25 Jahre Hospizverein Forchheim

„Recht des Menschen, nicht allein zu sterben“

20.6.2021, 11:34 Uhr
Der Tod gehört zum Alltag. Doch die wenigsten beschäftigen sich mit dem Thema. Anders ist das bei Hospizhelfern. Sie sind ständig mit dem Sterben konfrontiert. 

© Foto: Mandy Krasser Der Tod gehört zum Alltag. Doch die wenigsten beschäftigen sich mit dem Thema. Anders ist das bei Hospizhelfern. Sie sind ständig mit dem Sterben konfrontiert. 

Ulrike Jochemczyk, Teil des Vorstands im Hospizverein für den Landkreis Forchheim, erklärt wie eine Begleitung aussehen kann: „Es geht damit an, dass man erstmal nur da ist und schaut was der Sterbende braucht. Manche möchten aus der Zeitung vorgelesen bekommen, mit anderen sprechen die Begleiter über Interessen aus dem Leben, manchmal sitzt man aber auch daneben und erträgt einfach nur die Stille. Das, was wir geben ist Zeit und im Mittelpunkt stehen immer die Bedürfnisse des kranken oder sterbenden Menschen.“


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Diese Zeit und Unterstützung für sterbende Menschen und ihre Angehörigen gibt der Verein bereits seit 25 Jahren. Seit Beginn hat sich die Arbeit der Ehrenamtlichen weiterentwickelt. Seit einiger Zeit werden auch kranke Kinder und deren Geschwister von den Ehrenamtlichen betreut und es wird eine Trauerbegleitung für die Angehörigen angeboten. Man kann sich bei Fragen zu Patientenverfügungen an sie wenden und durch Schulbesuche wollen sie die tabuisierten Themen Tod und Sterben in die Mitte der Gesellschaft bringen.

Damit niemand vor dem Tod alleine sein muss

Im Hospizverein engagieren sich aktuell 92 ehrenamtliche Begleiter, die den Sterbenden und deren Angehörigen ihre Unterstützung anbieten. Viele dieser Ehrenamtlichen haben selbst ein solches Schicksal im näheren Umfeld erlebt und kennen daher die Situation. Für die Arbeit als Hospizbegleiter muss allerdings jeder eine einjährige Ausbildung im Verein machen.

Seit 25 Jahren gibt es den Hospizverein Forchheim. Ulrike Jochemczyk (links) und Flora Heinlein (rechts) leiten den Verein. 

Seit 25 Jahren gibt es den Hospizverein Forchheim. Ulrike Jochemczyk (links) und Flora Heinlein (rechts) leiten den Verein.  © Nina Eichenmüller

„Dabei lernen sie wie die Arbeit in Pflegeeinrichtungen abläuft und wie man mit sterbenden Menschen umgeht. Das Ehrenamt ist emotional sehr intensiv, deswegen werden die Begleiter dahingehend geschult, ihre eigenen Grenzen kennenzulernen und diese einzuhalten“, weiß Flora Heinlein, die ebenfalls im Vorstand des Vereins tätig ist.

"Menschenwürdig leben bis zum Schluss"

Die Hospizbegleiter sind da, damit in der letzten Zeit vor dem Tod niemand allein sein muss. Doch gerade während der Pandemie gab es für die Begleiter kaum Möglichkeiten, den Sterbenden so nahe zu sein, wie sie es normalerweise sind. „Wir haben den Leitsatz `Menschenwürdig leben bis zum Schluss´ und das war während der Pandemie nicht gegeben. Wir sind in dem Moment nur Ausführende der Politik und können nicht anders. Uns zeigt das, dass das Leben, das Sterben und der Tod immer noch nicht richtig in der Gesellschaft angekommen sind“, so Ulrike Jochemczyk.

Mit Karten und Blumen haben die Begleiter trotzdem versucht, etwas Trost zu spenden und auch Hausbesuche waren unter strengen Hygiene-Vorlagen und mit Einverständnis der Angehörigen erlaubt. Die Pandemie hat dem Verein gezeigt, warum ihre Arbeit so wichtig ist und dass sie auch in den nächsten Jahren weiter darüber aufklären wollen.

„Es ist ein Recht des Menschen, nicht allein zu sterben. Wir hoffen, dass bald wieder öffentliche Veranstaltungen stattfinden können, um dem Thema Tod und Sterben einen Platz zu geben und Berührungsängste abzubauen“, sagt Ulrike Jochemczyk.

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