Quer durch Deutschland

Pilgergruppe in Forchheim: Mit Gebet und Gesang unterwegs

21.6.2021, 20:00 Uhr
Pilgergruppe in Forchheim: Mit Gebet und Gesang unterwegs

© Foto: Udo Güldner

Nicht zuletzt, weil Ruth Pahl, geborene Spitzner, die nunmehr in Gehrden bei Hannover lebt, ursprünglich aus Forchheim stammt und die alte Heimat und ihren Vater Joachim Spitzner wieder einmal sehen wollte.

Als die zwei Dutzend Pilger an der Marienkapelle loslaufen, da beginnt es zaghaft zu regnen. Schlimmes ist zu befürchten. Unwetter sind angekündigt. Doch wie durch ein Wunder kommt die Gruppe acht Stunden später wohlbehalten in Effeltrich an. Rund 20 Kilometer hat man dann hinter sich gebracht.

Pilgergruppe in Forchheim: Mit Gebet und Gesang unterwegs

© Foto: Udo Güldner

"Wegpate" Wolfgang Zenk aus Heroldsbach ist jeden Meter zwischen Serlbach und Effeltrich abgelaufen. Für den ehemaligen Bau-Ingenieur ist es die erste Pilgerfahrt überhaupt. Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg" habe ihn gepackt, erklärt er. Ausgeruht von den Strapazen der Route aus Schlüsselau hat man sich einesteils im Gemeindehaus St. Johannis Forchheim, andernteils hat man privat übernachtet. Zu Fuß geht es Richtung Reuth. Erst einmal schweigend. Denn "Tagesleiter" Dieter Besold aus Fürth hat einen Vers des Propheten Jesaja gewählt, der zum Nachdenken anregen soll. "Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden."

Hinauf auf die Ehrenbürg

Immerhin ist es mehr als eine bloße Wanderung. Jede Stunde gibt es eine Rast, während der man sich mit Gebeten oder Gesängen stärken kann. Bei hochsommerlichen Temperaturen hat jeder eine Trinkflasche dabei. Denn es dauert, bis man irgendwo einkehren kann. Der Lindenkeller nahe Kirchehrenbach öffnet nämlich erst nachmittags. Da sind die Pilger längst schon weiter. Die Strecke freilich hat es in sich. Sie verlässt für einige Zeit den Jakobsweg, um den Besuchern aus der Ferne die fränkischen Schönheiten zu zeigen. Dafür müssen die Pilger aber auch einige Höhenmeter überwinden. Bis hinauf auf die Ehrenbürg geht es. "Für mich ist das Pilgern vor der Haustür", freut sich Detlef Bär aus Kirchehrenbach. Dort oben im Schatten der Walpurgis-Kapelle stimmen die Pilger einen Lobpreis an.

Pilgergruppe in Forchheim: Mit Gebet und Gesang unterwegs

© Foto: Udo Güldner

Dabei sind nicht nur evangelische und katholische Christen vor Ort, sondern auch Menschen, die keiner Religion angehören. Deshalb ist es auch keine Wallfahrt. Aber auch sie suchen das spirituelle Erlebnis. Wer die Strapaze nicht auf sich nehmen kann, darf im Kleinbus neben Angela Zenk Platz nehmen. Sie fährt nicht nur das Gepäck, sondern auch die Erschöpften direkt nach Schlaifhausen. Es sind nämlich auch viele Anfänger dabei, wie Pfarrer Stefan Pahl weiß. Er leitet den Marburger Kreis, der seine Zentrale in Würzburg und Ableger auch in Heiligenstadt und Heroldsbach hat.

Kaffeepause an der Kirche

In Pinzberg ist Pilgergruppe nach der Schleife über das Walberla wieder auf dem Jakobsweg angelangt. Das merkt man daran, dass es in der Marienkapelle einen Stempel für den Santiago de Compostela-Ausweis gibt. Aber auch eine erholsame Kaffeepause im Innenhof der Nikolaus-Kirche. Überhaupt dienen die Gotteshäuser wie die Kapellen in Schlaifhausen, Elsenberg oder Dobenreuth der religiösen Andacht und der profanen Abkühlung. Am Wegkreuz in Elsenberg bleibt noch die Zeit, sich eine Geschichte Besolds anzuhören.

Pilgergruppe in Forchheim: Mit Gebet und Gesang unterwegs

© Foto: Udo Güldner

Nach einem anstrengenden Tag endet die Pilgerfahrt erst in der Wehrkirche Effeltrichs und danach im Gasthaus "Zur Linde" gegenüber. Schließlich muss man sich für die weiteren Etappen stärken, die bis ins Schweizer Kloster Einsiedeln führen sollen. "Dort laufen alle Jakobswege Europas zusammen", so Pfarrer Pahl. Für Ruth Pahl ist nach 50 Etappen aber erst einmal Schluss mit dem "Beten mit den Füßen". Ab hier übernehmen Astrid Pols aus Paderborn und Simon Haß aus Eschwege. Nächste Stationen sind erst Kalchreuth und dann Nürnberg.

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