Pointäcker-Süd

Neues Wohngebiet in Kersbach: Ein Kreisel sorgt für Diskussionen

Patrick Schroll

Stellvertretender Ressortleiter

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9.6.2021, 20:00 Uhr
An dieser Ecke in Kersbach soll ein Kreisverkehr entstehen, um das neue Wohngebiet Pointäcker-Süd zu erschließen. Im Kreis drehte sich auch die Diskussion um diesen Kreisverkehr. Die grünen Vertreter im Stadtrat sind strikt gegen die Planung. 

© Eduard Weigert An dieser Ecke in Kersbach soll ein Kreisverkehr entstehen, um das neue Wohngebiet Pointäcker-Süd zu erschließen. Im Kreis drehte sich auch die Diskussion um diesen Kreisverkehr. Die grünen Vertreter im Stadtrat sind strikt gegen die Planung. 

Im Verlauf der Diskussion hatte sich nicht nur draußen die Atmosphäre aufgeladen, sondern auch im Sitzungssaal. Das Donnergrollen war nicht zu überhören. „Da haut es mir den Vogel raus“, sagte beispielsweise Holger Lehnard (CSU).

Bevor es sich zugezogen hat, hatte Bauamtsleiter Réne Franz für sonnige Momente gesorgt. Denn viele komplexe Dinge, die die Planungen verzögerten, scheinen jetzt gelöst zu sein. Ein großer Brocken ist der Hochwasserschutz. Seit der großen Flut 2007 warten die Kersbacher auf ein Regenrückhaltebecken.

Gebaut werden soll es hinter der Kita, zwischen Poxdorfer und Kersbacher Straße. Durch dieses wird der Bach geleitet. Platz ist für 59 Millionen Liter. Damit werden die Kersbacher vor einem Jahrhunderthochwasser (HQ 100), inklusive eines 15-prozentigen Aufschlags, der Auswirkungen des Klimawandels einkalkuliert, geschützt.

„Damit ist kein Hochwasser im Plangebiet zu befürchten“, teilte Franz mit. Und: Ohne Becken darf nicht gebaut werden. Die Planungen für den Hochwasserschutz lägen beim Landratsamt. Das Thema werde wohl noch dieses Jahr erledigt sein.

Entwirrt sind auch die komplexen Grundstücksverhältnisse. Der Katholischen Pfarrpfründestiftung Kersbach gehören Grundstücke im Baugebiet. Entwickelt wird es von Stadt, Kirche und dem Investor Rea mit Sitz in Pullach. Grundstücke mussten kompliziert getauscht werden. Ein abschließender Vertrag zwischen Stadt und Kirche sei kurz vor dem Abschluss. Zudem sprach Franz von „einem großen Schritt zum klimafreundlichen Bauen“.

Ein Blockheizkraftwerk sorgt für die Energieversorgung, es bestehe aber kein Anschlusszwang. Die Stadt setzt nun „verstärkt auf autarke Energielösungen der Anwohner“. Deshalb gibt es bei der Dachneigung keine Vorschriften, „um PV-Anlagen nicht im Wege zu stehen“. Auch Flachdächer mit Begrünung sind möglich. Das Grün soll Wasser zurückhalten und als natürliche Klimaanlage dienen. Gleiches gilt für die Fassaden: Sie sollen zur Landschaft hin „eingegrünt“ werden.

Soweit waren sich auch die Stadträte grün. Allerdings nicht bei der Verkehrsführung. Die Vertreter der Forchheimer Grünen Liste (FGL) lehnen den Kreisverkehr ab, weil er die Situation nur für die Auto- aber nicht Radfahrer optimiere.

Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) bezeichnete die Verkehrsführung für ein Baugebiet im Jahre 2021 weder für zeitgemäß noch zukunftsweisend, auch aus Klimaschutzgründen: „Es darf nicht weiter der Fall sein, dass Menschen ins Auto steigen, um Kinder zur Schule oder zum Sport zu fahren, weil sie es für zu unsicher halten, ihre Kinder mit dem Fahrrad dorthin alleine fahren zu lassen.“ Wie auch der ADFC oder der Verkehrsclub Deutschland sieht Prechtel „etliche Missstände und Gefahrenstellen“. Radfahrer seien untergeordnet.

Statt in den Kreisverkehr ein- und ausfahren zu dürfen, müssten sie die Ausfahrten des Kreisverkehrs auf ihrem Weg mehrmals kreuzen. Die Aufstellflächen seien zu knapp, die Querungen gefährlich. Der Platzbedarf mehrerer Räder (mit Anhänger) sei nicht berücksichtigt. Das städtische Straßenverkehrsamt und auch die Polizei Forchheim stützen aber die Planungen. Sie entsprächen den Vorgaben und Regeln der Technik. Die Forderung, den Radverkehr nach niederländischem Vorbild auf der Kreisfahrbahn zu führen, sei zu gefährlich und deshalb „unzulässig“.

Den Vogel schossen die grünen Vertreter nach Meinung von Stadtrat Lehnard deshalb ab, weil sie ihre Zustimmung zum Wohngebiet vom Kreisverkehr abhängig machen wollten. Sebastian Körber (FDP) wehrte sich gegen eine „Umerziehung der Menschen“ und bezeichnete die Kritik der Grünen als „verlogen“. In Oberfranken seien nur sieben Prozent der Menschen mit dem Rad unterwegs.

Demnach, und da stimmte CSU-Fraktionsvorsitzender Josua Flierl zu, müssten die Grünen „endlich akzeptieren“, dass es immer Menschen gebe, die mit dem Auto fahren wollen. Das sei auch ihr gutes Recht. Flierl: „Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt zu behandeln.“ Die Radfahrer seien davon noch weit entfernt, so Prechtel. Am Ende des Gewitters stimmten alle einstimmig für das Baugebiet und dafür, noch einmal die Verkehrssituation für alle Teilnehmer zu überprüfen.

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