Quälen bis zum Selfie mit dem Ironman-Champion

16.10.2017, 18:20 Uhr
Quälen bis zum Selfie mit dem Ironman-Champion

© Foto: Dels

Zunächst lief es für die Startnummer 2005 noch nach Plan. Das frühe Aufstehen um 3 Uhr früh bereitete keine Probleme. In seiner Startgruppe der ambitionierten Altersklassenathleten positionierte sich der Lehrer aus Bamberg am linken Rand und nahm einen längeren Weg zur Wendeboje in Kauf. Nicht aus Furcht, weil es in der Vorbereitungswoche eine Barrakuda-Attacke auf einen Athleten gegeben hatte, sondern um beim Schwimmen unsanfte Körperkontakte zu vermeiden. Der niedrige Wellengang tat sein übriges dazu, dass Dels seinen eigenen Rhythmus anschlagen und nach 1:02 Stunden zufrieden aus dem Wasser steigen konnte. Auf dem Rad machte sich sofort die sengende Hitze bemerkbar, entgegen der Wettervorhersage zeigte sich keine Wolke am Himmel. Der Moment, "in dem kurz Panik in mir aufstieg", wie der 33-Jährige hinterher verriet, hatte indes eine andere Ursache. Eine vorbereitete Flasche mit Verpflegungsgels löste sich nach wenigen Kilometern aus der Halterung und zerplatzte auf dem Asphalt.

Ungesättigter Energiebedarf

Zwar nutzte Dels die Möglichkeit, an drei Stationen neuen Proviant aufzunehmen und schnappte sich beim 90-km-Wendepunkt seinen Notfall-Beutel, doch die Energierationen reichten nicht und waren nicht auf das Ernährungskonzept ausgelegt. "Ich habe versucht, viel mit isotonischen Getränken auszugleichen, davon habe ich Magenprobleme bekommen", berichtet der Triathlet. Die anvisierte Tempoverschärfung auf dem zweiten Streckenabschnitt gelang noch einigermaßen. Als es nach knapp über sechs Stunden in die Laufschuhe ging, begleitete den Franken bereits "ein ungutes Gefühl". Es entspannte sich ein Kampf von einer zur nächsten Versorgungsstation, um vor allem für Kühlung und Zuckernachschub zu sorgen. "Der Highway schien endlos. Ich wollte nur noch ankommen und war froh, als es vorbei war." Im Ziel blieb die Zeit bei 9:34:13 Stunden stehen. Der Hawaii-Debütant belegte damit Rang 31 seiner Altersklasse und Gesamtplatz 156 von weit über 2000 Teilnehmern. "Ich habe noch größeren Respekt als je zuvor von allen, die hier dabei waren. Manche sind erst auf die Marathon-Strecke gegangen, als ich zurück ins Hotel fuhr. Wie viel dieser Sport mit Charakterstärke zu tun hat, hat Jan Frodeno eindrucksvoll vorgemacht", konstatiert Chris Dels. Für ihn stand wohl noch vor dem Erinnerungsfoto mit Sieger Patrick Lange und dem Feierabend-Bier — der Sponsor aus Bamberg dürfte darüber hinwegsehen, dass es nicht die eigene Marke war — fest: "Ich habe mit diesem Rennen noch nicht abgeschlossen."

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