Rabiater Kahlschlag bei Lidl in Gößweinstein

13.10.2016, 21:34 Uhr
Rabiater Kahlschlag bei Lidl in Gößweinstein

© F.: Weichert

Ein trauriges Bild bietet sich den Kunden der Geschäfte am Lidl-Parkplatz an der „Gößweinsteiner Einkaufsmeile“. Kein einziger Baum rund um das Areal steht mehr. „Ich war richtig schockiert“, sagt Gertrud Pöhlein, eine der Mieterinnen, die den Zeitschriftenladen auf dem Grundstück betreibt.

Einen Ast mit schönstem Herbstlaub konnte sie noch retten, bevor auch dieser gehäckselt worden wäre. Er steht wie ein Mahnmal in einer Bodenvase vor ihrem Geschäft. Ihr Mann Erhard konnte in letzter Sekunde seinen Apfelbaum noch retten.

Metzgermeister Peter Wehrfritz aus Muggendorf ist ebenso entsetzt. Er betreibt auf dem Gelände seit Jahren eine Metzgereifiliale und ärgert sich maßlos, dass er als Mieter nicht einmal gefragt wurde, bevor alle Bäume abgesägt wurden — vielleicht aus Absicht, meint er. Er hätte definitiv sein Veto eingelegt.

Im Rathaus liefen die Telefone heiß. Es kamen viele Beschwerdeanrufe, bestätigt Marktgeschäftsführer Peter Thiem. Doch die Gemeinde Gößweinstein kann nichts machen. „Das ist Sache des Grundstückseigentümers und eine Baumschutzverordnung haben wir nicht“, sagt Thiem.

Wie sich herausstellt, ist die Firma Lidl der Auftraggeber der Baumfällaktion. Grundstückseigentümer ist der ehemalige Schuhfabrikant Friedrich Vogelsang aus Dinkelsbühl, der das Areal im Jahr 2000 als Geldanlage gekauft hat. Vogelsang wundert sich ebenfalls und betont gegenüber unserer Zeitung, das er nichts vom Kahlschlag wusste. Richtig sei allerdings, dass es mit der Firma Lidl eine Vereinbarung gäbe, da diese den Supermarkt saniert und neu gestaltet.

Bessere Sicht auf den Laden

Dass Vogelsang nichts davon wusste, kann sich Tobias Grasser, Importfoliomanager der Firma Lidl und für den Lidl-Markt in Gößweinstein zuständig, jedoch nicht vorstellen. Vor etwa einem Dreivierteljahr habe er mit Vogelsang besprochen, dass die Bäume wegkämen, wenn der Lidl-Markt modernisiert werde. Die vorderen Bäume wurden bewusst weggenommen, um eine bessere Sicht auf den Lidl-Markt zu gewährleisten, räumt Grasser ein.

Der Eigentümer sei jedoch eingebunden und informiert worden, sagt Grasser und betont, dass die Aktion auch mit der Gemeinde abgesprochen war. Offenbar hätte es ein Kommunikationsproblem zwischen dem Eigentümer und den Mietern gegeben.

„Wir sehen Gößweinstein als ein Zentrum der Fränkischen Schweiz und möchten uns hier die nächsten Jahre gut präsentieren“, so Grasser. Lidl werde sich bemühen, die Grünanlage vor dem Markt wieder herzustellen. Neue Bäume werden an den alten Stellen jedoch nicht mehr gepflanzt werden. Das neue Begrünungskonzept steht noch nicht.

„Es wird aber keine Wiese bleiben. Im Gespräch sind Büsche oder Kugelahornbäume“, so Grasser. Vom 14. November bis 8. Dezember ist der Lidl-Markt wegen der Umbauarbeiten erst einmal geschlossen. Wie viel Lidl in Gößweinstein in den neuen Markt investiert, will Grasser nicht sagen.

Ob die Erneuerung des Lidl-Markts mit der dann verschärften Konkurrenzsituation zu tun hat, wenn bald etwas oberhalb der neue Aldi-Markt eröffnet, ist ebenfalls nicht in Erfahrung zu bringen. Wie Grasser betont setzt Lidl in vielen Märkten sein neues Konzept um.

Nebenbei erfährt man noch, dass der Getränkemarkt Lang nun doch nicht hoch zum Aldi zieht, sondern an seinem Standort mit Metzger und Bäcker bleibt. Und dass für die Postagentur und das Geschäft Kunterbunt ein Nachfolger gesucht wird: Gertrud Pöhlein wird Ende Januar nächsten Jahres aus Altersgründen aufhören.

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