Rätselhafte Steinquader im Bauernkeller

8.11.2013, 17:48 Uhr
Rätselhafte Steinquader im Bauernkeller

© Roland Huber

Er gehört zu den kleinen Kellern, privat von etwa acht Erbbauberechtigten zur Kühlung des Biers genutzt: Der Bauernkeller, direkt neben dem Kupferkeller auf der unteren Ebene des Kellerwalds. 2012 wurde er in das Pilotprojekt aufgenommen, mit dem die Stadt zeigen will, wie sich die zum Teil maroden und einsturzgefährdeten Felsenkeller optimal sanieren lassen (wir berichteten).

Die ersten Meter des Stollensystems machen noch keine Angst. Der Boden ist in neuerer Zeit gepflastert worden, kein Steinquader droht aus der Decke zu stürzen. Doch schon hier hat Bauforscherin Lena Klahr von der Universität Bamberg etwas entdeckt: Der Stein wurde nicht nur mit einem Spitzeisen bearbeitet, sondern auch mit einem Zahneisen, das wie ein Rechen Kratzspuren hinterlässt. In den beiden anderen Pilotprojekt-Kellern (Rappen-, und Weiß-Tauben-Keller) war das nicht der Fall.

Hinweise auf das Alter des Stollensystems lassen sich daraus aber nicht schließen, sagt Klahr. Vieles bleibt beim Bauernkeller im Unklaren. Wann wurden die Gänge in den Felsen getrieben? Warum folgte man nicht den Klüften des Felsens wie im Weiß-Tauben-Keller? Und warum wurden am ursprünglichen Eingang (vom Kupferkeller aus) als Bodenbelag extra riesige Steinquader auf ein Ziegelstein-Bett gesetzt? Anderswo reichte der normale Boden aus. Der einstige Eingang ist heute zubetoniert. „Wir wissen nicht, ob die Steinquader von Beginn an dort lagen“, sagt Klahr.

Die Forschungsarbeiten im Bauernkeller sind abgeschlossen, Klahr und ihre Kollegin Julia Müller sind dabei, Schlüsse daraus zu ziehen. Demnächst wollen sie sich einige Erlanger Keller ansehen, dort vielleicht Parallelen erkennen, die besser schriftlich dokumentiert sind, denn über den Bauernkeller existieren keine alten Aufzeichnungen. Gleichzeitig soll möglichst schnell mit der Sanierung begonnen werden. Der Rappen-Keller ist bereits fertig, Weiß-Tauben- und Bauernkeller sollen bis nächsten Mai soweit wie möglich wieder sicher begehbar sein. Im Bauernkeller wird man dazu so genannte Schwerlast-Stützen einsetzen, um einige Felsbrocken, die sich im hinteren Teil des Stollens bereits gefährlich aus der Decke herauslösen, zu stabilisieren. „Bis zu 15 Tonnen können diese Stützen tragen“, erklärt Rolf Snethlage, der wissenschaftliche Koordinator des Projekts. 300000 Euro darf die Sanierung insgesamt kosten. Je ein Drittel zahlen die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Stadt und die Oberfrankenstiftung, sagt Bauamtsleiter Gerhard Zedler.

Am Ende sollen die Keller nicht nur als Vorbild dienen, sondern auch in Stadtführungen miteinbezogen werden. Darüberhinaus wird eine Broschüre alle Erkenntnisse dokumentieren. Schon jetzt regt sich Neugier aus anderen Gemeinden. Bei der Begehung des Bauernkellers war auch ein Vertreter der Stadt Höchstadt dabei.

Keine Kommentare