Plötzlich fehlte Jahn Forchheim eine halbe Million

8.3.2021, 16:04 Uhr
Plötzlich fehlte Jahn Forchheim eine halbe Million

Nachdem Vereinsmitglieder (auch gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten) immer wieder Bedenken geäußert hatten, ob denn der Umzug des Vereins in den Stadtnorden überhaupt noch stattfinde, hat der Verein in einer Pressemitteilung ausführlich Stellung bezogen.

"Abrissarbeiten an der Jahnhalle, Umzug des ATSV, archäologische Grabungen im Norden und eine ,bescheidene‘ Informationspolitik des Jahn-Vorstands – entsprechend sind viele verunsichert, ob der Umzug überhaupt klappt, wie es beim Jahn weitergeht usw. – und so brodelt natürlich die Gerüchteküche", beginnt das Schreiben.


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Aber es will bei aller Selbstkritik auch die Mitglieder und die Öffentlichkeit beruhigen. "Keine Sorge – es wird gebaut und umgezogen", heißt es ebenfalls. Die notwendig gewordenen Umplanungen seien abgeschlossen und jetzt erneut einreichungsfähig zur Baugenehmigung und zur Förderung durch den Bayerischen Landessportverband (BLSV).

Sportbetrieb gesichert

Der Trainings- und Spielbetrieb der Fußballer könne noch auf dem alten Jahn-Gelände stattfinden – trotz Abriss der Jahn-Halle – bis der Verein am neuen Standort spielen könne. "Natürlich soweit es von der Politik coronatechnisch erlaubt wird", wird ergänzt. Dazu stelle der Käufer dem Jahn auch den alten ATSV-Platz zur Verfügung. Ebenso wie die notwendigen Container für Umkleiden und Lager.

Sobald alle Genehmigungen vorliegen und ein paar rechtliche Dinge geklärt sind, könne es im Norden losgehen – der Umsiedlung stehe dann also nichts mehr im Weg. Wörtlich heißt es: "Die für uns wichtigen Bedingungen – absolut schuldenfrei, unterhaltbar, uns qualitativ und quantitativ bezüglich der Sportanlagen zu verbessern und als Verein mit allen Abteilungen wieder enger zusammenzurücken – können erfüllt werden."

Der SpVgg-Vorstand geht im Moment davon aus, dass die Spielfelder im Frühherbst 2021 zur Verfügung stehen und man den Spiel- und Trainingsbetrieb dann in den Norden auf das ehemalige VfB-Areal verlegen könne – allerdings noch unter provisorischen Bedingungen. Denn der Neubau werde wohl erst 2022 fertiggestellt sein.

Plötzlich fehlte Jahn Forchheim eine halbe Million

© Foto: Holger Peter

"Warum dauert das beim Jahn so lange – was machen die die ganze Zeit?", ist nach Aussagen des Vereinsvorstands wohl die meistgestellte Frage der vergangenen Monate, wenn nicht Jahre. Vor allem im Hinblick auf den kleinen Nachbarn ATSV, der seine neue Anlage, ein wahres Kleinod, bereits bezogen hat.

"Komplexes Konstrukt"

Hierzu wollte die SpVgg Jahn in seiner Pressemitteilung nicht "bei Adam und Eva" anfangen, aber generell sei es ein sehr komplexes Konstrukt mit vielen Beteiligten, Rechtssituationen und Emotionen gewesen. Egal ob Stadt, Landkreis, VfB, ATSV, Käufer, BLSV und natürlich der Jahn – jeder versuche, für sich das Beste herauszuholen und die rechtlichen Verflechtungen hätten das alles noch erschwert. Nachdem dies alles gelungen sei und der finanzielle Rahmen endgültig klar gewesen sei, konnte in die Detailplanungen gegangen werden, so ab Ende 2019/ Anfang 2020.

Dann sei erschwerend hinzugekommen, dass die Corona-Pandemie auftrat und der Architekt Thomas Lemberger überraschend im April 2020 verstarb. Mangels Nachfolger musste der Jahn den Architekten wechseln, was rechtlich auch einige Zeit in Anspruch nahm. Letztlich konnte man mit Peter Hickl II einen ehemaligen Mitarbeiter von Lemberger gewinnen, der sogar in der ersten Planungsphase mit eingebunden war und sich schnell in die aktuelle Planung einarbeiten konnte.

Nun folgte das nächste große Problem, wie es der Jahn-Vorstand schildert: "Es stellte sich heraus, dass die Planungen von Herrn Lemberger kostentechnisch ungenügend waren und inklusive archäologischer Arbeiten und Auflagen, sowie unerwarteter Steuerzahlungen eine Unterfinanzierung von etwa 500 000 Euro zu Buche stand. Deshalb musste jetzt umgeplant werden."

Teufel steckt im Detail

Im Klartext: Für das Projekt fehlte plötzlich eine halbe Million. Einerseits musste der Verein diesen Betrag inklusive Reserven bei den Bauplänen einsparen, andererseits mussten auch die Mindestanforderungen an Qualität und Raumbedarf der Abteilungen erfüllt sein. Zusätzlich müsse bei jeder Planungsänderung – sei sie auch noch so klein – der Förderantrag für den BLSV überarbeitet werden. Hier merken die Jahn-Funktionäre an, "dass wir alle ehrenamtlich ,nebenbei‘ diese ganzen Aufgaben wahrnehmen müssen".

Ursprünglich war ja geplant, das ehemalige VfB-Heim abzureißen und einen kompletten zweigeschossigen Neubau hinzustellen. Nach Aussagen des ursprünglichen Architekten Lemberger sei dies "alternativlos" gewesen. Neuere Untersuchungen der Bausubstanz, die vor dem Abriss Pflicht waren, hätten aber zu ganz anderen Erkenntnissen geführt. Deshalb habe man sich zu einer "Zwei-Gebäude-Lösung" entschieden. Der Verein lässt das Altgebäude stehen und saniere es in Eigenarbeit und stellt daneben, in nördlicher Richtung, den verkleinerten zweigeschossigen Neubau hin.

Im Neubau befinden sich dann die Kabinen und Räume für die Fußballmannschaften auf dem Großfeld, die Räume der Tennisabteilung, der Sportsaal und die Gastronomie. Im Bestandsbau plane man die Verwaltung, das Archiv, die Außenbewirtschaftung mit Lager und Kühlung, die Registerräume für den Spielmannszug sowie die Kabinen für die Kleinfeldmannschaften, Bekleidungskammer sowie einen Besprechungs- und Schulungsraum.

300 Quadratmeter Nutzfläche mehr

"Unterm Strich sparen wir uns Bau- und Abrisskosten im hohen sechsstelligen Bereich und haben sogar rund 300 Quadratmeter Nutzfläche mehr als bei der ursprünglichen Planung", heißt es in der Pressemitteilung.

Da die SpVgg für die Renovierung des Altbestands keine Fördermittel beantragen könne, könne man mehr oder minder sofort anfangen und bis zur Herstellung der Bespielbarkeit der Plätze fertig sein, so dass der Verein bereits einen Ankerplatz im Norden habe. Zudem habe man die Zusagen von Stadt und Landkreis, dass man Kabinen der Berufsschulturnhalle mitbenutzen dürfe, bis die Bauarbeiten beendet seien.

Bei der neuen Planung ergibt sich noch das Problem, dass der Jahn rund 20 Parkplätze zu wenig ausweisen kann als gefordert – aber auch hier zeigt sich der Vorstand optimistisch, dass man mit Stadt und Landkreis eine Lösung finden werde.

"Es gibt noch viel zu tun"

Das Team um Hans Schneider, Uwe Schüttinger, Dieter Zimmerer und Gert Pfeufer schließt sein Schreiben mit einem Versprechen an die Mitglieder: "Es gibt noch viel zu tun, aber wir haben uns vorgenommen, mehr und transparenter öffentlich zu informieren."

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