Oberehrenbach: Korbflechten will gelernt sein

27.8.2019, 18:00 Uhr
Oberehrenbach: Korbflechten will gelernt sein

Früher waren Weidenkörbe nicht wegzudenken aus den Haushalten und Höfen der Fränkischen Schweiz. Es gab sie in unterschiedlicher Größe und in vielfältigen Formen und sie taugten zu den verschiedensten Zwecken.

Zum Beispiel wurde das Schürholz im Korb ins Haus geholt; andere Körbe fanden wiederum bei der Kartoffelernte Verwendung. In der Fränkischen Schweiz werden immer noch Körbe bei der Kirschenernte benutzt. In Oberehrenbach sind die Körbe nicht einfach gekauft, sondern selbst geflochten. Der 79-jährige Theo Kern hat einer Gruppe junger Männer im Winter das Korbflechten beigebracht. Das Ergebnis wurde auch gleich zur Kirschenernte eingesetzt. "Die Körbe sind perfekt", beurteilt Thomas Steger das Produkt.

"Wir": Das sind Martin Schmitt, Markus Koch, Andreas Kern und Thomas Steger. Das rührige Quartett hatte die Idee, dass sie zur Ernte eigene Körbe nutzen wollten, erzählt jetzt Tobias Schmitt von den fleißigen Korbflechtern. Außerdem wollten die jungen Männer, dass die Tradition des Korbflechtens nicht verlorengeht. "Wir haben ja alle Kirschbäume daheim und wollten zur Ernte eigene Körbe verwenden. Deshalb baten wir Theo Kern, uns beizubringen, wie man Körbe macht", erzählt Schmitt.

Je zwei Stunden

Bis vor einigen Jahren trafen sich in der Winterzeit im Ort noch einige Frauen zum Korbflechten. Das ist jetzt nicht mehr so. Stattdessen trafen sich die fünf jungen Männer im Keller von Theo Kern und ließen sich von ihm anleiten. "Wir haben uns an fünf Abenden zu je zwei Stunden getroffen. Und jeder hat eine Krätze gemacht", berichtet Markus Koch und Andreas Kern ergänzt: "Da wurde aber nicht nur gearbeitet. Das waren richtig schöne Abende."

Theo Kern verwendet keine Weiden, sondern Rattan: "Die Ruten sind länger, dünner und damit elastischer. Da bringt man mehr zusammen." Er kauft sie in einem Geschäft in Michelau.

Das Handwerk des Flechtens ist sehr alt. Im alten Ägypten wurde mit Papyrus oder Binsen geflochten. Rattan stammt von Kletterpalmen, die überwiegend in tropischen Regenwäldern wachsen. Das ist gut, wenn die Körbe hohen Belastungen ausgesetzt sind und lange halten sollen.

"Die Ruten haben wir in warmem Wasser eingeweicht, damit sie richtig biegsam werden", erklärt Tobias Schmitt. Dazu wurde ein alter Wurstkessel verwendet, denn die Männer benötigten einiges an Material. Dann ging es los mit dem Flechten.

"A Krätzn muss stehen bleiben, wenn man sie ins Gras stellt", erklärt Theo Kern die nicht ganz halbrunde Form des Korbes. Da er nicht umfallen darf, stehen die beiden unteren Stäbe weiter auseinander. In den Korb müssen mindestens sechs Kilo Kirschen passen. "Er muss auch von Frauen getragen werden können und muss am Baum auf der Leiter gut handhabbar sein", zählt Tobias Schmitt auf.

Thomas Steger ergänzt: "Wichtig sind Henkel und ein ordentliches Schloss – wobei das auch am schwierigsten ist." Das sogenannte Schloss verbindet den Henkel mit dem Korb. Der Henkel muss viel Gewicht halten. An diesen kommen dann noch eine Schnur und ein Haken. "Den haben wir auch selbst gemacht", erzählt Andreas Kern.

Am Ende wird der Korb noch mit Leinöl behandelt, damit er witterungsbeständig ist. "Bei der Ernte kann es durchaus auch mal regnen", erklärt Tobias Schmitt.

Theo Kern erinnert sich, dass die Männer früher im Winter Besen gebunden oder Körbe geflochten haben, während die Frauen strickten oder nähten. Die Ruten von den Weiden am Wegrand wurden geschnitten, der Länge nach sortiert und nach dem Trocknen bis zur Verarbeitung gelagert. "Ja, das war damals eine gute Winterarbeit", meint Theo Kern und freut sich, dass er die Tradition des Korbflechtens an junge Leute weitergeben kann.

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