Ob "to go" oder im Stream: Die Festgottesdienste im Landkreis Forchheim

20.12.2020, 06:55 Uhr
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© Foto: Annika Falk-Claußen

Mehr mit der Organisation, als mit dem Inhalt der Gottesdienste sei er gerade beschäftigt, sagt der Gräfenberger Dekan Reiner Redlingshöfer. Drei Freiluftgottesdienste plant er mit seinem Team in Gräfenberg, zwei für Familien an der Frankonia-Halle, einen auf dem Marktplatz. "Wir mussten vorher Höchstgrenzen festsetzen", so Redlingshöfer. "Wir stellen batteriebetriebene Teelichter auf, so dass jede Familie genug Abstand zur nächsten halten kann." Außerdem werden Ehrenamtliche Zugangskontrollen machen sowie auf die Maskenpflicht und das verhängte Singverbot hinweisen.

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© Foto: Annika Falk-Claußen

"Kirche lebt von der Präsenz und Menschen brauchen persönlichen Zuspruch, besonders jetzt", sagt Redlingshöfer außerdem: "Es ist ein Ort, wo Menschen mit ihren Ängsten hinkommen können, wo sie Mut und Hoffnung bekommen." Der Dekan, der mitten in der Pandemie sein Amt angetreten hat, vermisst die Begegnungen mit der Gemeinde. In Zeiten der Kontaktbeschränkungen konnte er sich weder beim Seniorenkreis, noch in der Kita oder bei einer Adventsfeier vorstellen, um mit den Leuten ins Gespräch kommen.

Vorab aufgezeichnet

Für alle Weihnachtsgottesdienste muss man sich vorab anmelden. Die evangelische Landeskirche stellt den Gemeinden für ihre Webseiten ein Online-Anmeldeverfahren zur Verfügung. Außerdem könne man sich im Dekanat Gräfenberg per Telefon in den Pfarrämtern anmelden: Zur Not auf dem Anrufbeantworter den Namen und die Personenanzahl hinterlassen. Dekan Redlingshöfer rechnet nicht damit, dass Menschen abgewiesen werden müssen.

Wer lieber im heimischen Wohnzimmer einen Gottesdienst am Bildschirm sehen möchte, kann sich am Heiligen Abend ab 12 Uhr auf www.graefenberg-evangelisch.de zwischen mehreren Gottesdiensten entscheiden, die vorab aufgezeichnet worden sind.

Im Bereich des Dekanats Forchheim werden unter www.forchheim-evangelisch.de eine Christvesper, ein Kindergottesdienst und ein Online-Krippenspiel angeboten. Weil die Kirchen in Forchheim größer sind, kann hier in den Gotteshäusern gefeiert werden. Pfarrer Enno Weidt ermutigt die Leute dazu, sich am Montag oder Dienstag unter (0 91 91) 72 79 18 Platzkarten für die Gottesdienste um 11, 13 und 19 Uhr in St. Johannis zu reservieren. In jedem Gottesdienst werde ein musikalischer Akzent gesetzt. "Gerade in dieser Zeit brauchen wir Hoffnung und Licht", so Weidt, der die Christmette absagen musste.

Krippe im Kofferraum

Außerdem wurden kurzfristig alle Feiern in Gebäuden, die nicht kirchlich geweiht sind, verboten. Deshalb findet der evangelische Gottesdienst in Effeltrich nicht wie geplant in der Schulturnhalle, sondern in der katholischen Kirche statt. Aus diesem Grund mussten auch die katholischen Gottesdienste in Hausen und Heroldsbach, die in der Hirtenbach- und in der Mehrzweckhalle geplant waren, abgesagt werden.

Die Christmetten des katholischen Seelsorgebereichs Forchheim-Mitte wurden auf 16 Uhr verschoben oder entfallen. Für alle Gottesdienste gibt es noch Platzkarten, so Pfarrer Martin Emge. Noch bis Mittwoch könnten diese telefonisch im Pfarrbüro reserviert werden. "Solange Plätze frei sind, können die Leute auch unangemeldet kommen, aber wir bitten um Reservierung", so Emge, der in St. Martin mit rund 100 Menschen feiern darf. "Weihnachten lebt von der Familie und wer eine Familie zuhause hat, kann auch zuhause Weihnachten feiern", so Emge weiter. "Aber viele haben keine Familie und können die gerade nicht treffen. Deshalb ist es wichtig, in einer Glaubensgemeinschaft zu feiern." Wer lieber zuhause im Wohnzimmer den Feiern folgen möchte, findet alle Gottesdienste aus St. Martin als Live-Übertragung auf www.ssb-fo-mitte.de.

Einige "Gottesdienste to go" bietet Carina Knoke in Egloffstein an. Mit der Krippe im Kofferraum und ihrer mobilen Lautsprecheranlage fährt die Pfarrerin am ersten Weihnachtsfeiertag von Ortsteil zu Ortsteil und hält sechs Kurz-Gottesdienste unter freiem Himmel. Auch Gottesdienste in der Kirche werden angeboten – wie in den vergangenen Wochen ohne Gesang. "Es hat immer eine Stellvertreterin gesungen, was auch eine ganz neue Erfahrung war", erklärt Knoke. An Heiligabend wird ein familiengerechter Outdoor-Gottesdienst mit einem Krippenspiel am Sportplatz gestaltet. Infos zur Anmeldung gibt es auf www.egloffstein-evangelisch.de.

Licht in der Finsternis

Der Kontakt zu ihren Gemeindemitgliedern lief im Advent größtenteils telefonisch, erzählt die Pfarrerin. Der Gottesdienst sei "für Leib und Seele" wichtig, denn Menschen bräuchten Menschen. Die Pfarrerin sieht das Positive, das die Corona-Krise aufgedeckt hat: "Aus der Gemeinde heraus kamen viele Ideen aus den Herzen der Menschen, die mit Liebe und viel Engagement umgesetzt worden sind", so Knoke, die spürt, dass ihre Gemeinde "in diesen Zeiten zusammenrückt". Gott komme mit Absicht in widrige Lebensumstände – das könne man von der biblischen Weihnachtsgeschichte in die heutige Zeit übertragen. "Ich wünsche mir für Weihnachten, dass die Leute merken, dass das Licht in der Finsternis scheint."

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