Polizeigruppe ist Rasern in der Fränkischen auf der Spur

14.8.2018, 17:00 Uhr
Polizeigruppe ist Rasern in der Fränkischen auf der Spur

© Pauline Lindner

„Heute sind wir Kollegen aus Bamberg und Bayreuth. Es sind auch noch welche aus Naila und Hof in der Gruppe“, sagt Polizeioberkommissar Kriegelsteiner an der Bushaltestelle Neumühle bei Heiligenstadt. „Es gibt hier in der Fränkischen Schweiz, aber auch im Frankenwald und Fichtelgebirge sehr schöne Strecken für Motorradfahrer.“

Dort, unterhalb der Burg Greifenstein, wo zwei beliebte Bikerstrecken zusammenkommen, hat sich die Kontrollgruppe am Sonntag zwischen 13.15 Uhr und 17.15 Uhr postiert, um „ganzheitliche Motorradkontrollen“ durchzuführen. Wie berichtet, haben sich in Ebermannstadt Bürger zu einer Initiative zusammengeschlossen, die gegen den Lärm der Motorradraser in der Fränkischen Schweiz vorgehen wollen. Mit ihrem Anliegen haben sie auch an den bayerischen Innenminister gewendet.

Und da winkt einer von Kriegelsteiners Kollegen auch schon eine Vierergruppe auf den Parkplatz. „Ich wähle immer auffällige Maschinen aus“, sagt er zu seinen Auswahlkriterien.

Das Kontrollschema läuft immer gleich ab: Ob der Fahrer auf den ersten Blick verkehrstüchtig ist? Schließlich liegen am Kontrollpunkt zwei Lieblingsziele gleich um die Ecke: Huppenberg und Heckenhof. Die herausgeholten Fahrer kramen nach ihren Papieren. Die richtige Fahrerlaubnis? Und vor allem: Stimmt der Zustand der Maschine mit ihrem Fahrzeugschein überein?

Privater Umbau ist beliebt

„Der Umbau von Zubehörteilen ist sehr beliebt“, klärt der Leiter der Kontrollgruppe auf. Veränderungen am Auspuff sind am häufigsten; vor allem der dB-Eater ist manipuliert, damit der Sound satter und damit aber auch lauter wird.

„Da haben wir schon eine Maschine aus dem Verkehr gezogen; bei ihr war der Geräuschdämpfer mehrfach durchbohrt, wir mussten sie aus dem Verkehr ziehen“, weist Kriegelsteiner auf ein an der Seite abgestelltes Motorrad hin. Sein Fahrer bemüht sich mit dem Handy um eine Abschlepphilfe, denn die Fahrerlaubnis ist sofort erloschen.
Eine Harley-Davidson rollt in die Kontrollstelle; der Fahrer gehört eindeutig zur Easyrider-Generation. Mit ihm noch eine Kawasaki. Wieder das Kontrollritual. „Mir passt der Sound so wie er ist“, merkt der Mann im Westernstyle an, als er seine Papiere überreicht. Währenddessen beäugen zwei Polizeibeamte kritisch den Auspuff der zweiten Maschine. Mit einer starken Taschenlampe versuchen sie, das Innere des Rohrs auszuleuchten.

Sie sind sich sicher, hier hat jemand etwas weg gesägt. Der Fahrer beteuert, er habe nichts verändert, sondern das Krad schon so gekauft. „Das ist glaubhaft, das sind keine bösen Menschen“, sagt dazu Marco Kriegelsteiner. Gleichwohl ist auch hier die Fahrerlaubnis erloschen.
„Der Lärm ist für uns das Problem“, sagt ein Motorradfahrer, der genau an der Straßengabelung in Neumühle wohnt. Er weiß, dass man ordentlich Gas geben muss, will man die anschließende Kurve mit ihrer Steigung elegant nehmen. Ihn ärgert es, dass viele Biker nicht darauf achten, dass sie in einer Ortschaft sind.

Eine Ebser Frucht

Gewagte Überholmanöver, aber hauptsächlich immer wieder der Geräuschpegel sind der Grund, warum sich Bürger aus den Heiligenstädter Ortsteilen beschweren, weiß Bürgermeister Helmut Krämer, der bei der Kontrollgruppe vorbeischaut.

Die besondere Polizeieinheit, die nicht zur Verkehrspolizei gehört, ist eine Frucht der Bürgerproteste und der erwähnten Ebermannstädter Bürgerinitiative, die beim Ministerium mehr Kontrollen gefordert hat.
Schwarzes Metall und viel Chrom wird zum Kontrollpunkt gelotst. Es ist eine stark umgebaute Harley. Ihr Fahrzeugschein ist deshalb um mehrere Seiten verlängert. Punkt für Punkt gehen sie zwei Polizisten durch. Sie stoßen auf einige Widersprüche. Die größten Bedenken haben sie wegen diverser stählerner Spitzen an den Außenseiten.

Die sehen chic aus, können aber, wenn es eng zugeht, recht gefährlich für Menschen oder Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe werden. Weshalb sie so nicht zulässig sind.

Seit der Würgauer Berg für Motorräder gesperrt ist, weichen immer mehr Fahrer ins Leinleitertal aus. Es waren sicher über 100, die in der Stunde der Kontrolle am Sonntag durch Neumühle gefahren sind.
Von 35 überprüften Kradfahrern beanstandeten die Beamten der Motorradkontrollgruppe Oberfranken 13. Zwei Kradfahrer durften ihren Weg nicht fortsetzen und mussten ihr Fahrzeug an Ort und Stelle stehen lassen.

Gegen Ende der Kontrolle nehmen die Fahrer die verlockende Kurve, ohne allerdings übermäßig Gas zu geben.
„Jetzt hat es sich in Heckenhof herumgesprochen, dass wir heute hier kontrollieren“, kommentiert Marco Kriegelsteiner und gibt seinen Kollegen das Signal zum Abbruch.

 

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