Rathaus Forchheim: Was wird aus den archäologischen Funden?

23.11.2020, 10:31 Uhr
Wird dieser Blick auf Mauerreste unter der Rathaushalle für künftige Generationen frei bleiben? Am Donnerstag trifft der Stadtrat hierzu wohl eine Entscheidung. 

© Ralf Rödel Wird dieser Blick auf Mauerreste unter der Rathaushalle für künftige Generationen frei bleiben? Am Donnerstag trifft der Stadtrat hierzu wohl eine Entscheidung. 

Worum geht es?

Um ein neues Kapitel Stadtgeschichte. Darin waren sich die Experten einig, als sie im Frühjahr 2019 präsentierten, was Archäologen bei Grabungen unter der Halle entdeckten: Mauerreste aus dem 9. Jahrhundert und Fundstücke von europaweiter Bedeutung. Fest steht: Rund um den heutigen Rathausplatz müssen einst reiche Bürger gewohnt haben. Längst ist nicht mehr ausgeschlossen, dass die runden Mauerreste eine bis dato ungeklärte Frage beantwortet: Wo einst die kaiserliche Residenz stand, in der Konrad I. im Jahr 911 zum König des ostfränkischen Reiches gewählt wurde.

Was sagen die Stadträte?

Die Stadträte waren unschlüssig, ob ein großflächiges Fenster (30 Quadratmeter oder kleiner) in den Boden integriert werden soll. Insbesondere Kulturbürgermeisterin Annette Prechtel (FGL) wie auch ihre gesamte grüne Stadtratsfraktion wirbt dafür, aber auch Archäologin und stellvertretende Leiterin des Pfalzmuseums Christina König. Die Freien Wähler sehen eine „historische Chance“, ebenso wie Teile der CSU: Ulrich Schürr sprach davon, „einen historischen Fehler zu vermeiden“, indem die Befunde wieder im Erdboden verschwinden. Die SPD spricht sich dagegen aus, weil sie eine Verzögerung bei der Rathaussanierung befürchtet, die FDP warnt vor zusätzlichen Kosten in „Millionenhöhe“. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) sieht Licht und Schatten: „Eine Sichtbarmachung wäre ein kulturelles Highlight“, sofern es nicht zu Problemen beim Abruf der Fördergelder komme, falls sich die Sanierung verzögere.

Wie soll es weitergehen?

Das für die Rathaussanierung beauftragte Architekturbüro hat auf Wunsch des Stadtrates mehrere Varianten ausgearbeitet. Diese liegen dem Stadtrat am Donnerstag vor: 

Variante 1: Die aktuelle Ausgrabungsfläche bleibt vollkommen erhalten, ein Sichtfenster im Boden der künftigen Markthalle (bisher Rathaushalle) und eine Glaswand im Keller ermöglichen Besuchern einen freien Blick auf die archäologischen Befunde. Die Sanierungszeit verlängere sich um ein Jahr, Mehrkosten von rund zwei Millionen Euro würden verursacht

Variante 2: Die Grabungsfläche wird teilweise erhalten. Die Sanierungszeit würde sich um sechs Monate verlängern, schätzt das Grabungsteam. Mehrkosten von voraussichtlich 600.000 Euro fielen an. Eine Verzögerung der Sanierung (bei Variante 1 oder 2), habe keinen Einfluss auf die Fördermittel.

Variante 3: Die Grabungsfläche wird „aufgegeben“, den Blick in die Vergangenheit soll eine Multimedia-Präsentation ermöglichen. Diese Lösung hätte keinen Einfluss auf weitere Sanierungsarbeiten, auch würden keine zusätzlichen Kosten entstehen, heißt es. Die Kosten für digitale Darstellung seien bereits im Budget für den Bereich „Kunst am Bau“ berücksichtigt. 

PATRICK SCHROLL

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