Pretzfelds Zukunft: Was wünschen sich die Bürger?

29.1.2019, 08:00 Uhr
Pretzfelds Zukunft: Was wünschen sich die Bürger?

© Foto: Carmen Schwind

"ISEK kann man auch übersetzen mit: Wo wollen wir hin mit unserer Gemeinde", trug Claus Speer, Leiter des Büros Planwerk aus Nürnberg vor. Er bezog sich dabei auf die einleitenden Worte von Pretzfelds Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökologen), die sich von den Menschen positives Denken und Vertrauen in die Kommunalpolitik wünschte und die Anwesenden bat, das Projekt mit Ideen zu unterstützen, damit möglichst viel entstehen könne.

Im Rahmen von ISEK soll nun ein Bedarf ermittelt werden, daraus entstehen dann eine Rahmen- und eine Zeit- und Maßnahmenplanung. Ein Besucher wies darauf hin, dass die Marktgemeinde bisher zu wenig Geld für die Realisierung von Vorschlägen hatte. Der Bürger fragte, ob das auch für die hier gesammelten Wünsche gelte. Die Gäste Claus Speer und Thomas Rosemann von Planwerk konnten beruhigen, denn für ISEK-Maßnahmen gebe es Fördergelder. Doch auch hier könne nicht alles, was gewünscht wird, umgesetzt werden.

Saft und Bier sind bekannt

Zuerst trug Thomas Rosemann vor, was den Stadtplanern bei ihren Besuchen in Pretzfeld aufgefallen war. "Bevor ich wusste, wo Pretzfeld liegt, habe ich bereits die Säfte von hier und das Nikl- und Meister-Bier gekannt", kam er gleich auf die wichtigsten "Exporte" zu sprechen.

Das Planerteam hatte vier Handlungsfelder definiert. Im Bereich Städtebau war ihnen zum Beispiel aufgefallen, dass es einen historisch wertvollen Baubestand in Pretzfeld gibt, aber auch viele Leerstände und vernachlässigte Gebäude. Die Natur war zweites wichtiges Thema. Hier ist Pretzfeld ein beliebtes Naherholungsziel, allerdings besteht auch Hochwassergefahr. "Viele Wege führen nach Pretzfeld", meinte Rosemann in Sachen Verkehrsführung. Die kurzen Wege und die gute Anbindung sei unbedingt positiv zu werten. Allerdings waren ihm auch die hohe Verkehrsbelastung und die fehlenden Parkplätze aufgefallen.

Im Bereich Wirtschaft und Soziales sahen die Planer die Pretzfelder Marken, aber auch die Schulen und den Hort positiv. Allerdings sei die Nahversorgung eingeschränkt und es fehlten Übernachtungsmöglichkeiten.

Thomas Rosemann informierte auch über die Ergebnisse der Haushaltsbefragung, die durchgeführt worden war. 1200 Befragungszettel waren verteilt worden, 234 waren wieder zurückgekommen. Dabei stellte sich heraus, dass 43 Prozent der Pretzfelder gern und 35 Prozent sehr gern in der Marktgemeinde leben. Sie wurde einerseits als sympathisch, zentral und grün, aber andererseits auch alt, gleichbleibend und hausbacken beurteilt.

Danach durften die Anwesenden ihre Meinung zu den Handlungsfeldern abgeben. Auf grüne Zettel sollten positive Aspekte geschrieben werden, auf rote negative. Am Ende fassten die Moderatoren die Punkte zusammen. Auffällig waren die vielen roten Zettel, die an den Stellwänden angebracht worden waren. Bei Wirtschaft und Soziales fehlten den Bürgern Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Treffpunkte für Jung und Alt.

Zu den kritisierten schlechten Wanderwegen wandte sich Karl-Ludwig Grodd vom Ortsverband des Fränkische-Schweiz-Vereins an die Zuhörer und bat, Probleme gleich bei ihm zu melden, denn diese Wege werden von ehrenamtlichen Mitgliedern mit viel Hingabe gepflegt.

Beim Thema Verkehr wünschen sich die Bürger ein Radwegenetz, mehr Radstrecken, eine engere Taktung des Öffentlichen Nahverkehrs und mehr Parkplätze, außerdem keine Schnellstraße und keine Umgehung. Gelobt wurde dagegen der Schneeräumdienst. Die Bürger finden die Leerstände und die ungepflegten Gebäude nicht gut, monierten hier aber auch fehlende Unterstützung für Privatpersonen bei Sanierungen.

Keil trennt Hauptort und Ortsteil

Kritisiert wurden die hohen Auflagen der Denkmalschutzbehörde. Beim Thema Natur wurden fehlende Hundekotbehälter und die nicht gepflegten Bachläufe kritisiert. Einige der Bürger bedauerten, dass Pretzfeld offensichtlich einzig als Kirschenort gesehen werde.

Die Moderatoren wunderten sich, dass einmal ein guter Zusammenhalt in der Marktgemeinde angegeben worden war, einmal fehlender Zusammenhalt. Deshalb erklärten ihnen die Zuhörer, dass es nach wie vor einen Keil zwischen dem Hauptort und den Ortsteilen gebe.

In den Ortsteilen gebe es sehr gute Dorfgemeinschaften. Außerdem würden sich Zugezogene nicht unbedingt mit Altbürgern verstehen, es gebe Evangelische und Katholische und Zanken sei ein Volkssport in Pretzfeld.

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