Debatte im Gemeinderat

Neuses: Anwohner klagen über Staubbelastung aus dem Liaporwerk

29.10.2021, 11:01 Uhr
Neuses: Anwohner klagen über Staubbelastung aus dem Liaporwerk

© Edgar Pfrogner, NN

Kein Problem – aus dem Schlot entweicht nur Wasserdampf – das Problem lagert tiefer und reicht bis vor die 2000er Jahre zurück, als die Drehrohröfen für die Erzeugung des „Blähtons“ noch mit Schweröl und sogenannten „Sekundärbrennstoffen“, also Müll, beheizt wurden. Längst ist es Braunkohlestaub, der auf den Tonhalden und Wohnhäusern liegt und von den Anwohnern befürchtet, noch gefährlicher, der Feinstaub, der auch nach den Erneuerungen der Dichtungen aus den Öfen entweicht.

Schon einiges getan

Vollständig werde sich der beim Verbrennungsprozess entstehende mineralische Staub nicht verhindern lassen, sagten der Geschäftsführer Jürgen Tuffner und der Werkleiter den Besuchern – unter ihnen der Grünen-Gemeinderat Martin Distler. Dass die Verantwortlichen mit der Reduzierung der Geschwindigkeit der Fahrzeuge, täglichen Straßenreinigungen, Beregnung der Flächen, dem vermehrten Einsatz von Förderbändern und der Errichtung neuer Lagerhallen schon einiges gegen die Staubemissionen unternommen haben, würdigte Bürgermeister Schwarzmann. Ebenso die mit dem „Kohleausstieg“ verbundene Ankündigung, mittelfristig auf Gasbefeuerung umzustellen – 2,5 Megawatt an Energie werden pro Jahr in Pautzfeld verbraucht.

Keine Feinstaubmessungen

Mehr Transparenz forderte auch JB-Rat Martin Albert. Darunter versteht er ständige Informationen der Bürgerschaft über die jährlichen Verbesserungsmaßnahmen, eine „Verstetigung“ der Kontakte hatte die Werksleitung zugesagt. CSU-Sprecher Hans-Jürgen Dittmann hatte sich in seiner Eigenschaft als Arzt für den Schutz der Menschen, Flora und Fauna vor dem Feinstaub ausgesprochen. Man müsse „besonders das Landratsamt in die Pflicht nehmen“, forderte er.

Und so ärgerte es Gemeinderat Martin Distler besonders, dass ausgerechnet Stephan Beck, der im Fachbereich Umweltschutz/Abfallrecht zuständig für Liapor ist, seine Teilnahme am Ortstermin kurzfristig abgesagt hatte. Die Beschwerde-Problematik sei dem Landratsamt eingehend bekannt, die Notwendigkeit von Reduzierungen der Staubemissionen sei unstrittig, "wir befinden uns im ständigen Kontakt mit der Firma Liapor", las der Gemeindechef aus einer E-Mail aus dem Landratsamt vor. Zusammen mit der Landesgewerbeanstalt (LGA) habe bereits eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet werden können, die von der Gemeinde geforderten „Immissionsmessungen“ seien derzeit nicht zielführend, unterstrich Stephan Beck in seiner E-Mail.

"Keine Ruhe geben"

Anwohner und NBE-Rat Christian Dormann, konnte es kaum fassen, angesichts der Schäden, die der Staub an seinem Haus anrichtet. „Wir dürfen keine Ruhe geben“, machte Dormann deutlich. Georg Pessler, Wortführer der Bürgerinitiative in Neuses, bestätigte: „Es gibt überhaupt keine Staubmessungen, dabei war unser Antrag an die Gemeinde, messen zu lassen, wie staubbelastet ist unsere Luft in Neuses?"

Nach seiner Schilderung habe sich der Feinstaub inzwischen deutlich sichtbar auf den Glasflächen abgelegt. „Und wenn ich meine Garage abgespritzt habe, ist sie am nächsten Tag wieder schwarz“, sagte Pessler. Da sich die Firma außerhalb des Hoheitsgebietes des Marktes Eggolsheim befindet, ergibt sich für die Gemeinde "keine konkrete Handhabe, unmittelbar auf den Betrieb einzuwirken", erklärte Bürgermeister Schwarzmann.

Aus der Zuhörerschaft verbreitete ein hiesiger Schwedengraben-Anwohner „Zweckoptimismus“: Vielleicht löse sich das Problem bald von selbst, „wenn die Tongrube ausgebeutet ist“, meinte er. Bürgermeister Claus Schwarzmann weiß es besser: „An Rohstoff wird es noch viele Jahre nicht mangeln.“

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