OB-Wahl in Forchheim: Wer lässt die Jugend mitreden?

21.2.2020, 07:00 Uhr
OB-Wahl in Forchheim: Wer lässt die Jugend mitreden?

© Mark Johnston

Am 15. März gehen viele junge Leute erstmals zur Wahl. Sie bestimmen auf diese Weise mit, wie die örtliche Politik in Zukunft mit der Jugend in Forchheim umgeht. Beim NN–Forum zur Wahl des Oberbürgermeisters haben wir daher die zwei Kandidaten und die Kandidatin auch zum Thema Jugendarbeit in Forchheim befragt.

Udo Schönfelder (CSU) meinte, die "eigentliche Jugendarbeit" finde in den Vereinen statt, vom Sport über die Kultur und die Kirche bis zur Blaulichtfamilie (FFW, THW, BRK, DLRG, ASB): "Das wird immer vergessen." Über die Arbeitsgemeinschaft der Jugend Forchheims (AGJF), einen Zusammenschluss der Forchheimer Vereine mit Jugendabteilung, fließe in diese Arbeit neuerdings ein Betrag von 35 000 Euro, früher 20 000 Euro. Schönfelder, Schatzmeister der AGJF, hatte sich persönlich für die Erhöhung eingesetzt. Im Übrigen, so Schönfelder weiter, würden sich im Jugendhaus in der Kasernstraße wie in der Offenen Jugendarbeit (OJA) in Forchheim-Nord Hauptamtliche der Stadt um dieses Thema kümmern: "Wir geben einen nicht geringen sechsstelligen Betrag für diese Dinge aus." Schönfelder sagte auch, dass Jugendliche, die nicht in Vereine gingen, durchaus auch "selbstverantwortlich" unterwegs seien und nicht "unterhalten" werden müssten.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) bejahte eine Leserinnenanfrage zum NN-Forum, die eine/n Stadtjugendpfleger/in gefordert hatte: "Es braucht einen Kümmerer, einen Vernetzer." Die Jugendarbeit der Vereine sei zwar "Gold wert". Doch für Jugendliche außerhalb der Vereine müsse es ebenfalls ein Angebot geben, so Kirschstein. Als Beispiel für seine Vorstellungen von der Zukunft nannte er neue Stadtteilzentren für Jugendliche, mit hauptamtlichen Mitarbeitern: "Die wollen wir aufbauen." Das sei natürlich in erster Linie eine Raumfrage. In Reuth zum Beispiel sei ein Jugendtreffpunkt an der Nachbarschaft gescheitert, die sich über Lärm beschwerten. Hier werde versucht, den Jugendlichen einen Raum bei der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen.

Zur Frage aus dem Online-Publikum nach einer Revitalisierung des ehemaligen Jugendtreffs Mosom neben dem Bauamt sagte Kirschstein: "Dieses Gebäude ist nicht sanierungsfähig." Es müsse abgerissen werden und einer Erweiterung des Bauamtes Platz machen.

Annette Prechtel, OB-Kandidatin der FGL, kritisierte Schönfelders Begriffsbildung von der "eigentlichen Jugendarbeit", die in den Vereinen stattfinde: "Es geht nicht darum, die Jugendlichen zu ,unterhalten‘, sondern darum, ihnen Angebote zu machen." Bei dieser Form der offenen Jugendarbeit hinke Forchheim "ein bisschen hinterher". Einige Gemeinden in der Nachbarschaft, die hauptamtliche Jugendpfleger beschäftigen, seien schon weiter. Prechtel: "Wir brauchen dringend einen Vernetzer, einen Kümmerer, auch in Richtung des Kreisjugendrings (KJR) am Landratsamt." Die Stadt könne die Zuständigkeit für ihre Jugend aber nicht an den Landkreis (in Form des KJR) delegieren: "Wir sind für alle unsere Bürger zuständig." Jugendliche würden in Forchheim immer noch häufig "als Störfaktor" wahrgenommen. Stattdessen sei es wichtig, sie bei Entscheidungen in ihrem Umfeld "zu beteiligen". Denn: "Hier gibt es so viel zu tun, das haben wir alles noch gar nicht erfasst."

Die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings, Ursula Albuschkat, sieht die Stadt unter Zugzwang, eine/n Stadtjugendpfleger/in einzusetzen: "Diese Stelle wird in Gemeinderäten gerne noch als Konkurrenz zu den Vereinen gesehen." Doch der KJR als Dachverband der Vereinsjugend denke anders: "Es ist eine Ergänzung."

Die Stadt Forchheim sei bei den Gesprächen mit den gemeindlichen Jugendpflegern nicht vertreten. Viele Vereine in Forchheim hätten jedoch zunehmend Probleme, Ehrenamtliche für Training und Gruppenstunde zu finden. Jugendliche würden in Forchheim nicht an Entscheidungen beteiligt, die sie betreffen, etwa bei der Skaterbahn oder beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept, wo ihre Mitwirkung festgeschrieben ist, aber tatsächlich nicht stattfindet: "Dafür bräuchte es ein anderes Format als bisher und jemanden, der die 14-/15-Jährigen anspricht, damit sie mitmachen." Die Stadt müsste überhaupt, so Albuschkat, zunächst ihren Bedarf ermitteln, um den Jugendlichen frühzeitig und bedarfsgerecht Angebote machen zu können. Dafür müssten die Jugendlichen aber erst einmal befragt werden: "Was wollt ihr eigentlich?"

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