Paddelnd auf Kirchehrenbach und das Walberla schauen

13.1.2019, 09:00 Uhr
Paddelnd auf Kirchehrenbach und das Walberla schauen

© Archivfoto: Ralf Rödel

Es zählt zum Überschwemmungsgebiet. Die Fläche unmittelbar vor den Bahngleisen und dem Ortseingang Kirchehrenbach. Wer von Weilersbach aus in Richtung Kirchehrenbacher Bahnhof fährt, blickt auf linker Seite auf eine Pferdekoppel. Die Wiesent schließt diesen Bereich ein. Dieses Areal ist es, das seit den 80er Jahren bis heute ununterbrochen unter Wasser hätte stehen können. Jedenfalls hatte der Kirchehrenbacher Ex-Gemeinderat Johann Baptist Pieger diese Idee, die er im Gespräch mit den NN als "Schnapsidee" bezeichnet.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Waldemar Hofmann, der damals für die CSU am Steuer der Gemeinde saß, konnte sich gut vorstellen, den Einfall in die Tat umzusetzen. Sogar einen Plan und eine Machbarkeitsstudie hat der CSU-Ortsverband damals erstellt. Mit dem künstlich angelegten See hätte die Gemeinde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Einerseits eine Freizeitanlage schaffen, andererseits bei Hochwasser regulierend eingreifen können.

Diese Chance sah Hofmann zu jenem Zeitpunkt, als die Verbindungsstraße zwischen Weilersbach und Kirchehrenbach zur Diskussion stand. Heute verbindet neben dem Asphalt die Brücke "Pont de Biscarrosse" beide Orte.

Der Brückenname ist eine Hommage an die Freundschaft des Landkreises mit dem französischen Pedant — aber das nur der Vollständigkeit halber.

Statt einer Brücke zum Überbrücken der Wiesent schwebte Hofmann ein Damm vor. Dieser hätte nach den Vorstellungen des Ex-Bürgermeisters den Freizeitsee auf einer Seite natürlich begrenzt. Ansonsten hätten die sich schlängelnde Wiesent und die Bahngleise für eine Eingrenzung des geplanten Sees gesorgt.

Parkähnlich mit Spazierwegen

"Wir hätten das Ganze parkähnlich mit Spazierwegen angelegt", erzählt Hofmann im NN-Gespräch. Eine Freizeitanlage, wie sie heute auf Höhe der Mühle besteht, hätte das Angebot ergänzt, so der Kirchehrenbacher. Nicht nur zum Baden sollte der See dienen, auch für Bootsfahrer oder Schrebergartenbesitzer — denn auch für die sollte Platz und eine Anlage geschaffen werden. "Alle Kirchehrenbacher, die im dichten Ortskern keinen eigenen Garten um ihr Haus haben, aber gerne einen hätten, hätten dort Flächen gefunden", sagt der heutige CSU-Gemeinderat Johannes Schnitzerlein. Sein bereits verstorbener Vater hat einst die Machbarkeitsstudie für den internen Gebrauch der CSU erstellt.

Heute darauf angesprochen, ist Ex-Bürgermeister Hofmann nach wie vor überzeugt: "Das wäre eine einmalige Attraktion" gewesen. Für die Pläne habe es damals keine Mehrheit im Gemeinderat gegeben, sie seien "zerredet" worden. "Wir haben es verzweifelt versucht, am Ende die Pläne verworfen." Der Bund Naturschutz sei damals ein großer Gegner gewesen.

Hat die Idee heute eine Chance?

Eine Chance, die Idee wiederaufleben zu lassen, sieht Hofmann nicht. Die Wiesen, die dauerhaft überflutet werden müssten, seien damals nicht gefragt, zum heutigen Tag hin aber wichtig geworden. Zum Teil seien sie an Landwirte verpachtet und Teil des Wiesenbrüter-Programms. Im europäischen Schutzgebiet "Natur 2000" zwischen Forchheim und Ebermannstadt sollen gefährdete Vogelarten, die in den Wiesen brüten, einen Rückzugsraum finden.

Von ungefähr kam die Schnapsidee von Johann Baptist Pieger übrigens nicht. Stein des gedankliches Anstoßes waren die Pläne im Jahr 1971 für den Brombachspeicher. Er bildete den Ausgangspunkt für die heute beliebte Seenlandschaft zwischen Spalt, Absberg und Pleinfeld im Süden Mittelfrankens. Eine kleinere Variante wäre für Einheimische und Gäste

aus der Region beinahe in Kirchehrenbach entstanden.

Keine Kommentare