1. Advent(sgeschichte)

Obdachlos in der Fränkischen Schweiz: Über die schwierige Herbergssuche

28.11.2021, 05:43 Uhr
Manchmal ist es tatsächlich nicht mehr als ein Dach über dem Kopf: Verlieren Menschen ihr Zuhause, stehen sie oft am Startpunkt einer langen Suche – wie einst Maria und Josef in der Bibelgeschichte. Egloffstein bietet mit einem Wohnwagen (Bild) ein vorübergehendes Dach über dem Kopf an. 

© Foto: Annika Falk-Claußen Manchmal ist es tatsächlich nicht mehr als ein Dach über dem Kopf: Verlieren Menschen ihr Zuhause, stehen sie oft am Startpunkt einer langen Suche – wie einst Maria und Josef in der Bibelgeschichte. Egloffstein bietet mit einem Wohnwagen (Bild) ein vorübergehendes Dach über dem Kopf an. 

Denn immer öfter lassen sich – angesichts steigender Mieten und Wohnungsknappheit – auf dem freien Wohnungsmarkt keine bezahlbaren Wohnungen finden und die Kommunen müssen einspringen. In Egloffstein wurde für eine vorübergehende Unterbringung sogar ein Wohnwagen angeschafft.

Eine Kommune wird gefordert, wenn ein Bürger obdachlos wird, wenn ihm die Wohnung gekündigt, er vom Vermieter herausgeklagt worden ist und selbst keinen bezahlbaren Ersatz findet. Die Gemeinde muss dann wortwörtlich für ein "Dach über dem Kopf" sorgen, sagt Stefan Förtsch. Der Bürgermeister von Egloffstein hat es in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt, dass Menschen vorübergehend untergebracht werden mussten, mal in Gasthöfen oder Pensionen, zuletzt eben in einem Wohnwagen (Bild), den die Gemeinde im Sommer gekauft und auf der Wiese des Freibades geparkt hat.

Obdachlos in der Fränkischen Schweiz: Über die schwierige Herbergssuche

© Foto: Anestis Aslanidis

"Das hängt mit einem gewissen Verdrängungseffekt zusammen, da die Mieten in den Verdichtungsräumen weiter steigen", so Förtsch. Die Menschen fänden dann erst mal bezahlbare Unterkünfte im ländlichen Bereich, die aber teilweise in baufälligen Liegenschaften zu finden sind. Wenn es dann zu Problemen mit den Vermietern kommt, stehen sie quasi auf der Straße.

Ein Vermieter verlange heute eine Schufa-Auskunft sowie eine Kaution, könne sich seine Mieter oft unter mehreren Interessenten aussuchen. Da fällt "ein gewisses Klientel" durchs Raster, so Förtsch, in dessen Marktgemeinde die Eigentumsquote sehr hoch ist und es per se wenige Wohnungen zu vermieten gibt.

Notunterkünfte für Familien

In Städten ist die Lage etwas anders. Forchheim hält für Menschen, die innerhalb der Stadt ihre Wohnung verlieren oder anderweitig obdachlos werden, Notunterkünfte vor. Neben einigen Notunterkünften im Wohnungsbestand der GWS Forchheim, mit der die Stadt zusammenarbeitet, gibt es ein Haus der Wohnungsnotfälle im Eggolsheimer Weg, wie die Pressestelle auf Nachfrage mitteilt: "Sofern sich jemand obdachlos meldet, kann er zum Beispiel in angemieteten Wohnungen der GWS eingewiesen werden, dieser Fall kommt immer zum Tragen, wenn Familien betroffen sind."

Die Betroffenen werden von der GWS betreut, die bei der Vermittlung einer neuen Wohnung hilft. Zudem steht das Zentrale Grundstücks- und Gebäudemanagement der Stadt von Obdachlosigkeit Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite.

Der Bestand an sozialem Wohnraum werde beständig erweitert, teilt die Stadt mit. So konnten die WVG Wohnungsbau- und Verwaltungsgenossenschaft und die GWS Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft der Stadt Forchheim kürzlich gemeinsam Richtfest für insgesamt 61 öffentlich geförderte Wohnungen in der Paul-Keller-Straße und der Bammersdorfer Straße feiern.

Obdachlos in der Fränkischen Schweiz: Über die schwierige Herbergssuche

© Foto: Anestis Aslanidis

Seltener als in der Kreisstadt kommen Fälle von Obdachlosigkeit in Neunkirchen vor, auch wenn der Mietspiegel hier höher ist als in anderen Gemeinden des Landkreises. Die Kommune hat eine kleine Wohnung "für unschuldig in Not geratene Bürger der Gemeinde", wie Martin Walz sagt.

Wenn es mal brennt. . .

Es seien zum Glück Einzelfälle, in denen man darauf zugreifen müsse und die Wohnung stehe die meiste Zeit des Jahres leer. "Es ist eher dafür gedacht, wenn es mal brennt, man einen Wasserschaden hat und ein paar Tage unterkommen muss", so der Bürgermeister.

Für Menschen, die nach einer Kündigung keine bezahlbare Wohnung mehr in Neunkirchen finden, sei es nicht gedacht. Denn er möchte Missbrauch vermeiden und dass diese Möglichkeit leichtfertig ausgenutzt wird. "Es ist eher die Versicherung für jeden Gemeindebürger, der in Not gerät, dass wir helfen", so Walz’ Botschaft passend zum Adventswochenende.

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