Rentnerin erhält Drohbrief nach Verkauf im Internet: Die Kripo ermittelt

23.9.2020, 16:21 Uhr
Eine Rentnerin im Landkreis Forchheim wollte nur ein Sofa im Internet verkaufen. Dann erhielt sie einen Drohbrief. Jetzt ermittelt die Kripo.

© Karl-Josef Hildenbrand, NN Eine Rentnerin im Landkreis Forchheim wollte nur ein Sofa im Internet verkaufen. Dann erhielt sie einen Drohbrief. Jetzt ermittelt die Kripo.

Mit diesem Brief wurde der Rentnerin der Einsatz massiver Polizeikräfte angedroht, wenn sie nicht die geforderte Summe zahle.

Mit diesem Brief wurde der Rentnerin der Einsatz massiver Polizeikräfte angedroht, wenn sie nicht die geforderte Summe zahle. © Foto: privat

Ein Sofa wollte eine Rentnerin via Facebook verkaufen. Gemeldet hat sich ein Internetbetrüger, der die 65-Jährige mit einem Drohbrief einschüchtert und Geld erpresst.

Die Wimmelbacher Rentnerin hat einfach nur noch Angst, dass der Absender des Drohbriefes sie doch zu Hause aufsucht, wie er es angekündigt hat. Deshalb möchte sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen und deshalb lässt sie die Fenster ihrer Wohnung gerade einbruchsicher machen. Aber sie möchte Andere warnen.


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Denn eigentlich wollte die 65-Jährige nur eine barocke Polstergarnitur sowie ein anderes Möbelstück verkaufen. In mehreren Gruppen und auf Seiten, auch auf dem Facebook Marketplace, inserierte sie deshalb. "Es sind keine Möbel, die eine breite Käuferschicht finden", erklärt die Wimmelbacherin ihr Vorgehen.

Zunächst eine private Nachricht

Tatsächlich meldete sich auf das eine Möbelstück eine ausländische Familie, die zur Besichtigung kam und das Teil kaufte. "Sie hatten nicht einmal verhandelt und waren sehr nett", erzählt die Rentnerin. Dann kam von einem anderen Interessenten eine Rückmeldung auf das barocke Gobelin-Sofa, mit der Bitte per privater Nachricht auf Facebook ihre Adresse zu nennen, denn er wolle das Sofa zum angebotenen Preis von 690 Euro kaufen. Der Interessent mit ausländischen Namen schrieb auf Deutsch.

Obwohl sie von Natur aus eher zurückhaltend ist, was die Preisgabe persönlicher Daten betrifft, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Wohnort und ihre Mailadresse zu nennen, um den Verkauf abzuschließen. Da der erste so unkompliziert verlief, war die Rentnerin auch nicht misstrauisch.

100 Euro als Versandversicherung für Abholservice

Der Interessent wollte das Sofa über einen Abholservice abholen lassen. Der Termin sollte ihr per Mail mitgeteilt werden, weshalb sie regelmäßig ihren elektronischen Briefkasten prüfen solle. Tatsächlich war kurz darauf ein Schreiben eingegangen, in einer Sprache, die die Rentnerin nicht verstand.


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"Ich konnte nur 790 Euro lesen", erzählt die Wimmelbacherin, die das dem Interessenten auch mitteilte. "Er erklärte, dass 100 Euro als Versandversicherung für die Transportfirma mit dem Namen Fedex-Express gedacht sind", sagt die Rentnerin. Diese 100 Euro sollte sie an den Interessenten überweisen, der das an die Firma bezahle.

"Nicht mit mir Freundchen, dachte ich mir da und lehnte ab", erklärt die Wimmelbacherin. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie, dass mit dem angeblichen Käufer etwas nicht stimmen kann.

Verwirrende Drohbotschaft

Doch kurz darauf kam per Mail ein Drohbrief. Der ist aus mehreren Fotos aus dem Internet - zu einer Art Collage - zusammengestellt worden. Polizisten mit schwerem Geschütz sind abgebildet. Die Drohbotschaft war ebenso verwirrend. Auf jeden Fall sollte die Rentnerin bezahlen und dazu im Supermarkt einen Zahlencode kaufen.

Wenn das Geld nach 100 Stunden nicht eingehe, würden Sicherheitsbeamte kommen und sie verhaften lassen. Auch mit der französischen Gendarmerie arbeite er zusammen.


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"Da bin ich zur Polizei gegangen", erklärt die Rentnerin im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten, die auch Bekannten von dem Vorfall erzählt hat. Einer Freundin ging es ähnlich. Auch sie weigerte sich zu bezahlen. Doch dann standen angebliche Fedex-Mitarbeiter vor deren Haus. Als die Bekannte ins Haus ging, verschwanden die Personen wieder.

Dass es der Wimmelbacherin nun ebenso ergeht und sie von Mitarbeitern aufgesucht wird, ist ihre große Sorge und bereitet ihr Angst. "Man hört immer wieder, dass Leute selbst wegen fünf Euro niedergeschlagen werden", sagt sie.

Kripo hat einen Ansatz

Inzwischen wird der Fall von der Kripo in Bamberg bearbeitet, berichtet Tobias Dörfler, Pressesprecher im Polizeipräsidium Oberfranken. Das Gute an diesem Fall: "Über Internetplattformen gibt es immer Ermittlungsansätze. Es lohnt sich, Anzeige zu erstatten", erklärt Dörfler. Bei Erpressungen oder Drohungen via Internet würden Spuren hinterlassen von den Tätern, denen die Polizei gut nachgehen könne.


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"Internetbetrügereien sind relativ häufig", bestätigt Dörfler. Dazu werden sämtliche Plattformen genutzt. "Grundsätzlich sollte man immer vorsichtig sein bei der Preisgabe personenbezogener Daten", sagt der Polizeisprecher. Wenn sich das wie in diesem Fall nicht vermeiden lässt und es dann zu Erpressungen und Bedrohungen kommt, sollte der Betroffene zur Polizei gehen.

Im Zweifel den Notruf wählen

"Wenn wir von diesen Fällen nicht erfahren, können wir nicht ermitteln", sagt Dörfler. Allerdings sollten sich die Betroffenen auch nicht scheuen, bei Bedrohung oder wenn man in Nähe der Wohnung Verdächtige ausmacht, den Notruf 110 zu wählen. "Es wird niemandem etwas angehängt, wenn sich dann herausstellt, dass es der neue Nachbar ist", betont Polizist Dörfler.

Die Rentnerin jedenfalls hofft, dass sie von den Drohbriefschreibern in Ruhe gelassen wird. Den seltsamen angeblichen Kaufinteressenten jedenfalls hat sie blockiert und den Vorfall auch dem Online-Netzwerk Facebook gemeldet. Bisher hat sie von dort aber keine Rückmeldung erhalten.

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