Neue Serie: Die Kunstszene im Landkreis Forchheim

6.5.2020, 17:43 Uhr
Neue Serie: Die Kunstszene im Landkreis Forchheim

© Foto: Julian Schwarzmann

Schon lange ist es her, dass Michaela Schwarzmann die Muße hatte, sich aufs Fahrrad zu schwingen und hinein in die Fränkische Schweiz zu radeln. Mit dem Rennrad oder dem Mountain-Bike geht es zum Walberla, aber auch ins malerische Trubachtal. Bisher machten allerlei Termine der Eggolsheimer Malerin allerdings einen Strich durch die Rechnung. Ausstellungen waren zu organisieren, Kurse zu geben, Wettbewerbe zu bestreiten. Das kostet Zeit und hält einen vom schöpferischen Prozess ab. Nun aber lädt das sonnige Frühlingswetter nachgerade dazu ein, die Schönheiten der Landschaft auf den Skizzenblock zu bannen. Oder sich auf das Elementare zu besinnen. "Ich arbeite dann im Garten, sammle Kräuter und koche." Ein Tarot-Garten wie bei der Bildhauerin Niki de Saint Phalle werden ihre Beete aber nicht werden. Schließlich sind wir im Eggerbachgrund und nicht in der Toskana.

Schlaflose Nächte muss Schwarzmann nicht fürchten. Denn völlig abhängig von den Verkäufen ihrer Kunstwerke ist sie nicht. "Ich kenne da Kollegen, die als Honorarkräfte in Museen arbeiten. Die trifft es sehr stark."

Virtuelle Kunststunden

Eine Teilzeitstelle an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Bamberg sorgt für finanzielle Sicherheit. Auch wenn die angehenden Erzieherinnen ihren Kreativ-Unterricht nicht im Klassenzimmer bekommen. Eine Online-Plattform ermöglicht es, die Kunststunden virtuell zu geben, vom malerischen Scheunenviertel Eggolsheims aus. Ähnliches gilt für Kunst-Workshops für Erwachsene, die sonst in Erlangen stattfänden. Außerdem braucht Schwarzmann, im Gegensatz zu anderen Kollegen, keine Miete für ihr Atelier zu berappen.

Neue Serie: Die Kunstszene im Landkreis Forchheim

© Foto Gerhard schlötzer

Die Absage des "Offenen Ateliers" tut dennoch weh. Weniger weil die Einnahmen fehlen. Eher weil der kulturelle Austausch mit den Gästen ausbleibt. Der Kunst fehle es dadurch an der Aufmerksamkeit. Gerade für ihre beiden Gastkünstler aus Nürnberg tue ihr das leid. Ihnen wollte Schwarzmann eine Bühne im Landkreis bieten. Denn Stephanie Löw mit ihren Pflanzendrucken und Thomas May und seine Graskugeln kennt man hierzulande weniger.

Kunst in menschenleeren Räumen

Besonders ärgerlich ist, dass zwei Bilderschauen in Kulmbach und im Schloss Oberschwappach noch vor den Ausgangsbeschränkungen eröffnet wurden. "Nun hängen die Kunstwerke in menschenleeren Räumen herum." Dabei entsteht Kunst erst durch den Betrachter. Auch der lange für September geplante Besuch des Internationalen Papierkunst-Kongresses in Japan muss ausfallen.

Auswirkungen auf die eigene Kunst kann Schwarzmann nicht feststellen – noch nicht. Es müsse sich erst setzen. Später könne es aber sehr wohl sein, dass sich die Folgen der Corona-Krise in tieferen Schichten zeigten. "So einfach ist es nicht, dass man sagen kann, jetzt sehe ich schwarz, und plötzlich greife ich zu finsteren Farben." Nur eines steht fest. In Langeweile oder gar Depression gleitet Schwarzmann nicht ab. Dafür steckt viel zu viel künstlerische Energie in ihr.

Objekte voller Zerbrechlichkeit

Im Moment hat Schwarzmann sich ganz und gar dem Papier verschrieben. Eine alte Leidenschaft aus der Studienzeit sei wieder aufgeflammt. Mit Hilfe einer alten Nähmaschine gelingt es ihr, die Elemente miteinander zu verbinden. Es entstehen Objekte voller Zerbrechlichkeit, durch die das Licht flutet, schimmert oder scheint. Das Material erzeugt jene Leichtigkeit, die auch die Gedankenwelt Schwarzmanns prägt. Zugleich strahlen die einfachen Formen eine ungeheure Ruhe aus. Die Entschleunigung hat Schwarzmann erfasst. Nicht erst seit der Corona-Krise. Nur wird es nun klarer erkennbar.

Wer mehr Kunst von Michaela Schwarzmann sehen möchte: www.mschwarzmann.de

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