Postfiliale schließt ebenfalls

21.7.2020, 12:59 Uhr
Postfiliale schließt ebenfalls

© Foto: Petra Malbrich

Sylvia Schwarzmann, Betreiberin der Postfiliale, schließt zum Monatsende. Der Grund: "Ich höre mit meinem Hauptgewerbe, dem Onlineversand, auf und die Postfiliale darf ich nicht im Nebengewerbe führen."

Schwarzmann bedauert das einerseits, hatte sie doch Freude an der Arbeit und den Gesprächen mit den Kunden. Trotzdem war das Geschäft nicht lukrativ. "Von der Freude alleine kann man nicht leben", sagt sie und stapelt sorgfältig Briefsendungen in gelbe Plastikboxen von der Post. Ihre Garage hat sie zur Filiale umfunktioniert. Alles, bis auf zwei Möbelstücke, die sie von der Post erhalten hat, auf eigene Kosten. Am Schalter ist eine Plexiglasscheibe zum Schutz vor Corona. Mundschutz gibt es zu kaufen, auch Schreibblöcke, Briefumschläge und kleine Geschenke, mit denen sie ihren Verdienst ein bisschen aufbessert.

Um die Postfiliale führen zu dürfen, muss man ein Hauptgewerbe gemeldet haben. Schwarzmann hat einen Onlineversand für Sammlerzubehör. Von der Post erhält sie nur eine geringe Grundprovision, pro verkaufter Briefmarke fünf Prozent Provision und 40 Cent für ein Paket. "Da muss man viel verkaufen, damit unterm Strich etwas übrig bleibt", sagt Schwarzmann. Nicht einmal das Geld für die Krankenversicherung habe sie mit dem Geschäft bezahlen können. Ein Draufzahlgeschäft für die Hiltpoltsteinerin.

Dennoch war das das kleinste Problem. Urlaub stünde ihr zwar zu, doch schließen kann sie die Postfiliale nicht. "Ich müsste für eine Stunde jemanden einstellen." Ihrer Aushilfe müsste sie dann aus eigener Tasche den Mindestlohn zahlen. Den erreicht sie selbst nie, kommt im Schnitt auf gut drei Euro pro Stunde. Hinzu kommt, dass ihre Befugnisse beschränkt sind. Für einen Autokauf oder Kredit notwendige Identitätsprüfungen darf sie beispielsweise nicht ausführen. Die technische Ausstattung dazu fehlt.

Aufwand zu groß

Und hier beginnt der Kreislauf. Die Post stattet nur solche Filialen entsprechend aus, wo solche Dienstleistungen nachgefragt werden. "Wenn das nur einmal im Monat ist, ist der Aufwand zu groß", sagt Erwin Nier, Pressesprecher der Deutschen Post. Für solche Dienstleistungen, an denen etwas mehr verdient wäre, muss Sylvia Schwarzmann die Kunden in eine andere Postfiliale schicken, beispielsweise nach Gräfenberg. Nur – wer dorthin fährt, gibt dann auch den Brief dort ab. Sylvia Schwarzmann hat das Nachsehen.

"Alle Neuheiten muss ich mir selbst beibringen. Der persönliche Kontakt fehlt", klagt Schwarzmann. Einen Ansprechpartner gebe es nur per Hotline. Geöffnet hat sie drei Stunden am Tag. Früher vormittags und nachmittags, doch wegen Corona auf drei Stunden täglich reduziert. Einen Unterschied macht es nicht. "Es gibt Tage, da kommen nur zwei Leute", sagt Schwarzmann. Diejenigen, die ihre Filiale nutzen, richten sich nach den neuen Öffnungszeiten. Dann hat Sylvia Schwarzmann noch überlegt, ein Hermes-Pakteannahmestelle einzurichten, das aber erlaubt die Post nicht. "Das ist die Konkurrenzausschlussklausel", erklärt Nier. Schwarzmann hat aus der Summe aller Gründe nun die Konsequenz gezogen und ihr Hauptgewerbe abgemeldet. Damit besteht auch keine Grundlage mehr für die Postfiliale, die deshalb Ende Juli schließt.

Gisela Geldner, FW-Gemeinderätin, bedauert das, gerade wegen der älteren Menschen. Sie hofft, dass sich noch ein Partner findet. Doch ob ein anderer Gewerbetreibender in Hiltpoltstein die Post übernimmt, ist offen. "Die Post sucht nun einen Partner, mit dem eine Filiale betrieben werden kann", sagt Nier. In der Pflicht, eine stationäre Einheit vorzuhalten, ist die Post erst bei über 2000 Einwohnern. Gibt die Infrastruktur nichts her, gebe es eine Interims-Filiale. "Diesen Grenzwert erreichen wir leider nicht", bedauert Bürgermeisterin Gisela Schulze-Bauer. Hiltpoltstein hat nur 1500 Einwohner.

Für diesen Fall gebe es den "mobilen Service". "Die Zusteller dürfen Sendungen annehmen", erklärt Nier. Eine Möglichkeit bleibt noch: Die Gemeinde als Partner. Nur: "Extra für die Post jemanden anstellen, können wir nicht", stellt die Gemeindechefin klar. Verständnis für Sylvia Schwarzmann hat sie auf jeden Fall. "Schade, dass die Post fürs Land nicht flexibler denkt", findet Schwarzmann.

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