OB Kirschstein: "So klar hatte ich das Ergebnis nicht erwartet"

30.3.2020, 14:52 Uhr
"Das klare Votum hat mich gefreut": Uwe Kirschstein ist wiedergewählt worden.

© Ralf Rödel "Das klare Votum hat mich gefreut": Uwe Kirschstein ist wiedergewählt worden.

Uwe Kirschstein sitzt auf Wolke sieben, mindestens: "So deutlich hätte ich das Ergebnis ehrlich gesagt nicht erwartet", sagt er ins Smartphone. Wegen der Ausgehbeschränkungen wird das Interview am Telefon geführt. Neben dem NN-Fotografen ist nur ein Kamera-Team des Bayerischen Rundfunks am Amtssitz des OB in der Schulstraße anwesend. Ständig klingelt Kirschsteins Handy.

"Das klare Votum hat mich gefreut", sagt er. Woran es gelegen habe? "Eine spannende Frage", die es zu analysieren gelte. Jedenfalls, fügt er hinzu, habe er versucht, im Wahlkampf, gerade jetzt in der Corona-Krise, "immer die Sachthemen in den Vordergrund zu stellen". Genau wie sein Konkurrent übrigens: "Das zeichnet uns beide aus, Udo Schönfelder und mich."

Udo Schönfelder (li.) gratuliert OB Uwe Kirschstein per Handschlag zum Wahlerfolg.

Udo Schönfelder (li.) gratuliert OB Uwe Kirschstein per Handschlag zum Wahlerfolg. © Ralf Rödel

Der hatte dem Wahlgewinner via Facebook zum Erfolg gratuliert. Als Kirschstein den Eintrag am Smartphone sieht, ruft er ihn gleich an und wenige Minuten später kommt Schönfelder persönlich vorbei. Handschlag oder nicht? Schönfelder nähert sich, sagt, er habe sich wegen Erkältungssymptomen testen lassen, der Test sei negativ ausgefallen.

Die Arme werden ausgebreitet, die beiden rechten Hände bewegen sich aufeinander zu: "Ich bin nicht getestet", erwidert der OB, "ich weiß es nicht, ob ich infiziert bin". Da nimmt sich Schönfelder endgültig ein Herz: "Für Forchheim riskiere ich das" - und schlägt ein.

Ein Bild der Eintracht und der Zusammenarbeit, die ja in den letzten Jahren nicht einfach gewesen war. Gerade von Seiten Schönfelders, aber auch der FGL, der Freien Wähler und der FDP wurde immer wieder der Vorwurf erhoben, der OB nehme den Stadtrat und seine Anträge nicht ernst. Und jetzt?

"Mehr miteinander", sagt Kirschstein, und bezieht sich damit auf Schönfelders jüngste Plakatierung,"das war schon im Wahlkampf 2016 mein Motto". Daran habe er sich schon bisher gehalten und in diese Richtung werde er weiterarbeiten: "Ich brauche dazu starke Partner an meiner Seite." Wer weiterer Bürgermeister wird, das entscheide zwar der Stadtrat in seiner konstituierenden Sitzung. Aber: Udo Schönfelder sei sicher ein Name, an den man in diesem Zusammenhang denken wird.

Für Schönfelder selbst kommen solche Überlegungen noch zu früh. Nach seinem Gefühl gefragt, lacht er erst einmal auf und sagt dann: "Keines, das man haben muss." Er könne "nicht nachvollziehen", warum die Wahl so ausging: "Ich habe alles gegeben, mehr geht nicht." Zuletzt hatte er sogar die Rückendeckung der FGL, trotzdem hat es nicht gereicht: "Der Amtsbonus ist offenbar zu ausgeprägt."

Er werde, sagt Schönfelder, "noch ein, zwei Tage brauchen, dann geht es auch emotional wieder nach oben". Die Dinge "sind wie sie sind, ich bin Demokrat genug, um das zu akzeptieren". Nun müsse sich Forchheim "weiterentwickeln, mit dem OB vorne dran".

Auch Manfred Hümmer (FW) gratuliert OB Kirschstein. Er ist einer der Wortführer im Stadtrat, wenn es darum geht, dem Oberbürgermeister mangelhafte Kommunikation vorzuhalten. Doch auch er akzeptiert das Wahlergebnis als Tatsache: "Nun müssen beide Seiten versuchen, aufeinander zuzugehen", denn "alle wollen das Beste für Forchheim".

FGL-Sprecherin Annette Prechtel glaubt nicht, dass ihre Wahlempfehlung pro Schönfelder ein Fehler war: "Diese Wahlempfehlung war ganz klar an Inhalte geknüpft. Wir hatten den Eindruck, dass wir mit Udo Schönfelder mehr erreichen können als mit Uwe Kirschstein."

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