Neubau in Forchheim: Droht hier der nächste Erdrutsch?

21.6.2020, 15:39 Uhr
Neubau in Forchheim: Droht hier der nächste Erdrutsch?

© Maria Däumler

Edith und Egon Eder stehen am Zaun ihres Anwesens am Föhrenweg 22 und schauen bedrückt auf ein riesiges Loch am Nachbargrundstück. Am Boden der tiefen Baugrube verteilt ein Bagger gerade große Schottersteine. Dort, wo noch der Boden hervorschaut, fließt das Wasser wie ein Bach. Mit Schläuchen und über Abwasserschächte versucht man, dem Wasser Herr zu werden und pumpt es über Rohre, die über dem Fahrradweg aufgehängt sind, zum direkt angrenzenden Kanal. Dort plätschert es wie ein Wasserfall.


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"Das ist doch ein Irrsinn", sagt die 80-Jährige. "50 Jahre lang hat es geheißen, das ist kein Bauland. Jetzt wird dort sogar ein Haus mit sieben Wohnungen und einer Tiefgarage gebaut." Die beiden Rentner, die seit 1967 hier wohnen, schütteln den Kopf. Sie sind frustriert. Seit gut einem Jahr wehren sie sich gegen die Bebauung des Nachbargrundstückes. Ohne Erfolg.

Fachbehörden ohne Einwände

Neubau in Forchheim: Droht hier der nächste Erdrutsch?

© Foto: Privat

Die Mitglieder des städtischen Bauausschusses haben das Bauprojekt im Außenbereich vor einem Jahr durchgewunken. Fachbehörden wie Wasserwirtschaftsamt, das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt und die Untere Naturschutzbehörde hatten keinerlei Einwände, berichtet Britta Kurth, Pressesprecherin der Stadt Forchheim. Geplant ist auf dem 831 Quadratmeter großen Grundstück ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten und einer Tiefgarage. Kurz vor Pfingsten sei die rund fünf, sechs Meter tiefe Baugrube, die das gesamte Grundstück ausfüllt, ausgehoben worden, erzählt Edith Eder. "Seither wird Wasser abgepumpt. Fast jeden Tag werden dickere Schläuche gelegt, um das Wasser da weg zu kriegen."

Letzten Montag nun – nach dem Starkregen und ein Tag bevor ein Wohnhaus im Wacholderweg in Forchheim-Ost drohte abzurutschen – stand das Wasser fast einen Meter hoch in der Baugrube und das seitliche Erdreich rutschte in das Loch. Auch im Haus der Familie Eder waren zwei Kellerräume voll mit Wasser. "20 Jahre hatten wir kein Problem mit Wasser", versichert das Ehepaar. Warum jetzt plötzlich?

Neubau in Forchheim: Droht hier der nächste Erdrutsch?

© Foto: Ulrich Graser

Die Eders bekamen es jedenfalls mit der Angst zu tun und alarmierten die Stadt. Mitarbeiter des Bauordnungsamtes seien gleich an die Baustelle am Föhrenweg geeilt, weil die Baugrube kanalseitig eingebrochen war, informiert dazu Britta Kurth. Man habe sofort die Baufirma verständigt, dass die Baugrube gesichert und repariert werden muss. Diese wiederum habe inzwischen eine Aushubfirma beauftragt, die Grube zu verfüllen, so Kurth. "Jetzt ist der Schaden behoben und alles wieder in Ordnung", sagt die Pressesprecherin.

Diesen Optimismus können Edith und Egon Eder nicht teilen. Sie fürchten, dass es aufgrund der gigantischen Baugrube, die direkt bis zu ihrem Gartenzaun reicht, zu Bodenbewegungen kommt, die dann auch ihr Haus in Mitleidenschaft ziehen. Auch wenn ständig so viel Wasser abgepumpt wird, könnte das Risse an ihrem Haus hinterlassen, sorgen sich die beiden Senioren.

Am Nachbargrundstück schiebt derweil ein Bagger die riesigen Schottersteine hin und her, die Pumpe befördert pausenlos das Wasser gen Kanal. "Was ist eigentlich, wenn da einmal die Tiefgarage gebaut ist? Was passiert dann mit dem ganzen Wasser?", will Edith Eder von einem Arbeiter wissen. "Na ja, die Pumpen werden dann abgeschalten", sagt der Bauarbeiter fast fröhlich – und zuckt dann noch leicht mit den Schultern.

Das bestätigt später Marc Großkopf, Geschäftsführer der GE Wohnbau GmbH aus Langensendelbach, die das Mehrfamilienhaus am Föhrenweg baut. "Ja, die Tiefgararge steht dann quasi im Wasser. Das ist ganz normal", versichert er. Damit innen alles trocken bleibt, werde eine wasserdichte "Weiße Wanne" gebaut, erklärt er. Eine Spezialfirma begleite das Bauprojekt und garantiere für die Wasserdichtheit.

Dass letzten Montag die Baugrube voll Wasser gelaufen ist, das sei natürlich nicht so geplant gewesen. "Irgendjemand hat über Nacht die Stromzufuhr für die Pumpen ausgesteckt", erklärt er. "Das geht natürlich nicht. Klar, dass dann die Grube vollläuft." Woher das viele Wasser kommt? "Das ist reines Grundwasser, das da hochdrückt." Problematisch sei das nicht, auch nicht der Bau einer Tiefgarage direkt neben dem Main-Donau-Kanal. "Der Kanal selbst ist dicht", sagt Großkopf. Von dort drohe also keine Gefahr.

Dass die Nachbarn nicht glücklich über die große Baustelle sind, weiß der Bauherr aus Langensendelbach. Aber dass die Familie Eder womöglich wegen seines Bauprojektes jetzt Wasser im Keller hatte, kann er nicht recht glauben. "Unsere Baugrube ist ja tiefer als deren Keller. Da läuft das Wasser ja erst mal in die Grube." Im Vorfeld der Bauarbeiten habe er jedenfalls einen Sachverständigen zu den Nachbarn geschickt, der den Ist-Zustand der Häuser dokumentiert hat. Darauf könnten sich die Nachbarn auch berufen, falls es später Probleme gebe, sagt er und versichert: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht."

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