Neuer Rekord: Immer mehr Pendler im Landkreis Forchheim

3.11.2019, 07:56 Uhr
Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz: Das ist für viele längst Routine. Rund 41 000 Berufspendler zählte der Landkreis Forchheim im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 10 000 weniger.

© Foto: Sonja Och Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz: Das ist für viele längst Routine. Rund 41 000 Berufspendler zählte der Landkreis Forchheim im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 10 000 weniger.

Im Stau stehen oder sich über die Verspätung von Zug, Bus oder U-Bahn ärgern: Immer mehr Beschäftigte legen weite Wege zur Arbeit zurück. Im Landkreis Forchheim, wo 50 355 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten, waren es laut einer aktuellen Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im vergangenen Jahr 41 000. Das sind 26 Prozent mehr als im Jahr 2000, als der Kreis rund 32 000 Pendler zählte. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Oberfranken (IG Bau) mit.

Die Bundesagentur für Arbeit Bamberg-Coburg hat die entsprechenden Zahlen zuletzt Ende Juni 2018 ausgewertet. Rund 12 000 Menschen fahren demnach für ihren Job in den Landkreis Forchheim und rund 30 000 aus diesem in einen anderen. Das bedeutet, dass 60,2 Prozent der Beschäftigten zu ihrer Arbeit in umliegende Kreise pendeln.

Nach München pendeln

Die meisten Auspendler aus dem Kreis Forchheim arbeiten in Erlangen, nämlich 14 728. Mit deutlichem Abstand folgen 6155 Auspendler, die für ihren Job nach Nürnberg fahren. Nach Bamberg sind 3394 Menschen unterwegs, nach Fürth 1225 und nach Lauf 784. Sogar 478 Auspendler fahren für ihre Arbeit ins rund 200 Kilometer entfernte München. In der Statistik folgen in absteigender Reihenfolge dann noch die Ziele Pegnitz, Bayreuth, Frankfurt und Roth.

Bei den Einpendlern stammen die meisten aus folgenden Städten: Erlangen (3780), Bamberg (2871), Nürnberg (1020), Fürth (586) und Bayreuth (512). Danach folgen Pegnitz, Lauf, Neustadt/Aisch, Haßfurt und Lichtenfels.

Forchheim hat als einwohnerstärkste Stadt im Landkreis mit 11 739 Einpendlern und 8595 Auspendlern die höchsten Zahlen vorzuweisen. Anschließend haben diese Städte und (Markt-)Gemeinden im Landkreis noch die meisten Ein- und Auspendler (absteigende Reihenfolge): Neunkirchen, Ebermannstadt, Eggolsheim, Igensdorf und Heroldsbach.

Eine erfreuliche Entwicklung: Immer mehr Menschen kommen seit 2013 zum Arbeiten nach Forchheim, wie Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) bei der Bürgerversammlung in Kersbach betonte. In Forchheim sind inzwischen mehr als 1000 Unternehmen angesiedelt, in denen 16 777 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte angestellt sind. Und es gibt mehr Ein- als Auspendler. Außerdem ist die Zahl der Bürger, die ihren Wohnsitz und Arbeitsplatz in Forchheim haben, laut Arbeitsagentur seit 2011 um 2677 Personen auf 20 017 gestiegen.

Teure Mieten

"Steigende Pendlerzahlen sind ein bundesweiter und anhaltender Trend", sagt Matthias Klar, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Die Entwicklung sei einerseits eine Folge des allgemeinen Beschäftigungsanstiegs seit den Jahren nach der Banken- und Weltwirtschaftskrise 2007. Allerdings seien für viele auch einfach die die Wohnungsmieten in den Städten zu teuer geworden, so Klar.

Lange Wege zur Arbeit mit dem Auto zurückzulegen, bedeute mitunter hohe Spritkosten, so der Pressesprecher. Ob die Pendler mit dem Auto oder dem Öffentlichen Personennahverkehr in die Arbeit gelangen, geht aus den Statistiken der Arbeitsagentur nicht hervor.

Gleitzeit oder Homeoffice

Gerald Nicklas, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberfranken, spricht von einem "alarmierenden Trend". Strecken von mehr als 50 Kilometern zum Arbeitsplatz seien für viele Pendler aus dem Kreis Forchheim inzwischen gang und gäbe. "Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei", teilt er in einer Pressemitteilung mit.

Die IG Bau fordert eine "drastische Wende in der Wohnungsbaupolitik" und "massive Investitionen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur", besonders beim Schienen-, Straßen- und Radwegenetz.

Außerdem könnten Firmen einen entscheidenden Beitrag leisten, wenn sie es Beschäftigten möglich machten, in Gleitzeit oder im Homeoffice zu arbeiten. Damit Pendlerfrust im Stau oder in überfüllten Zügen und Bussen vermieden wird. 

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