NN Forum zur OB-Wahl in Forchheim: Drei Kollegen

7.2.2020, 18:04 Uhr
NN Forum zur OB-Wahl in Forchheim: Drei Kollegen

© Foto: Ralf Rödel

Buchmachern haben Uwe Kirschstein, Udo Schönfelder und Annette Prechtel an diesem Abend keinen Gefallen getan: Auch nach dem "OB-Duell" der Nordbayerischen Nachrichten gibt es keinen eindeutigen Favoriten im Rennen ums höchste politische Amt in Forchheim. Und es kam nicht von ungefähr, dass der stellvertretende NN-Redaktionsleiter, Ulrich Graser, als Moderator des NN-Forums nach rund einer Stunde augenzwinkernd anmerkte, dass man hoffentlich noch zu Punkten gelangen werde, bei denen die drei unterschiedlicher Meinung sind.

Denn mit Blick auf die Zukunft Forchheims kam es den drei Kandidaten nicht auf grundlegende Differenzen an; sondern auf die kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen oder ganz einfach nicht-sinnbildlichen Baustellen Forchheims – und wie dringlich sie diese angehen wollen.

Den Fragen des Moderators mussten sie sich dafür ebenso stellen, wie jenen aus den Reihen der rund 270 Zuhörer vor Ort oder aus dem Internet (die Veranstaltung wurde live auf der NN-Facebookseite übertragen und Fragen von dort ans Podium übermittelt). Fünf Themenblöcke rahmten die Debatte ein: Wohnen und leben in Forchheim, Innenstadt-Entwicklung, Verkehr, Klimaschutz und Kultur.

Veränderung will der SPD-Amtsinhaber vor allem beim bezahlbaren Wohnraum – als "das Thema Nummer 1 in jeder Bürgersprechstunde", sagte Kirschstein. Konkret betroffen: 640 Familien, die nach geförderten Mietwohnungen suchen. Das Ziel des OB: Diese Warteliste in einer zweiten Amtszeit zu halbieren. In den letzten vier Jahren habe die Stadt fast 1200 neue Wohnungen geschaffen "und in diesem Tempo muss es weitergehen", so Kirschstein. Erreichen will er das durch die verstärkte Einbindung der Forchheimer Wohnungsbaugenossenschaften: Die Stadt kauft Flächen an, verkauft sie günstig an die Gesellschaften weiter und dieser Preisvorteil soll sich in günstigeren Mieten niederschlagen. Problem: Entsprechende Flächen zu finden.

Obwohl beim bezahlbaren Wohnen "alle an einem Strang ziehen", sagte Annette Prechtel, müsse man "mit der Ressource Boden verantwortungsvoll umgehen". Es werde also vermehrt Geschosswohnungsbau nötig sein – "wo es passt", so die FGL-Kandidatin. Das sei nicht überall der Fall, insbesondere unter ökologischen Gesichtspunkten. Musste beispielsweise der Weingartsteig zum Baugebiet werden? Udo Schönfelder bejahte. Denn "wir haben uns zum Ziel gemacht, für alle Bevölkerungsgruppen Wohnraum zu schaffen – von jemandem, der viel Geld verdient, bis zu jemandem, der ein sogenannter Wohnungsnotfall ist", so der CSU-Kandidat. "Geistig schwanger" gehe er diesbezüglich auch mit der Idee, auf dem Don-Bosco-Gelände im Stadtosten ein "attraktives Quartier" zu schaffen.

Beim Thema Kitaplatz-Mangel vermisste Schönfelder einen "großen Wurf" der Verwaltung, um die Versäumnisse der Vergangenheit zu kompensieren. Der OB erwiderte, dass es zu Beginn seiner Amtszeit 2016 noch keinen Platzmangel gegeben habe und man momentan am (Aus-)Bau von sieben Einrichtungen arbeite.

Prechtel, selbst Mutter eines Kindergartenkindes, wurde an dieser Stelle deutlich: Es sei ein "Armutszeugnis" für eine Große Kreisstadt, gegen den bereits vor vielen Jahren abzusehenden Platzmangel nicht aktiv eingeschritten zu sein. Nicht nur bei diesem Thema versuchte sie sich prägnanter von den Positionen ihrer beiden Kontrahenten abzusetzen: "Durchgangsverkehr in der Innenstadt braucht niemand", meinte sie mit Blick auf den umstrittenen "Bypass" Hornschuchallee. Dort gebe es "kaum Aufenthaltsqualität". Ihr war dagegen die "Erreichbarkeit" der Innenstadt (durch Busse) wichtiger, um "zu einer Verkehrswende zu kommen". Das sah Schönfelder anders, er will den Durchgangsverkehr erhalten: "Ich glaube, dass Forchheim nicht groß genug ist, um eine großflächige Fußgängerzone zu brauchen." Mit der "Durchlässigkeit" der Hornschuchallee bleibe die Innenstadt "vital", so Schönfelder, "aber über Details lässt sich reden".

Kirschstein wiederum vertrat eine Position dazwischen: Eine Fußgängerzone hielt er für "zu weit gegriffen". Er plädierte dafür, aus der Hornschuchalle eine Fahrradstraße zu machen. Auch darum habe man ja ein Verkehrskonzept in Auftrag gegeben.

Ein "Stachel im Fleisch" Schönfelders waren die "über 50 Leerstände" in der Innenstadt. "Leerstandmanagement", sagte er mit Blick auf den OB, "ist Chefsache". Zu diesem Zeitpunkt war die Zwei-Stunden-Grenze fast erreicht – und die Themen Klimaschutz und Kultur noch gar nicht angeschnitten.

Persönliche Seitenhiebe blieben die Ausnahme. Es zeigte sich: Hier standen zwar drei OB-Kandidaten auf der Bühne, aber eben auch drei Stadtratskollegen, die sich über die Jahre aufeinander eingespielt haben. Und in ihren Schlussworten bekräftigten sie ihr Teamwork – ob "unter meiner Führung" (Kirschstein), "in welcher Rolle auch immer" (Schönfelder) oder "gerne mit den beiden Kollegen" (Prechtel).

Dass sich das Forum am Ende der Drei-Stunden-Marke näherte, augenscheinlich ohne einen Vorzeitig-Heimgeher, sprach für die Qualität, die Sachlichkeit der Diskussion: Zum Glück für die Wähler, zum Ärger der Buchmacher.

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