Radeln im Landkreis Forchheim: Gefahr oder Genuss?

25.6.2017, 08:00 Uhr
Radeln im Landkreis Forchheim: Gefahr oder Genuss?

© Fotos: Roland Huber

Das Zeugnis für Forchheim könnte besser ausfallen. Im Schnitt haben die Radfahrer die Stadt mit einer 4,0 bewertet. Das macht Platz 255 von 364 im Ranking der Städte mit weniger als 50 000 Einwohnern in Deutschland. Radfahren macht zwar in Forchheim Spaß, aber an Baustellen und Ampeln hört der auf. Nur schlecht werden die Fahrer um die Bauzäune gelotst und von einer grünen Welle kann keine Rede sein – so das Fazit der Befragten.

"Im Vergleich zu anderen Kommunen gibt es Nachholbedarf", sagt deshalb Frank Wessel. Er ist Vorstandssprecher der Radler in der Forchheimer Ortsgruppe des Allgemeinen-Deutschen-Fahrrad-Clubs. Um ungestört in die Pedale zu treten, müsste es für Wessel Schluss sein mit Auffahrtkanten an Bordsteinen. "Selbst bei neugebauten Kreuzungen sind diese bis zu drei Zentimeter hoch."

Alleine das ist nicht das Problem der Fahrradfahrer. Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere mit Autofahrern, zählen die 81 Teilnehmer der Umfrage mit einer Durchschnittsnote von 4,1 zu den Schwächen in Forchheim. Die Situation war aber schon einmal schlimmer.

Bei Rot über die Ampel?

"Wir beobachten, dass die Toleranz steigt", sagt Wessel. "Vor allem Fußgänger laufen nicht mehr leichtfertig auf Radwege. Klingelt der Radfahrer, stellen wir ein höflicheres Miteinander als früher fest." Auch Autofahrer übten sich in einem rücksichtsvolleren Umgang. "Alle Ausnahmen davon sind lebensgefährlich."

Scheitert es in brenzligen Situationen an der Toleranz oder dem Wissen um die Straßenverkehrsordnung? Die Nordbayerischen Nachrichten nahmen das zum Anlass für ein Quiz über (un)bekannte und skurrile Regeln im Straßenverkehr. Testkandidat: Fahrradexperte Frank Wessel. Aber auch die Leser, ob passionierte Autofahrer oder Radfahrer, sind jetzt gefragt und dürfen miträsteln:

1. Müssen Radfahrer immer den Radweg benutzen, sofern einer vorhanden ist?

Frank Wessel: Es kommt darauf an, ob er als benutzungspflichtig ausgewiesen ist. Das ist der Fall, wenn der Weg mit dem blauen Schild mit Fahrradsymbol ausgestattet ist. In der Bamberger Straße in Forchheim ist dieses nicht vorhanden. Deshalb ist es für kein Muss, den Radweg zu nutzen.

Lösung: richtig.

2. Dürfen Radfahrer freihändig fahren?

Frank Wessel: Nein. Radartistik hat im Straßenverkehr generell nichts zu suchen, egal ob der Fahrer einhändig oder gar freihändig fährt oder auf dem Fahrradgepäckträger durch die Stadt balanciert.

Lösung: Das stimmt. Laut Bußgeldkatalog sind für freihändiges Fahren fünf Euro fällig.

 

3. Wann dürfen Radfahrer bei Rot über eine Ampel fahren?

Frank Wessel: Meines Erachtens gar nicht. Es sei denn, es wird unmittelbar vor ihnen Rot und es ist nicht mehr möglich, abzubremsen. Das müsste für Fahrzeuge aber generell gelten und ist die einzige Ausnahme.

Lösung: stimmt fast. Ist eine geschlossene Radfahrergruppe mit mehr als 15 Personen unterwegs, dürfen die Teilnehmer die Ampel noch bei Rot überqueren, sofern der erste Fahrer diese noch bei Grün überquert hat.

Frank Wessel sagt dazu: Diese Regelung kennen wir, empfehlen sie unseren Radtourleitern bei unserer Schulung allerdings nicht. So gut wie kein Autofahrer kennt diese Regel, weshalb es nicht nur zu Ärger sondern auch zu gefährlichen Situationen kommen kann.

 

4. Wir bleiben bei der roten Ampel. Dürfen Radfahrer die davor stehenden Autos rechts überholen, um sich nach vorn zu schlängeln?

Frank Wessel: Ja, wenn der Abstand zu den Fahrzeugen groß genug ist und Radfahrer entsprechende Vorsicht walten lassen.

Lösung: Das stimmt.

 

5. Wo müssen Inlineskater fahren? Auf der Straße, dem Gehweg oder Radweg?

Frank Wessel: Vor dem Gesetz sind Inliner Spielzug und dürfen nur auf dem Gehweg fahren.

Lösung: Das stimmt. Es sei denn, ein Zusatzzeichen gibt das Skaten auf anderen Wegen frei.

 

Übrigens, bei einem Radler zu viel, kann der Fahrradfahrer seinen Führerschein verlieren. In Deutschland liegt die Grenze für angetrunkene Radfahrer bei 1,6 und mehr Promille. Zudem kassiert der Fahrer zwei Punkte in Flensburg und muss ein Monatsgehalt als Strafe bezahlen.

Für den Radurlaub im Ausland gelten teils noch schärfere Regeln. In Italien werden Bußgelder bereits ab 0,5 Promille fällig und starten bei einem Satz von 527 Euro. In Frankreich reicht die Spanne sogar bis zu 4500 Euro. Bei unseren Nachbarn in Tschechien gilt Null Promille für Biker wie Autofahrer.

Wie es um die Radwege in Forchheim bestellt ist? Mehr dazu lesen Sie "hier"

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