Pretzfeld: Die Wässerwiesen sollen in die Unesco-Liste

10.9.2020, 16:47 Uhr
Pretzfeld: Die Wässerwiesen sollen in die Unesco-Liste

© Foto: Landratsamt Forchheim

"Das Wässerwiesenprojekt ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Zentrum in Pretzfeld. Ihr müsst euch entscheiden, wie es für euch künftig laufen soll. Wir werden hier bei euch sehr viel Geld hineinstecken, deutlich mehr, als ihr einbringen sollt. Ich bitte darum, dass ihr weiter der Solidargemeinschaft angehört und das Projekt unterstützt". Diese emotionalen Worte stammen von Johannes Mohr, der gemeinsam mit Roland Lindacher als Verantwortliche den Sachstand des Projektes vorstellte und die geplanten Maßnahmen im Zuge der anstehenden Projektverlängerung bis zum 31. Dezember 2020 erklärte.

Ursache seiner Äußerungen waren die kritischen Worte von Marktgemeinderat Gerhard Mühlhäußer (CSU), der feststellte, "dass ich bisher außer Erfassungen nichts gehört habe. Wir haben die höchsten Kosten, aber bisher den wenigsten sichtbaren Nutzen. Wir bezahlen 30 Prozent bei acht beteiligten Gemeinden, da muss entweder ein anderer Schlüssel her oder das Geld zielgerechter nach Pretzfeld fließen".

Bürgermeister Steffen Lipfert (FW) gab Mühlhäußer teilweise Recht: "Es ist richtig, bei uns wurde kein Wehr instandgesetzt." Er bemerkte aber auch, "dass hinter den Kulissen sehr viel für Pretzfeld getan wurde". Interessenten seien in Pretzfeld da, "wir haben einige ruhende Genossenschaften" (diese sind nach wasserrechtlichen Kriterien Voraussetzung, um in den Wasserkreislauf einzugreifen, Anm. d. Red.).

"Es stimmt, dass im ersten Projektabschnitt Instandsetzungen von vorhandenen Wehren im Fokus stand, das betraf vornehmlich das untere Wiesenttal. Im zweiten Abschnitt liegt der Schwerpunkt dann auf der Wiederbelebung von ruhenden Genossenschaften", betonte Lindacher, der anhand von Kartenmaterial die potenziellen reaktivierungsfähigen Wässerungen im Gemeindegebiet von Pretzfeld vorstellte. Der hohe prozentuale Anteil, den Pretzfeld an den Kosten, die von den beteiligten Kommunen getragen werden, basiert auf dem Anteil von 30 Prozent der Fläche Pretzfelds an der Projekt-Gesamtfläche.

Der Finanzierungsplan für die Projektverlängerung sieht Gesamtkosten in Höhe von 415870 Euro vor. Davon müssen die Gemeinden 10 Prozent aufbringen, den Löwenanteil von 70 Prozent (291109 Euro) steuert der Bayerische Naturschutzfonds bei. Der Anteil Pretzfelds beläuft sich auf 12393 Euro, aufgeteilt auf drei Jahre. Der Beteiligung Pretzfelds an der Projektverlängerung wurde bei einer Gegenstimme von Gerhard Mühlhäußer zugestimmt. "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass dieses Projekt fortgeführt wird", betonte zuvor Lipfert.

Das Projekt selbst steht mittlerweile, gemeinsam mit dem Storchenprojekt in Nürnberg und der Wasserradgemeinschaft Möhrendorf, auf der Liste des Bayerischen Kulturerbes, wie Mohr informierte. In einem Fachbuch werden die Wässerwiesen im Wiesenttal als eines der 14 besterhaltenen Wässerwiesen weltweit geführt. Die Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit, gemeinsam mit drei weiteren europäischen Bewässerungssystemen, ist nach Worten Mohrs im Gespräch.

 

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