Oesdorf: Der Borkenkäfer setzt dem Wald zu

20.4.2020, 18:30 Uhr
Oesdorf: Der Borkenkäfer setzt dem Wald zu

© Foto: Erich Daum

Oesdorf: Der Borkenkäfer setzt dem Wald zu

© Foto: Stefan Braun

"Er schädigt die Lunge", sagt Revierförster Jörg Dettloff. Damit nicht genug: "Der Dauerbrenner jedoch ist der Borkenkäfer", sagt Daum über das Hauptproblem der Förster europaweit. Auch in dem 2000 Hektar großen Revier, für das Erich Daum zuständig ist, findet derzeit der Wettlauf um die Zeit statt und dieser lautet Borkenkäfer oder Mensch.

Der Förster, dessen Arbeitgeber die Bayerische Staatsforsten sind, zeichnet einen vom Borkenkäfer befallenen Baum nach dem anderen an. Diese müssen gefällt werden. Und zwar schnell, bevor der Borkenkäfer weitere noch gesunde Bäume befällt und diese vernichtet. Daum rechnet heuer mit Schadholzmengen bis über 2000 Kubikmeter. Mit Maschinen werden die kaputten Bäume aus dem Wald gezogen und gestapelt.

Der Grund für den extremen Überfall der Borkenkäfer ist die Trockenheit. In Tschechien, wo die Trockensommer schon länger existieren, hat der Borkenkäfer schon hunderte Quadratkilometer Wald kahl gefressen, weiß der Oesdorfer Förster. Auch hier wird der Wald immer lichter, denn die Trockenheit birgt ein weiteres Problem. "Wir konnten die Frühjahrskultur nicht ausbringen, sondern müssen das auf den Herbst verschieben." Im vergangenen Herbst wurde das bereits fleißig gemacht.

Ob die Jungbäume, die eigentlich jetzt gepflanzt werden müssten, in vier Wochen noch am Leben und nicht schon kahl gefressen sind, das Risiko ist den Förstern zu groß. Wenn sie nicht vom Borkenkäfer gefressen werden, knabbern hungrige Rehe an den jungen Trieben. "Wir müssen den Bestand kurz halten, damit die Bäume wachsen können. In zwei Wochen beginnt die Jagd", erklärt Daum. Die Jäger sind bereits in den Startlöchern.

 

Viel zu wenig Regen

 

Die Laubbäume treiben nun langsam aus, gehen in den Saft, wie das im Fachjargon heißt. "Fehlt Wasser im Boden, wachsen sie nicht", weiß Daum. Die acht Liter Regen vor wenigen Tagen seien viel zu wenig Wasser gewesen und mit der Gießkanne im Wald umherlaufen, um die Jungpflanzen zu wässern, sei Utopie. Die Trockenheit zeichnet sich somit bereits ab. Erich Daum hat wieder einen Baum im Visier. Auch dort fällt die Rinde bereits ab, die filigranen Muster im Holz sind die eindeutigen Spuren des Borkenkäfers.

In der Warnstufe Zwei von Vier ist der Wald bereits. Die nächste Stufe ist die Gefährdungsstufe, dann folgt die Alarmstufe. Mit Lockstofffallen können die Borkenkäfer gezählt und die Gefahrenstufe ermittelt werden. Der immer dünner werdende Wald bereitet den Förstern Sorgen, denn Wald bedeutet nicht nur Holz zum Schüren für kalte Wintertage. "Wir brauchen den Wald. Er ist Erholung, Erosionsbremse, Luftfilter und Trinkwasserspeicher", hebt Daum die Bedeutung des Waldes hervor. Das Totholz im Wald hat nicht nur Schattenseiten. So finden sich auch viele seltene Tierarten in Daums Revier. Auf Holz klopfen möchte der Förster, was eine andere, durch Trockenheit verursachte Krankheit betrifft: Die Ahornrußrindenkrankheit. Diese sei in seinem Gebiet noch nicht vorhanden.

Dafür hat Jörg Dettloff, der Pretzfelder Revierförster, große Sorgen wegen dieser Krankheit. "Das ist ein Pilz, der eigentlich latent im Ahorn ist" erklärt er. Der Pilz an sich schädigt den Baum nicht. Erst, wenn es dem Baum schlecht geht, weil er kein Wasser hat. Der Trockenstress bewirkt, dass der Baum das Laub abwirft. Er ist geschwächt. Doch ein Trockenjahr wie das vergangene reicht.

 

Pilz schädigt die Lunge

 

"Der Pilz kommt heraus und tötet den Baum ab", so Dettloff. Damit beginnt das für den Menschen Gefährliche, denn die toten Bäume müssen abgesägt und aus dem Wald transportiert werden. "Bei der geringsten Bewegung fliegen die Pilzsporen in die Luft und schädigen die Lunge des Menschen", erklärt Dettloff. Die Waldarbeiter versuchen deshalb, alle Arbeiten mit Mundschutz auszuführen. Die Stämme werden von dem Harvester aus dem Wald gezogen. Für Spaziergänger sieht Dettloff keine Gefahr. Abgesehen davon, dass zur Zeit wenig Spaziergänger unterwegs sind, sei die Sporenkonzentration im Wald gering. Außer im direkten Umfeld des erkrankten Baumes.

Der Schwammspinner macht hingegen kaum Probleme. Es sind laut den vielen Untersuchungen nur wenig Gelege sichtbar. "Der Schwammspinner neigt alle paar Jahre zur Massenvermehrung. Dann bricht es in sich zusammen", sagt Dettloff. Das ist wohl derzeit nach dem dritten oder vierten Jahr des Schwammspinners der Fall.

Auch Eichenprozessionsspinner gebe es heuer kaum. Handeln müssten die Förster, wenn der Wald gefährdet ist. Das ist er hier nicht. Nur an öffentlichen Plätzen wie Spielplätzen oder Radwegen muss davor gewarnt werden. Das passiert. Doch das ist Sache der Kommunen, die dann mit Fachleuten den Schädling bekämpfen.

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