Fehlende Sicherheit, Wege in schlechtem Zustand

NN-Aktion zum Fahrradfahren in Forchheim: Das schildern Betroffene

Lea-Verena Meingast

Redakteurin Nordbayerische Nachrichten Forchheim

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2.6.2022, 19:00 Uhr
Walter Schrenker ist auf dem Radweg im Forchheimer Norden über die A 73 gefahren. Hier hat er in den Weg hineinragendes Gebüsch dokumentiert.

© Walter Schrenker, NN Walter Schrenker ist auf dem Radweg im Forchheimer Norden über die A 73 gefahren. Hier hat er in den Weg hineinragendes Gebüsch dokumentiert.

Die NN starteten einen Aufruf: Was macht Radlern im Landkreis Forchheim das Leben schwer? Denn wirklich fit für die Zukunft sind die Kommunen und Landkreise der Region nicht, wenn es um das umweltfreundliche Verkehrsmittel Fahrrad geht.

2021 erhielt Forchheim im ADFC-Fahrradklimatest die Schulnote 4,0. Heuer nimmt der Landkreis erstmals am Stadtradeln teil, der ADFC Forchheim erhofft sich dadurch auch Hinweise auf Problemstellen, damit Behörden die Situation verbessern.

Auf den NN-Aufruf hin hat die Redaktion knapp 50 Kommentare und Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern erhalten, die persönliche Erfahrungen schildern und Problemstellen benennen, an denen durchaus gefährliche Situationen passieren.

Problemstellen klar benennen

Einige freuen sich, dass der Thematik mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und dass Problemstellen klar benannt werden. Mehrere erhoffen sich von der Aktion Stadtradeln und generell weitere Maßnahmen der Behörden, um Fahrradfahren im Landkreis generell attraktiver zu machen, aber auch damit es als Verkehrsmittel im Alltag eine echte Alternative zum Auto ist.

Gefahrenstelle in Forchheim bei der Einfahrt auf dem Globusparkplatz am Fahrradweg Augraben. Dort ist die Teerschicht aufgebrochen, wie Burkard Hans abgelichtet hat.

Gefahrenstelle in Forchheim bei der Einfahrt auf dem Globusparkplatz am Fahrradweg Augraben. Dort ist die Teerschicht aufgebrochen, wie Burkard Hans abgelichtet hat. © Burkard Hans, NN

In diesem Auftakt geht es um eine erste Bilanz, die sich aus den Zuschriften herauskristallisiert. Weiterhin haben wir besondere Problemstellen ausgewertet. In der Folge-Berichterstattung geht es dann um diese konkreten Gefahrenstellen und was die Behörden dazu sagen.

"Kein gutes Gefühl"

"Um Sprit zu sparen und umweltfreundlicher unterwegs zu sein, würde ich gerne öfter mit dem Fahrrad (samt Anhänger) zum Einkaufen von meinem Heimatort Egloffstein nach Ebermannstadt fahren. Doch leider habe ich auf dieser Strecke oft kein gutes Gefühl, vor allem seit mich meine fünfjährige Tochter auf dem Rad begleitet", schildert Annika Falk-Claußen.

Auch der 79-jährige Rentner Gerhard Gutbrod aus Forchheim, der sein Auto verkauft hat und gerne mit dem E-Bike unterwegs ist, kennt dieses Gefühl der mangelnden Sicherheit: "Ich fühle mich hier einfach nicht sicher." Früher hat er in Herzogenaurach gelebt, dort sei das nie der Fall gewesen.

Wege machen Rücken zu schaffen

Die schlechte Beschaffenheit der Wege mache seinem Rücken zu schaffen, ebenso hohe Bordsteine, wie bei der Eisenbahnbrücke. Auch in Norddeutschland und im Ausland ist er viel Rad gefahren und sieht Forchheim im Vergleich schlecht aufgestellt. Zu den nicht gerade idealen Bedingungen für Radfahrer zählt er auch das Verhalten von Pkw-Fahrern und Erfahrungen mit Rasern. "Autofahrer habe ich nirgends so aggressiv erlebt wie hier, das ist teils unverantwortlich."

Die Polizei müsste öfter Parkende auf den Radwegen kontrollieren, findet Gerhard Hofmann: "Es ist gefährlich, wenn ich auf der Bayreuther Straße fahre und dann auf die Straße ausweichen muss."

Den Radweg zwischen Reuth und Kirchehrenbach bezeichnet er wegen Schlaglöchern und Steinen als "Schande. Das ist der schlechteste Radweg in der ganzen Fränkischen." Man müsse am Rand fahren, damit man nicht stürze. Das findet er auch für den Tourismus der Fränkischen kein gutes Aushängeschild.

Schlechte Ampelschaltungen

Darüber hinaus wurden in zahlreichen Zuschriften als Probleme und teils als "reine Schikane für Radfahrer" zu hohe Bordsteine, aber auch schlechte Ampelschaltungen, besonders an großen Kreuzungen, in Radwege hineinragendes Gestrüpp und gar fehlende Radweg-Verbindungen genannt.

Walter Schrenk aus Forchheim fährt gern und viel Rad. Jüngst ist er auf dem Radweg im Forchheimer Norden über die A 73 gefahren. "Die Zweige sind mir dabei ins Gesicht und gegen die Brille bzw. Korrekturgläser geschlagen. Dabei verrutschte meine Brille und fiel mir beinahe vom Gesicht."

Mit einem schnellen Griff konnte er sie noch vor dem Fall auf die Fahrbahn retten. "Aufgrund des NN-Aufrufs habe ich mir die Situation nochmal genauer angeschaut: Auf beiden Seiten, vor und nach der Brücke hängen Zweige in den Weg. Zum Teil handelt es sich um Heckenrosen mit Stacheln", kritisiert er.

Schlechter Zustand existierender Radwege

Zahlreiche Radfahrerinnen und Radfahrer stellen im Landkreis Forchheim eine mangelhafte Beschaffenheit der Wege bis hin zu Schlaglöchern fest, zum Beispiel beim Weg vom Feuerwehrhaus Reuth entlang des Wiesentkanals zum Schwedenkraftwerk und darüber hinaus, befindet Raimund Christl: "Dieser Weg war mal fein geschottert, so dass Radfahrer und Fußgänger diesen Weg angenehm begehen konnten. Durch unterschiedliche Nutzung ist an vielen Stellen nur noch Grobschotter vorhanden mit vielen Schlaglöchern, obwohl dies als offizieller Radweg ausgeschildert ist."

Schlaglöcher kennt auch Karin Kracker auf Gräfenbergs Gemeindeverbindungsstraße von der Kasberger Straße kommend Richtung Bauhof Gräfenberg. "Diese Straße, eine öffentliche Straße wohlgemerkt, besteht fast nur noch aus Schlaglöchern." Bei einem Sturz zog sie sich eine Ellenbogenfraktur, Prellungen und Schürfwunden zu, musste operiert und stationär behandelt werden. "Ich war zuvor noch nie gestürzt."

Meterhoch mit Brennnesseln zugewachsen

Andreas Steinmetz bezieht sich auf den kombinierten Fuß-/Radweg parallel zur Hainbrunnenstraße in Forchheim, der in die Straße Am Eichenwald mündet. "Das obere Ende wächst jedes Jahr meterhoch mit Brennnesseln und zeckenbelastetem Gras zu." Nur zur Zeit des Annafests würde gemäht. "Das obere Ende wird trotz abgesenkter Bordsteinkante gerne zugeparkt. Dafür gibt es dann am unteren Ende des Wegs Schlaglöcher, die inzwischen eine sturzgefährdende Tiefe erreicht haben."

Schlechte Beschaffenheit sei auch bei der Einfahrt auf dem Globusparkplatz am Fahrradweg Augraben in Forchheim zu finden, wie Burkard Hans schildert, wo die Teerschicht aufgebrochen ist und es durch einen Randstein im Begegnungsverkehr auch keine Ausweichmöglichkeit gebe.

"Sehr schlechte Straßenbeläge findet man in der Schützenstraße, Neuenbergstraße bis Hans-Sachs-Straße und Konradstraße, nur in der Straßenmitte zu fahren würde hier gehen", schildert Monika Feustel. Auch in der Bammersdorfer Straße hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. "Durch die vielen Schläge hat mein Gepäckständer zwei Schrauben verloren. Und es war ein neuwertiges Fahrrad", erinnert sie sich. Sie hat auch einen Vorschlag: "Eine App, um Verbesserungsvorschläge zu melden, wäre gut." Eines vorausgesetzt: "Wenn diese irgendwo Gehör finden."

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