Obertrubach: Pfarrer Wolf verabschiedet sich

14.8.2019, 11:00 Uhr
Obertrubach: Pfarrer Wolf verabschiedet sich

© Foto: Franz Galster

Im Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius teilte Pfarrer Werner Wolf mit, dass er am 30. Oktober 2019 Obertrubach verlassen und in Ruhestand gehen wird. Es ist das Ende einer Ära, denn wie kaum ein anderer Seelsorger prägte er das Leben im Ort.

Pfarrer Werner Wolf, der aus dem überwiegend protestantischen Uffenheim stammt, entschied sich erst spät seiner Berufung zu folgen. In Vockenfeld bei Waldsassen besuchte er, schon im Erwachsenenalter, das Gymnasium und studierte in Bamberg und Würzburg. 1977 erhielt er die Priesterweihe im Dom zu Bamberg.

Nach Kaplanstellen in Scheßlitz und Coburg übernahm er 1984 die Pfarrstelle in Obertrubach, wo er 35 Jahre wirkte. Seinen Eltern ermöglichte er im späten Alter, bei ihm den Lebensabend zu verbringen.

Der Pfarrer hat viel geschafft in seinem Amt. Der Bau eines Kindergartens und eines Schwesternhauses, der Neubau eines Pfarrhauses und der Umbau des alten Pfarrhauses als viel genutzte Begegnungsstätte in direkter Nachbarschaft zur Pfarrkirche bilden heute mit der 1993 renovierten Pfarrkirche ein stolzes, lebendiges Ensemble in der Ortsmitte.

Das Millennium 1999/2000 wurde mit neuen Bronzeglocken eingeläutet, die alten Stahlglocken bekamen einen Ehrenplatz hinter der Kirche. Der Pfarrer hat umsichtig gewirtschaftet, die Schulden "wollte ich keinem Nachfolger hinterlassen", sagt er.

In der Begegnungsstätte findet Erwachsenenbildung statt, Jugendarbeit, der Chor übt, die Senioren kommen. Nicht als Bauherrr, als Seelenhirte habe er stets wirken wollen, sagt der Pfarrer jetzt. Er erwähnt lobend, die Unterstützung der Kirchenverwaltung, der Filialkirchen, darunter die in Untertrubach, Geschwand und Bärnfels.

Im September wird in Obertrubach die Erweiterung der kirchlichen Kindertagesstätte St. Marien um eine Kindergruppe gefeiert werden. Pfarrer Wolf arbeitete mit den drei Bürgermeistern Hans Albert, Willi Müller und Markus Grüner harmonisch zusammen.

Als er nach Obertrubach kam, erkannte er das musikalische Potential. 1987 gründete er die Jugendblaskapelle St. Laurentius, heute eine Institution, die bei kirchlichen und weltlichen Festen nicht mehr aus Obertrubach wegzudenken ist. 1986 bis 2016 wirkte er als Regisseur der Theatergruppe, die sich einen Namen über die Landkreisgrenzen hinaus gemacht hat. Der Erlös, so Wolf, kam karitativen Zwecken in der dritten Welt zugute, an anderer Stelle milderte man soziale Härtefälle in der Gemeinde. Werner Wolf wollte immer ein Pfarrer sein, der mit seinen Gläubigen lebt und ihre Probleme sieht. "Ich war immer da", betont Wolf.

Orte und Mühlen in zwei Kreisen

Er kann mit vielen Zahlen beeindrucken in seiner Pfarrei mit 48 Orten und einigen Mühlen, die auf einer Fläche von 80 Quadratkilometern zu den Landkreisen Forchheim und Bayreuth gehören. Dazu kommen die evangelischen Nachbargemeinden Affalterthal, Egloffstein, Hiltpoltstein und Betzenstein.

Ökumene prägte ihn von Anfang an. In Obertrubach hat er eine enge Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Betzenstein angestrebt. Ein gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst mit einer Kreuzsegnung vor kurzem zeigte lebende Ökumene, ein tiefes Anliegen von Pfarrer Werner Wolf.

Eine weit verzweigte Kirchengemeinde bedeutete für den Seelsorger eine Herausforderung bei den Krankenbesuchen. Wöchentlich kümmerte er sich auch um die Kranken in den Krankenhäusern von Forchheim, Ebermannstadt, Bayreuth, Pegnitz und Erlangen. Mittlerweile verhindert es manchmal der Datenschutz, die Patienten ausfindig zu machen.

Freude und Leid hat der Pfarrer mit den Menschen geteilt. Er taufte 900 Kinder und begleitete 860 Gemeindemitglieder bis ans Grab. "Aus dem Menschen genommen, für Menschen bestellt", lautete einst der Primizspruch von Werner Wolf, der ihn sein ganzes berufliches Wirken hindurch begleitet hat und ihm Kraft gab.

Kein Nachfolger?

Anfang September wird der neue große Seelsorgebereich Fränkische Schweiz eingeführt. Laut Stellenplan der Erzdiözese Bamberg ist kein neuer Seelsorger für Obertrubach vorgesehen, aber eine Zeit ohne Pfarrer mag man sich hier nicht vorstellen. Werner Wolf war schließlich die Seele des Dorfes.

Es hat ihn sehr umgetrieben, ob er den jetzigen Schritt gehen soll oder nicht. Nun hat er in Memmelsdorf einen Altersruhesitz gefunden, unweit von der Kulturstadt Bamberg. Er findet dann Zeit zum Lesen, zum Wandern, er kann Dinge tun, für die er bisher zu wenig Zeit hatte; aber er weiß, man wird ihn weiter brauchen.

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