

Nach Kampfhund-Angriff in Fränkischer Schweiz: Peta fordert bayernweite Konsequenzen

Nina Kammleiter

Volontärin

E-Mail zur Autorenseite

5.6.2023, 15:52 Uhr
Nach Einführung des Hundeführerscheins ereigneten sich in Niedersachsen weniger Vorfälle mit Hunden. 

© Peter Förster, dpa Nach Einführung des Hundeführerscheins ereigneten sich in Niedersachsen weniger Vorfälle mit Hunden. 

Für eine 14-Jährige hat ein Spaziergang mit ihrem Hund in der vergangenen Woche im Krankenhaus geendet. Als sie mit ihrem angeleinten Hund in Ebermannstadt an einem Grundstück vorbei ging, sprang dort ein Kampfhund heraus und attackierte den Hund des Mädchens. Das Mädchen versuchte, die beiden Tiere zu trennen und wurde dabei von dem Kampfhund gebissen. Weitere Helfer, die versuchten einzuschreiten, wurden ebenfalls leicht verletzt. Der Halter des Kampfhundes trat aggressiv auf. Er bedrohte und ohrfeigte einen der hinzugekommenen Helfer.

Verpflichtender Hundeführerschein gefordert

Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierrechtsorganisation Peta nun die Landesregierung auf, den sogenannten Hundeführerschein in Bayern einzuführen. „Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix’ ist.“

Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Sachkundenachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.

In viele Städten können Hundesteuern gespart werden

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen 2013 den Hundeführerschein verpflichtend eingeführt. Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle. In Berlin ist der Hundeführerschein seit 2017 ebenfalls Pflicht. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge spricht sich mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen für einen Sachkundenachweis für Hundehalter und -halterinnen aus. Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Ein verpflichtender Hundeführerschein hat einen weiteren Vorteil: Er kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt angeschafft wurden.

Der Halter des Kampfhundes in Ebermannstadt muss sich nun wegen diverser Straftatbestände verantworten.

2 Kommentare